Seelsorgerinnen im stationären Hospiz im Ahrtal

Eine Hilfestellung für Gästeund deren Angehörige

Bad Neunahr-Ahrweiler. Die eine Frage kommt fast immer: Was wird sein? Was kommt danach? Egal ob evangelisch, katholisch, einer anderen oder keiner Konfession besonders zugetan. Am Lebensende ist es oft diese Frage, die die Gäste des stationären Hospizes im Ahrtal beschäftigt. Und egal, ob gläubig oder nicht, sie werden in dem ökumenisch geprägten Haus aufgenommen. Die Träger des Hospizes haben die Seelsorge im Hospiz daher bewusst ökumenisch ausgerichtet: Die Religionspädagogin Nicole Schumacher vertritt die katholische Kirche, Elisabeth Reuter als Pfarrerin von Remagen und Kripp die evangelische Kirche. „Aber so stellen wir uns nicht vor“, erklären sie: „Wir machen ein offenes Angebot an jeden jenseits von Konfessionsgrenzen und wir missionieren nicht.“

Bei der Aufnahme der Gäste wird angefragt, ob sie die Seelsorgerinnen kennenlernen möchten. Dann werden sie auf Wunsch von einer oder auch von beiden Seelsorgerinnen in ihrem Zimmer besucht. Manchmal ergeben sich aber auch ganz spontan Gespräche etwa beim Aufeinandertreffen im gemeinsamen Wohn- und Esszimmer, dem Herzstück des Hospizes. „Das ist das Schöne an dieser Arbeit hier: Dass es die Möglichkeit gibt, die Menschen abzuholen, wo sie sind und zu schauen: Was möchte und braucht dieser Mensch im Augenblick?“, sagt Elisabeth Reuter. Das ist die Leitfrage der Seelsorgerinnen. „Es ist ein Geschenk für alle, hier im Hospiz sein zu dürfen“, empfinden die beiden.

Manche Gäste finden erst im Hospiz wieder einen Zugang zu ihrer eigenen Spiritualität und zu Gott. Gerade, weil sie vorher oft sehr fremdbestimmt waren, werde noch mal eine andere Dimension des Lebens offenbart, wenn sie nach ihren Wünschen und Bedürfnissen gefragt werden, erklärt Nicole Schumacher: „Oft ist es so, dass ein ganz langes Martyrium durch Krankenhaus und Pflege zu Hause vor dem Besuch im Hospiz stehen und viele Gäste, aber auch An- und Zugehörigen, kraftlos hier ankommen. Im Hospiz haben sie die Möglichkeit, einfach mal zur Ruhe zu kommen und sich auf das zu besinnen, was wirklich existenziell ist: Was ist mir wichtig? Was möchte ich noch erleben oder erledigen? Wen möchte ich noch sehen? Was möchte ich meinen Angehörigen noch sagen?“

Seelsorgerinnen bieten Beistand und Trost

Manche brauchen dann Hilfestellung, um das in Worte zu fassen, auch für ihre Angehörigen. Andere brauchen Begleitung, um zu verstehen, dass sie keine Genesung mehr erfahren. Darin einzuwilligen ist oft ein schwieriger Prozess, nicht nur für die Gäste, sondern oftmals vor allem auch für die An- und Zugehörigen. Auch ihnen bieten die Seelsorgerinnen Beistand und Trost durch Gespräch oder Gebet an oder sind einfach nur da, denn manche Gäste können in der letzten Lebensphase nicht mehr sprechen. „Ich bete dann am Bett. Ich spreche einen Segen, wenn ich weiß, dass es in ihrem Sinne ist“, sagt Elisabeth Reuter.

Auch wenn die Einzelseelsorge mit den Hospizgästen im Vordergrund stehe, sehen sie sich die beiden Seelsorgerinnen auch als Begleiter der An- und Zugehörigen der Gäste, solange diese im Hospiz wohnen und der ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitenden. Pfarrerin Reuter bietet Gästen und ihren An-und Zugehörigen die Feier des Heiligen Abendmahls an. Frau Schumacher gestaltet Krankenkommunionfeiern. Die Seelsorgerinnen gestalten Gottesdienste und Andachten auf den Zimmern der Gäste oder im „Raum der Stille“ des Hospizes, wo auch das Gedenkbuch ausliegt und die Gedenksteine an die Verstorbenen erinnern.

„Das ist eben Seelsorge, dass man individuell auf die Menschen eingeht, und im Mittelpunkt steht eben, dass Gott derjenige ist, der uns Kraft senden will, der an unserer Seite ist, der uns begleitet“, sagt Nicole Schumacher. Auch deshalb haben die Seelsorgerinnen unter anderem eine für jedermann zugängliche „Verabschiedungsbox“ zusammengestellt mit Gebeten, Psalmworten, Gesängen, Engelsteinen, Handschmeichlern, Kreuzen, Rosenkränzen und einem duftenden Salböl. Auch die übrigen Mitarbeitenden des Hospizes nutzen diese Materialien zur spirituellen Begleitung. Und die Frage nach dem „danach“? Es sei gar nicht so wichtig, eine Antwort zu finden, sagen die Seelsorgerinnen: „Wichtig ist meist, jemanden zu haben, mit dem man auf die Suche geht, um den Weg gemeinsam zu beschreiten. Die Überlegungen auszutauschen und eventuell neue Impulse zu bekommen – das ist wichtig, und nicht die endgültige Vorstellung.“

Pressemitteilung

Hospiz im Ahrtal gGmbH