Die rüstigen Rentner sind seit fast zwei Jahrzehnten im Einsatz für die Stadt Sinzig

Eine ganz besondere Bürgerinitiative

Eine ganz besondere Bürgerinitiative

Feuer und Flamme für den Schwanenteich: Die Dächer des Tiergeheges waren ein Dauereinsatzort für die Rüstigen Rentner.Fotos: privat

Eine ganz besondere Bürgerinitiative

Eine ganz besondere Bürgerinitiative

Uwa Degen war nicht nur fast 20 Jahre „Oberrentner“, sonder auch Mitglied im Ortsbeirat seiner Vaterstadt. Hier die offizielle Verabschiedung mit Bürgermeister Andreas Geron.

Sinzig. Sie gelten als handwerklich begabter Notfalltrupp mit viel Herz und Engagement für ihre Vaterstadt. In Sinzig kennt die rüstigen Rentner nun wirklich jeder. Der Name ist dabei nicht der eines Vereins, sondern einer lose organisierten Truppe von Ehrenamtlern. Sich selbst definieren die Herren im Rentenalter übrigens wie folgt: „Bei den rüstigen Rentnern Sinzig handelt sich um eine Gruppierung von Rentnern, die sich seit rund zwei Jahrzehnten mit ihren ehrenamtlichen Arbeiten für die Verschönerung der Stadt einsetzt und damit die Stadtkasse entlastet. Sei es mit handwerklichen Arbeiten am Schwanenteich, oder in der Stadt selbst, in der AWO-Ferieneinrichtung auf dem Harterscheid oder im Kindergarten Sankt Peter. Von den rüstigen Rentnern wurde bislang eine ganze Reihe Projekte zum Wohle der Stadt verwirklicht. Dabei galt immer der Grundsatz, dass diese Projekte aus Spenden finanziert werden.

In Zukunft wird die Gruppe aber wohl etwas kürzertreten. Denn Oberrentner und Cheforganisator und Seele von dem ganzen ist der 84-jährige Uwa Degen. Und der wird im hohen Alter seinen Lebensmittelpunkt aus Sinzig weg in Richtung Meckenheim verlegen.

Die Gründung der Hilfstruppe „Rüstige Rentner“ war dabei übrigens keine Kopfgeburt und wirklich geplant. „Das hat sich halt einfach so ergeben“, erinnert sich Uwa Degen an die Anfänge vor fast zwei Jahrzehnten. Die Wiege der Gruppe stand dabei auf dem Ziemert und im Bereich Vogelsang. Dort hatte Degen einige Grundstücke mit Streuobstbestand gekauft. Mit einigen Freunden wurden also Obstbäume geschnitten, neue gepflanzt (gleich 142 Stück) und die vorhandenen Zäune in Ordnung gebracht. Und Degen und seine Kumpels entpuppten sich als sehr kommunikative Rheinländer. Bei Gesprächen mit Spaziergängern (mit und ohne Hund) wurde auch viel über den schlechten Zustand der diversen Bildstöcke auf dem Ziemert gesprochen. An diesen kleinen religiösen Gedenkstätten hatte entweder der Zahn der Zeit genagt oder sich Vandalen ausgetobt. „Engagiert sind zur Zeit rund 15 Mann und im Laufe der Jahre werden es wohl 50 gewesen sein“, beschreibt Uwa Degen die Anzahl seiner Männer. In die rüstigen Rentner kann man übrigens nicht eintreten, man kann nur Hilfe anbieten oder was viel häufiger vorgekommen ist, wird um solche Hilfe angefragt. Denn wer den Chefrentner kennt, weiß, dass der Mann der die direkte und gerade Ansprache im Klartext bevorzugt. Um es einmal anders herum zu formulieren: Eine große Karriere im diplomatischen Dienst wäre Degen wohl nicht beschieden gewesen.

Dafür war die Truppe aber in Sinzig sozusagen flächendeckend im Einsatz, wobei es immer wieder deutliche Schwerpunkte gab. Dies galt unter anderem für das AWO-Ferienheim (Hennes-Schneider-Haus) auf dem Harterscheid. Zur langjährigen AWO-Vorsitzenden Wiltrud Post hatte man stets beste Kontakte. Und diesem Ferienheim haben die rüstigen Rentner ein neues Dach auf dem Haupthaus ebenso wie einen neuen Fußboden verpasst. Eine neue Behindertentoilette, neue Wände ein neues Garagendach und auch eine Betonabdeckung für die Klärgrube gehen auf das Konto der Gruppe.

Viel gearbeitet wurde aber auch im und am Kindergarten Sankt Peter. Dort wurden neue Betonfundamente für den Kinderspielplatz gebaut, eine Fahrradrampe eingebaut, der Spielzeug-Schuppen mit einem neuen Dach eingedeckt oder die Dachabdichtung für den Fahrradstellplatz erneuert.

Das größte Projekt war wohl der Neubau des Daches am Sinziger Eximitierten-Haus (Obdachlosenheim) am Sinziger Harbach. Uwa Degen ist er heute noch besonders stolz darauf, dass er damals alle Dachdeckerfirmen im Sinziger Stadtgebiet für dieses Projekt ehrenamtlich und unentgeltlich unter einen Hut gebracht hat.

Von Beginn an gab es seit der Neugründung auch einen regen und intensiven Kontakt zum Sinziger Bürgerforum. Zeitweise waren die rüstigen Rentner so etwas wie der Bautrupp, der von der Zielrichtung ja etwas artverwandten engagierten Sinziger im Bürgerforum. Die Kräuterschnecke in der Mühlenbachstraße wurde von den rüstigen Rentnern ebenso baulich umgesetzt wie die Relaxbänke an der Ahr und in der Stadt sowie die Rosenranzgitter am Elsa Brandström-Ring. Vorteil für die Rentner, auf der anderen Seite als e. V. sorgte das Bürgerforum für die Umsetzung einiger Projekte.

Mit viel Herzblut haben die rüstiger Rentner auch das über die Region hinweg bekannte Heiligenhäuschen im Dreifaltigkeitsweg komplett saniert, eine neue Bankgruppe vor der neuen Cäcilia-Hütte auf dem Mühlenberg installiert und auch neue Abdeckungen für die Holzgeländer an den Ahrdrücken geschaffen. Auch der Spie.- und Boltzplatzbereich an der Harbachstraße war die wiederholt Einsatzfeld.

Eine intensive und sehr herzliche Zusammenarbeit bestand auch mit dem Schwanenteich. Dort wurden sämtliche Dächer der Tierunterstände erneuert einige 100 Meter Zaun instand gesetzt, die vom Hochwasser im Jahr 2016 umgelegten Zäune ausgerichtet und in diese Zäune auch Schleusen zum Schutz gegen Hochwasser eingebaut, neue Tierunterkünfte wurden gebaut, der Eingangsbereich neu hergestellt und auch sämtliche Tore erneuert oder repariert.

Sozusagen maßgeschneidert auf das handwerkliche Geschick und den Umgang mit Holz waren die zahlreichen Schutzhütten im Stadtgebiet, die fast alle schon von den rüstigen Rentnern saniert oder mit neun Dächern versehen wurden. Dies galt für die Heinrich-Lersch-Hütte in Bad Bodendorf für die Hütte am Rotweinwanderweg oder am Quellensteg, die Baltasar-Schmicker Hütte in Löhndorf, oder die Feuerwehrhütte auf dem Ziemert in Sinzig. Eigentlich gibt es in der Region keine Schutz- oder Wandererhütte, an der die rüstigen Rentner nicht tätig gewesen sind. Und immer galt das Prinzip, dass diese Arbeiten nicht nur ehrenamtlich erledigt worden, sondern, dass das Material oder die nötigen Finanzen grundsätzlich auch „zusammengeköttet“ wurden. Im Klartext heiß dies, das intensiv um Spenden und Material gebeten wurde.

Zwei Projekte konnten bisher noch nicht umgesetzt werden: Dies sind die Rückführung des Unicef-Brunnens von der Kreissparkasse Ahrweiler nach Sinzig und dessen Platzierung auf dem Kirchplatz und eine schönere und ansprechendere Lösung für den Drahtzaun auf dem Rondell der nordöstlich gelegenen Schlossmauer. Beide Aktionen sollen noch umgesetzt werden und sind als Geschenk an die Stadt Sinzig und deren Bürger gedacht.

Besonders aktiv in den Reihen der rüstigen Rentner war Friedel Pörzgen, der immer noch als unerreichtes handwerkliches Multitalent gilt und Ernst Thelen für seine Schlosserarbeiten sowie Gottfried Nonnast als Mann für alles, was mit Holz zu tun hat.

Und obwohl die rüstigen Rentner auch als Altersgründen ihre Aktivitäten in der Zukunft etwas zurück schrauben werden, auch ohne den ewigen Motor Uwa Degen will man weitermachen. Und so suchen die rüstigen Rentner Nachwuchs. Und vor allen Dingen in zwei Bereichen soll es weitergehen: am Schwanenteich und dem Harterscheid am Ferienheim der AWO. Alle, die mitmachen können und dabei nicht über zwei ausgeprägte linke Hände verfügen (etwas handwerkliches Grundgeschick ist bei den rüstigen Rentnern eben Grundvoraussetzung) können sich bei Gottfried Neuners unter der Rufnummer 02642 45942 melden. Denn so ganz zu Ende sein soll die Erfolgsgeschichte der rüstigen Rentner in Sinzig noch lange nicht.