Veranstaltung mit Schul- und Kitagemeinschaften in Grafschaft blickt nach vorn

Gemeinsam den Bildungsstandort Ahrtal gestalten

02.02.2022 - 13:00

Grafschaft. „Wir sind froh, wenn Sie uns zuhören.“ Und: „Vergessen Sie uns nicht“ - so formulierten im vergangenen Jahr Schülerinnen und Schüler sowohl der Philipp Freiherr von Boeselager Realschule plus aus Ahrweiler sowie der Ahrtalschule in Altenahr ihre Wünsche in persönlichen Gesprächen und in Briefen an Bildungsministerin Dr. Stefanie Hubig. Jetzt erinnerte die Bildungsministerin bei der Veranstaltung „Zukunft Bildung gemeinsam gestalten – mit den vom Hochwasser betroffenen Schulen und Kitas“ daran und erklärte: „Das Ahrtal und die von der Flut betroffenen Gebiete stehen auch 440 Tage nach der unvorstellbaren Sturzflut jeden Tag auf unserer Agenda. Während es im vergangenen Schuljahr vor allem darum ging, schnell dafür zu sorgen, dass alle Kinder und Jugendlichen wieder in Kitas und Schulen gehen konnten, liegt unser Fokus in diesem und den nächsten Jahren darauf, die Einrichtungen weiter aufzubauen und mit ihnen gemeinsam das Ahrtal zu einem modernen Bildungsstandort zu machen.“

Rund 250 Vertreterinnen und Vertreter der Kita- und Schulleitungen, der Lehr- und Fachkräfte sowie der Schülerinnen und Schüler und Eltern aller von der Flut betroffenen Einrichtungen waren zu der Veranstaltung ins Are-Gymnasium in Grafschaft gekommen.

SolidAHRität / Wiederaufbau

Nach der Flut im Juli 2021 waren 29 Schulen in Rheinland-Pfalz durch zum Teil enorme Gebäudeschäden direkt betroffen oder lagen im Einzugsgebiet der Flutregion. 17 Kindertagesstätten waren sanierungsbedürftig oder mussten und müssen neu errichtet werden. Die Ministerin erinnerte an die Zeit danach: „Bereits im September 2021 konnten im Bereich der Kitas nahezu alle der rund 1.300 verlorenen Betreuungsplätze wiederhergestellt und die Betreuung wiederaufgenommen werden. Bei unseren Schulen ist es uns gelungen, dass alle Klassengemeinschaften nach den Sommerferien erhalten bleiben konnten, was für die Kinder und Jugendlichen nach dem Erlebten besonders wichtig war. Das war ein großer gemeinsamer Kraftakt aller Beteiligten: der Schulen, der Kitas, der Träger, der Schulaufsicht, dem Landesamt für Soziales, Jugend und Versorgung, dem Pädagogischen Landesinstitut sowie der vielen Helferinnen und Helfer. Ein großes Dankeschön richte ich an dieser Stelle auch an alle aufnehmenden Einrichtungen.“

Hubig betonte ebenfalls das wichtige und andauernde Engagement der rheinland-pfälzischen Schulpsychologie, die unmittelbar nach der Katastrophe im Einsatz war, zeitweise aus anderen Bundesländern unterstützt wurde, und bis heute mit der Zentrale in Mayen ein wichtiger und verlässlicher Ansprechpartner vor Ort ist.

„Das Erlebte wirkt nach. Das weiß ich aus den vielen Begegnungen, Briefen und Schreiben mit und von Kindern und Jugendlichen, Lehr- und Fachkräften oder Leitungen. Seien Sie deshalb versichert: Wir unterstützen Sie weiter. Wir hören weiter zu, wir arbeiten mit Ihnen, wir vergessen Sie nicht“, so die Ministerin.

Moderner Bildungsstandort Ahrtal „Wir sind heute im Are-Gymnasium zu Gast, das mittlerweile in der Container-Landschaft in Grafschaft untergebracht ist. Übergangslösungen, wie die in Grafschaft und andernorts, werden über die beiden Soforthilfeprogramme des Landes im Umfang von 100 Millionen Euro finanziert. Der Wiederaufbau von Schulen und Kitas wird zudem über den 30 Milliarden Euro starken Aufbaufonds von Bund und Ländern abgedeckt“, erklärte Hubig und sagte: „Mir ist es wichtig, dass sich unsere Kita- und Schulgemeinschaften wohlfühlen und sie in Ruhe zusammen sein, lernen und arbeiten können. Deshalb war es mir von Beginn an ein Anliegen, mich regelmäßig mit ihnen auszutauschen. Denn nur wer miteinander spricht, weiß, wo Nachsteuerungsbedarf herrscht und wo wir gemeinsam anpacken müssen.“

Timo Lichtenthäler, Schulleiter der Boeselager Realschule plus Ahrweiler, versucht nach der Flutkatastrophe einen Blick in die Zukunft: „Die Prognosen deuten auf eine lange Zeitspanne des Wiederaufbaus hin. Es wird von allen Beteiligten Geduld, Rücksicht und Akzeptanz erforderlich sein. Ich wünsche mir, dass die Entscheidungsträgerinnen und -träger auf allen Ebenen den Mut haben, die sich bietenden Chancen im Sinne eines zukunftsorientierten Gebäudes und somit auch eines innovativen Unterrichts zu erkennen und zu nutzen.“ Und weiter: „Vonseiten des Bildungsministeriums und der Schulaufsicht erhoffe ich mir, dass sie uns auf diesem langen Weg begleiten, unterstützen und uns in elementaren Eckpunkten weiterhin als Ausnahmeregion betrachten. Beispielhaft sei hier die besondere Notwendigkeit von Personalreserven genannt“, so der Schulleiter.

Bildungsministerin Hubig betonte, dass man auch diesen Aspekt gemeinsam mit der Schulaufsicht weiter im Blick habe: „Im ersten Halbjahr des Schuljahrs 2021/2022 hatten wir bereits schulartübergreifend 21 zusätzliche Stellen für Lehrkräfte und Pädagogische Fachkräfte zur Verfügung gestellt. Diese Stellen stehen weiter zur Verfügung. Zudem wurde unmittelbar nach der Flutkatastrophe ein Vertretungspool, die sogenannte ‚Sonderfeuerwehr-Ahrtal‘ eingerichtet, damit kurzfristigen Vertretungsbedarfen schnell entgegnet werden kann.“

Darüber hinaus hob die Ministerin auch die Chancen hervor, die die aktuelle Situation den Kitas und Schulen bietet. „Der Wiederaufbau gibt uns die Chance, den Bildungsstandort Ahrtal modern aufzustellen. Das waren viele Ihrer Schulen und Kitas schon vor der Flut und das werden sie auch wieder sein. Ich weiß zum Beispiel, dass sich auch einige Schulen für die große Schulentwicklungsinitiative Schule der Zukunft interessieren und ich möchte sie alle auch ermutigen, daran teilzunehmen, wenn sie dafür bereit sind. Wenn jemand bewiesen hat, dass er mit enormen Herausforderungen umgehen kann, dass er alles nur Denkbare tut, um so viel Normalität wir möglich für die Kinder und Jugendlichen herzustellen, dann sind sie es. Gemeinsam, da bin ich sicher, werden wir unsere Schulen und Kitas weiterentwickeln - und ich freue mich deshalb auch sehr, dass wir uns heute dazu austauschen können“, so die Ministerin abschließend.

Umrahmt wurde das Programm durch den Chor des Are-Gymnasiums.

Pressemitteilung

Ministerium für Bildung

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