Karnevalsgesellschaft „Blau-Weiß“ Niederlützingen feierte ihr 50jähriges Bestehen
Fest verwurzelt in der Region
Brohl-Lützing. Hochbetrieb herrschte am vergangenen Wochenende in und um die Niederlützinger Lavahalle. Grund: Die örtliche Karnevalsgesellschaft „Blau-Weiß“ feierte dort ihr 50jähriges Bestehen und richtete ein Jubiläumsfest aus. Den Auftakt machte am Freitagabend ein Festkommers, an dem zahlreiche Gäste aus nah und fern teilnahmen. KG-Vorsitzender Rudolf Schmitz eröffnete das mehrstündige Programm mit einer originellen Ansprache. Der 58-Jährige ließ die 50 Jahre KG-Historie, so wie er sie miterlebt hat, Revue passieren. „Als unsere Gesellschaft gegründet wurde, war ich ein Knirps von acht Jahren. Ich weiß noch, wie die Stadtsoldaten an Karnevalsmontag vor dem Feuerwehrhaus ihre Gerichtsverhandlungen abhielten. Hier lief Karnevalsmusik vom Tonband und aus dem Röhrenradio. Jeder, der sich nicht bei den Stadtsoldaten freigekauft hatte, wurde verurteilt. Ich erinnere mich noch, dass Peter Dehe im Schlafrock unter lautem Gejammer vor die Konfettikanone geschleppt und erschossen wurde. Danach trank er einen Schnaps mit der hohen Gericht und alles war wieder gut.“ 1973 war der jetzige KG-Vorsitzende erstmals als Aktiver im Rosenmontagszug dabei. Es sollte nicht das letzte Mal sein. „1977 fragte mich Hans-Werner Doll ob ich nicht Lust hätte, bei den Stadtsoldaten mitzumachen. Auf meine Frage, was muss ich denn da machen? antwortete er: Nix!. Na ja dachte ich, bei ´Nix`
kann ich ja mitmachen und wurde Stadtsoldat.“
Rudolf Schmitz weiter: „ Bei Nix geblieben ist dann nicht“. Er erlebte in den nachfolgenden Jahrzehnten einen kontinuierlichen Ausbau der Aktivitäten der Gesellschaft mit und war daran wesentlich beteiligt. Ab 1979 wurden Sitzungen veranstaltet, Ende der achtziger Jahre die erste Kindergarde gegründet, dann entstand das Männerballett, die ersten Kindersitzungen wurden veranstaltet, dann Möhnensitzungen, und, und, und. „Jetzt, mit 50 Jahren, besteht die KG Blau-Weiß Niederlützingen aus dem Elferrat, den Stadtsoldaten, dem Damenkomitee, der gemischten Garde, der Jugendgarde, der Kindergarde und den Minifunken. Das macht über 100 Aktive bei insgesamt 150 Vereinsmitgliedern“, verkündete er mit berechtigtem Stolz. „Ein 50jähriger hat auch eine Zukunft und um die ist es mir nicht bange. Wir haben mehr als 40 Kinder, die bei uns aktiv sind. Ich bin mir sicher, dass diese in 50 Jahren den 100jährigen Geburtstag unserer KG feiern werden“, prognostizierte er und nutzte die Gelegenheit, um sich bei all denen zu bedanken – Gemeinde, Unternehmen, Einzelpersonen -, die sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten in irgendeiner Funktion zum Wohle der KG „Blau-Weiß“ engagiert haben. Er erwähnte in diesem Zusammenhang drei Personen: Hans-Peter Gammel, seit 1979 ununterbrochen Sitzungspräsident der KG, Hans-Gerd Keldenich, „unser Eventmanager, Erfinder des Köhballs und der Kindersitzungen“ sowie Alexandra Wilhelmi, die sich seit 1995 in vielfältigster Weise als Trainerin engagiert.
Apropos Einsatz zum Wohle der Gemeinschaft. Zwei andere KGler wurden im Verlaufe des Abends wegen ihres jahrzehntelangem Engagements besonders geehrt: Hans Schmidtke und Erich Müller, seit 1970 bzw. seit 1970 Mitglied bei den „Blau-Weißen“, wurden zu Ehrenmitgliedern der Gesellschaft ernannt.
Die Bedeutung ehrenamtlicher Tätigkeit für die Allgemeinheit bildete auch einen Schwerpunkt der Festrede, die Schirmherr, Ortsbürgermeister Michael R. Schäfer hielt. Die KG Niederlützingen pflege nicht nur das rheinische Brauchtum, sondern leiste mit ihren unterschiedlichen Aktivitäten einen wertvollen Beitrag in der Dorfgemeinschaft, sie sei ein Stück Heimat, machte er deutlich. „Die Kinder- und Jugendarbeit der KG dient nicht nur dem Fortbestand des Vereins, sondern ist vorbildlich und leistet einen wichtigen Beitrag zur Integration junger Menschen in das Gemeinschaftsleben.“ In ähnlicher Weise äußerte sich auch Friedhelm Münch, der in seiner Eigenschaft als Kreisbeigeordneter die Glückwünsche der Landkreises Ahrweiler überbrachte. „Das, was sie Jahr für Jahr auf die Beine stellen, ist hervorragend. Sie leben in Ihrer Gesellschaft das Miteinander der Generationen.“ Auch Bürgermeister Bernd Weidenbach betonte in seiner Laudation die Bedeutung der KG „Blau-Weiß“: „Ihre Gesellschaft ist fest verwurzelt in der gesamten Region. Sie organisieren den Karneval nahezu ausschließlich mit Eigengewächsen, garantieren mithin Frohsinn mit Leuten aus dem Ort für Leute aus dem Ort. Sie zeigen an 365 Tagen im Jahr, was ehrenamtliches Engagement bedeutet.“ Landtagsabgeordneter Guido Ernst, seit vielen Jahren ein Freund der Niederlützinger Karnevalsfreunde, hob in seinem Grußwort ebenfalls die ehrenamtliche Arbeit der „Blau-Weißen“ hervor.
Im Verlaufe des Abends konnte Hans-Peter Gammel, der als Moderator in gewohnt souveräner Manier durch das Programm führte, Willi Fuhrmann das Mikrophon übergeben. In seiner Eigenschaft als Bezirksvorsitzender des RKK (= Rheinische Karnevals-Korporationen) überbrachte dieser die Glückwünsche des Dachverbandes, dem rund 1.500 Vereine angehören. Außerdem nahm er den Festkommers zum Anlass, um einige verdiente Niederlützinger Karnevalisten auszuzeichnen. Die RKK-Verdienstmedaille in Bronze erhielten Verena Distelrath und Jutta Kulmus, die Verdienstmedaille in Silber Gerhard Wissen und Hans-Peter Heinrichs. Mit der Verdienstmedaille in Gold wurde Alexandra Wilhelmi ausgezeichnet. Eine ganz besondere sehr seltene Ehre wurde Hans-Peter Gammel zuteil; er erhielt die RKK Verdienstmedaille in Silber am Bande. Im Verlaufe der Feier gratulierten natürlich auch zahlreiche befreundete Vereine und Gesellschaften dem „Geburtstagskind“. Arthur Schwenzfeier beglückwünschte die KG „Blau-Weiß“ in seiner Eigenschaft als Ehrenvorsitzender des örtlichen „Vereinsrings“, dem alle Niederlützinger Vereine angehören, Rainer Mosen überbrachte die besten Wünsche von der FWG Brohl-Lützing. Ferner gratulierten die KG „Narrenzunft“ aus Brohl, die Bergmöhnen aus Oberlützingen, die Stadrsoldaten aus Gönnersdorf, die KG Bad Breisig, die Möhnen Bad Breisig, die KG „Zesse Jecke“ Niederzissen, die KG Burgbrohl, die Oberzissener Möhnen und die KG Boisdorf dem Jubilar. Letztgenannte kommen aus Düren. Zu Boisdorf unterhält die Lützinger KG seit vielen Jahren freundschaftliche Beziehungen unterhält. Die Gäste aus Boisdorf mit ihrer Vorsitzenden Sandra Beyer an der Spitze gratulierten mit mehreren Tänzen ihrer Tanzmariechen. Es waren nicht die einzigen Unterhaltungselemente des Festkommerses, sondern den gesamten Abend über wechselten sich Reden bzw. Ehrungen mit Darbietungen ab. So waren die gemischte Garde der KG Niederlützingen ebenso zu bewundern wie das Männerballett. Eine gelungene Premiere feierte das neue Lützinger Tanzpaar, Alisa Ockenfels und Kevin Haupt. Einen Einblick in ihre tänzerischen Qualitäten gaben ebenfalls die Aktiven der Tanzgarde der Niederzissener KG. Natürlich gab es auch mehrere Büttenreden zu beklatschen. Biggi Geef berichtete über ihre Diät und wusste damit ebenso zu überzeugen wie Stefan Vogt, der einmal mehr als „en arme Deuwel“ brillierte und die Lachmuskeln des Publikums bis aufs Äußerste strapazierte. Bis in die tiefe Nacht hinein sorgte schließlich Alleinunterhalter Harald Ax für die passende Musik.
Mit dem Jubiläumswochenende sind die Aktivitäten der KG Niederlützingen in diesem Monat noch nicht erschöpft, denn bereits am kommenden Wochenende geht es weiter. Am Samstag, 12. November, findet ab 11.11 Uhr in der Lavahalle das große Möhnentreffen mit Abordnungen von Vereinen und Gesellschaften aus der gesamten Region statt.
AS