Nachbarschaftshilfe in Ahrweiler

Gelebte Solidarität: „Ahrweiler es oos Stadt“

Gelebte Solidarität: „Ahrweiler es oos Stadt“

Freiwillige Helfer in Ahrweiler

Ahrweiler. Christian aus Ahrweiler hat ein Problem. Zahnpasta ist vorhanden, für die Helfer im Katastrophengebiet gibt es Fleischwurstbrötchen und abgepackten Streuselkuchen. Dazu hat der Ahrweiler vor den Trümmern, die mal sein Geschäft waren, längst gesorgt. „Es kann jeder kommen, der Durst oder Hunger hat“, sagt er. Allerdings hat er kein Hundefutter. Sehr zur Verzweiflung von Daniel, der für den Border Collie seines Vaters verzweifelt Nahrung sucht. „Das Tier ernährt sich seit zwei Tagen ebenfalls von belegten Brötchen und Lebensmittelspenden, denn das Hundefutter stand leider im Erdgeschoss, das komplett geflutet wurde“, sagt er. Ihm wurde geholfen – jemand hatte noch Büchsen mit Nassfutter. „Wir hätten hier wahlweise Huhn oder auch Schwein“, blickt Sandra auf die Dose. Der Hund, Paula, jault vor Freude und möchte mit ihren Menschen spielen. Das kommt gut an und ist auch notwendig. Denn das Geschmuse mit den Menschen hilft. Viele lachen, als Paula den Ball apportiert. Abschalten für zwei Minuten. Doch das Drumherum stört das friedliche Bild. Schlamm und Trümmer, umrahmt von Sirenen und dem Geräusch von Helikopterrotoren, werden wieder greifbar. Einsatzfahrzeuge von der Feuerwehr und dem THW kommen an. „Alter, das ist ja ein Black Hawk!“, sagte Andreas der in den Himmel blickt, während er gerade belegte Brötchen verteilt. Und er hat recht. Der Hubschraubertyp wurde seit dem Fall der Mauer hier nicht mehr gesichtet.

Probleme gibt es auch bei Timo. Sein Supermarkt ist abgesoffen. Auch Maik hatte mal ein Schreinereigeschäft. „Ich hab hier nichts mehr.“ sagt sagt Udo aus Ahrweiler. Vor drei Wochen hat er sich eine neue Heizung angeschafft. Die ist „natürlich total Fritte“, wie sein Nachbar Günther kauend sagt. Seine Frau Roswitha hat ihm ein paar Stullen mitgegeben. Es gibt Graubrot mit Leberwurst und ein paar Energie-Drinks. Die verteilt er jetzt unter den Nachbarn.“Im Prinzip brauchen wir keine Bettlaken oder Unterhosen“, sagt Horst, der ebenfalls im Katastrophengebiet lebt. „Wir brauchen keine Klamotten, sondern Diesel, Kippen, Bier und Panzer“, so der ehemalige Hausmeister. Sein Wunsch wurde zumindest teilweise erhöht. Christian hatte ein paar Stubbis vorbei gebracht. Paula jault glücklich, Und was war mit den Panzern? In Walporzheim hat man wohl einen gesehen. Dort soll der Leopard stehen und Schutt zur Seite schieben. Unvorstellbar für die Menschen vor Ort, die weiterhin viele Vermisste und auch einige Tote zu beklagen haben. ROB