Marc Hennerici ist der Jüngste und Erfolgreichste

Eine Familie schreibt Motorsportgeschichte

Eine Familie schreibt Motorsportgeschichte

Großvater Heinz Hennerici fuhr einarmig erfolgreich Rennen, hier mit Helmut Kuhl.Foto: Archiv Klaus Ridder

Eine Familie schreibt Motorsportgeschichte

Zehn Jahre fuhr Marc Hennerici erfolgreich Gokart-Rennen und war zwei Mal westdeutscher Meister.Foto: Archiv Hennerici

Eine Familie schreibt Motorsportgeschichte

Der Eifelland-Formel-1-Rennwagen wurde einst von Großonkel Günther Hennerici gebaut.Foto: Archiv Klaus Ridder

Eine Familie schreibt Motorsportgeschichte

Auch für die Organisation des Truck Grand Prix ist Marc Hennerici zuständig.Foto: Klaus Ridder

Adenau/Mayen. Hennerici: ein Name, der in der Motorsportszene Geschichte geschrieben hat. Es waren die Brüder Heinz und Günther Hennerici, die in den sechziger und siebziger Jahren selbst Rennen fuhren und sogar einen eigenen Formel-1-Rennwagen bauten – und Eifelland-Wohnwagen, hergestellt in Mayen, waren europaweit bekannt.

Marc Hennerici (36), ein Mann der dritten Generation, hat schon eine 30-jährige erfolgreiche Rennkarriere hinter sich. Mittlerweile ist er als Geschäftsführer beim ADAC Mittelrhein und unter anderem zuständig für den Truck Grand Prix und andere Motorsportaktivitäten des ADAC.

Im Krieg schwer verwundet

Heinz Hennerici, Jahrgang 1924, der Großvater von Marc, wurde im Krieg schwer verwundet und hatte nur einen Arm. Das hielt ihn aber nicht davon ab, Rennen zu fahren. Meistens startete er mit Helmut Kuhl aus Bellingen und war sehr erfolgreich auf der Nordschleife – trotz der Behinderung. Heinz Hennerici starb 1987 mit 63 Jahren an Krebs.

Bruder Günther war erfolgreicher Fabrikant. Die Wohnwagenfirma Eifelland hatte einen Jahresumsatz von 50 Millionen Mark. Es wurde ein eigener Rennstall (Tourenwagen, Formel II und sogar Formel 1) betrieben. Beim Projekt eines eigenen Formel-1-Rennwagens mit einer futuristischen Verkleidung des Edeldesigners Luigi Colani traten bei der Firma wirt-schaftliche Probleme auf, Günther Hennerici verkaufte seine Anteile. Günther Hennerici war in zweiter Ehe mit der berühmten Rennfahrerin Hannelore Werner verheiratet. Günther Hennerici starb 2000, Hannelore Werner lebt heute im Eifeldorf Boos.

Die Renngene steckten den Hennericis im Blut. Kein Wunder, dass Marc mit sechs Jahren ein gebrauchtes Gokart bekam und zunächst Slalom- und dann richtige Rennen fuhr. Das waren immerhin zehn Jahre, auch sehr erfolgreich. So wurde Marc zwei Mal westdeutscher Meister. „Diese Jahre haben mich geprägt. Ich lernte, mit Geld umzugehen, eine Kartsaison kostete um die 20.000 Mark. Ich lernte Disziplin und wie ich mit Niederlagen umzugehen hatte“, so Marc Hennerici.

Es folgte 1998 der „Aufstieg“ in die Rennserien der Formel-Rennwagen (Formel Junior, Formel BMW). Das Material war schon alt, so fuhr er 2001 mit einem unterlegenen Rennwagen aus dem Jahr 1997, gleichwohl gab es zwei Siege.

Abitur mit 18

Nebenbei bestand Marc auch das Abitur mit 18 (trotz der vielen motorsportbedingten Fehlstunden) und begann mit dem Studium der Volkswirtschaft an der Uni Bonn. Doch der motorsportliche Durchbruch kam nicht, es scheiterte auch am Material. War die verheißungsvolle Motorsportkarriere etwa schon zu Ende? Es kam überraschenderweise anders. Erster Start beim 24-Stunden-Rennen 2002 mit 19 Jahren. „Auf der Döttinger Höhe habe ich nachts sogar das Licht ausgemacht, um mehr Leistung zu haben“, so Marc Hennerici. Der Motor ging kaputt, für Marc brach eine Welt zusammen, zumal auch das mit eingesetzte Startgeld futsch war. Doch dann kam der rettende Engel. „Dr. Hugo Koch, ein Rechtsanwalt aus Koblenz, sprach mich an und leitete eine Sponsorgeldsuche zur Deinhard-Sekt-Kellerei ein. Ich bekam Geld für ein Jahr für den Alfa-Romeo-Cup und gewann den auch“, so Marc Hennerici weiter.

Das Rennen auf dem engen Stadtkurs von Macau (portugiesische Kolonie, heute China), das ist das Highlight im Motorsport für Tourenwagen und Formel-3-Rennen. Wer in Macau gewinnt, der hat Chancen, im Motorsport ganz nach oben zu kommen.

„Ich startete auf einem BMW 320I. Im Freien Training konnte ich mich von elf Sekunden Rückstand auf den Trainingsschnellsten auf drei Sekunden verbessern und startete vom neunten Platz. Dann ein Crash der Spitzengruppe, ich lag auf Platz fünf. Noch zwei Überholungen, dann war ich Dritter – und das bei meinem ersten Start auf diesem anspruchsvollen Straßenkurs“, so Marc Hennerici.

Marc Hennerici hatte den Durchbruch geschafft. Es folgten viele erfolgreiche Jahre mit vielen Siegen und Podestplätzen. „Ein Sieg beim 24-Stunden-Rennen 2007 war drin, doch dann wurde das Rennen wegen Nebels abgebrochen, die Konkurrenz konnte den waidwunden Porsche nachts reparieren und gewann. Wir wurden Dritte“, so Marc Hennerici.

Über 25 Jahre Motorsport, eine lange, aber auch erfolgreiche Zeit. Und Marc Hennerici verdiente auch Geld dabei, immerhin war er auch einige Jahre Audi-Werksfahrer. Motorsport sollte aber nach dem abgeschlossenen Studium nicht die Zukunft sein.

Sofort engagiert

Marc Hennerici klopfte beim ADAC an und wurde sofort engagiert: Akademiker mit langer Motorsporterfahrung und dann noch heimisch in der Region, so etwas wurde gesucht. Heute ist Marc Hennerici Geschäftsführer/Abteilungsleiter „Sport und Event“ beim ADAC Mittelrhein und fährt Autorennen nur noch sporadisch.

„Von 2002 bis 2017 bin ich ohne Unterbrechung beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gestartet. Zweimal hätte ich das Rennen beinahe gewonnen, jedoch sollte es am Ende nicht rei-chen. Fünf Klassensiege und ein Gesamtpodium sind dennoch versöhnliche Ergebnisse. Umso enttäuschter bin ich gewesen, als ich für 2018 kein Cockpit finden konnte. Aufgrund der geringen Anzahl an Startern sind keine Plätze übrig geblieben. Alle verfügbaren Cockpits wurden durch Paydriver besetzt. Da ich mich ablenken wollte und mir meine Kindheit beim 24-Stunden-Rennen in Erinnerung geblieben ist, entschied ich mich dazu, mit meinem dreijährigen Sohn als Fan das Rennen an der Strecke mit Zelt und Grill zu verfolgen. Zu meinem Erschrecken hatte ich dabei überhaupt keinen Schmerz mehr über meine Abstinenz beim Rennen empfunden. Vielmehr genoss ich die Perspektive als Fan umso mehr und freute mich darüber, dass mein Sohn ebenso viel Spaß hatte.“Klaus Ridder