Bürgerversammlung in Adenau hat Verkehrsproblematik rund um den Nürburgring zum Thema

„Halligalli“ am Ring: Bürger kämpfen gegen ignorante Autofahrer

„Halligalli“ am Ring: Bürger kämpfen gegen ignorante Autofahrer

Die Anzeige der Geschwindigkeitsmessanlage am Ortseingang von Adenau zeigt oft „rot“. Fotos: CF

„Halligalli“ am Ring: Bürger kämpfen gegen ignorante Autofahrer

(v.l.) Alexander Gerhard (Nürburgring), Dirk Hansen ( achbereich Ordnung, Soziales und Schulen VG Adenau), Guido Nisius (Bürgermeister VG Adenau), Heiko Schmitz (PI Adenau), Armin Rausch (PI Adenau) und Arno Hoffmann (Bürgermeister Stadt Adenau) stellten sich der Diskussion zur Verkehrssituation am Nürburgring.

„Halligalli“ am Ring: Bürger kämpfen gegen ignorante Autofahrer

(v.l.) Manuel Wehrmann (Leiter Polizeidirektion Mayen), Heiko Schmitz (Leiter Polizeiinspektion Adenau) und sein Stellvertreter Armin Rausch.

Adenau. Die Verkehrsproblematik rund um den Nürburgring scheint Bürger aber auch Verwaltung und Ordnungshüter seit Längerem gleichermaßen zu beschäftigen. Polizei, Verbandsgemeinde, die Stadt Adenau und der Nürburgring hatten zu einer Bürgerversammlung in die Hocheifelhalle zum Thema „Verkehrssituation rund um den Nürburgring“ eingeladen. Mehrere hundert Menschen, darunter Anwohner direkt aus Adenau aber auch den umliegenden Gemeinden, hatten teilgenommen. Ziel der Veranstaltung war es, Ideen und Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in Bezug auf die Problematiken des ruhenden und fließenden Verkehrs in den Ortschaften zu erhalten. Die Teilnehmer des Bürgerforums konnten anonym in Form von Zetteln Stellung zu den Themen beziehen oder sich auch vor Ort am Mikrofon äußern. Auslöser für diesen Abend waren nach Angaben der Verantwortlichen zahlreiche Beschwerden und Leserbriefe, die Parkverstöße, Lärmbelästigung durch Auto- und Motorradfahrer aber auch anderes Fehlverhalten auf und abseits der Straßen thematisierten.

Wildes Parken: Einheimische oder Touristen als Übeltäter?

Zu Beginn der mehrstündigen Diskussion gab Dirk Hansen, Fachbereichsleiter Ordnung, Soziales und Schulen der Verbandsgemeinde Adenau eine Übersicht über die erteilten Verwarnungen im Zeitraum von einem Jahr. Insgesamt 2.953 Fälle von Falschparkern, die teilweise durch ihr rücksichtsloses Verhalten den Verkehrsfluss behindern, aber auch Bereiche für Verkehrsteilnehmer und Fußgänger unsicher machen, wurden registriert und entsprechende Verwarnungen ausgesprochen. Dabei fiel in der Statistik auf, dass nach Angaben von Dirk Hansen der Anteil der Ausländer verschwindend gering sei, gerade einmal 3 Prozent aller Vergehen. Anwohner berichten jedoch davon, dass es vor allem die auswärtigen Ringbesucher sind, die sich überwiegend nicht gesetzeskonform verhalten. Da die Überwachung des ruhenden Verkehrs, sprich Parkkontrollen überwiegend in der Woche und am Tage stattfinden, könne die Statistik nach Ansicht vieler Adenauer Bürger nicht ein Abbild der tatsächlichen Situation liefern. Für Empörung im Publikum sorgte letztlich die Aussage des Fachbereichsleiters zur derzeitigen Personaldecke der Verbandsgemeinde, die über eine Halbtagskraft verfügt, die sich um Parkkontrollen und das Verteilen von „Knöllchen“ kümmert.

„Sicherlich wird man da auch überlegen müssen für mehr Personaleinsatz zu sorgen, um diese rund-um-die-Uhr Versorgung auch sicherstellen zu können“, äußerte sich Dirk Hansen im Anschluss an die Diskussion.

Seitens der Verbandsgemeinde wies man in diesem Zusammenhang auf die Möglichkeit einer Jedermannanzeige hin. Bürger können damit gravierende Parkverstöße mit Foto, Kennzeichen, Ort, Datum und Uhrzeit an das Ordnungsamt melden, das wiederum eine entsprechende Verwarnung in die Wege leitet. Fahrer aus dem europäischen Ausland haben dabei allerdings kaum etwas zu befürchten, da das Ordnungsamt erhebliche Probleme bei einer grenzüberschreitenden Verfolgung der Verstöße hat. Verwarnungsgelder können erst ab einer bestimmten Höhe vollstreckt werden, die bei solchen Vergehen meist nicht erreicht wird. Von allen Verwarnungen, die sich an Ausländer richteten, wurden nur 30 Prozent bezahlt.

Rechtsfreier Raum?

Gerade weil Verkehrssünder aus dem Ausland meist ungeschoren davon kämen, würden Anzeigen der Bürger dann wohl häufig ins Leere laufen. „Die können hier doch machen, was sie wollen“, äußerte ein Teilnehmer seinen Unmut. Die Betroffenen möchten das gehandelt wird und forderten den Einsatz von Parkkrallen oder ein Abschleppen der betreffenden Fahrzeuge, die oftmals am Wochenende kreuz und quer an Bushaltestellen oder Fußgängerüberwegen parken. Dirk Hansen verwies daraufhin auf die Verhältnismäßigkeit, solche Maßnahmen seien daher nicht gerechtfertigt.

Straße statt Rennstrecke

Eines kristallisierte sich an diesem Abend heraus. Adenau hat sicherlich gleich mehrere Brennpunkte in Bezug auf dieses Thema, aber auch Menschen aus Antweiler, Müllenbach oder Nürburg berichten von zunehmenden Problemen auf den Straßen. Illegale Rennen, aufheulende Motoren, laute Fehlzündungen von Fahrzeugen, Raser und gravierende Parkverstöße alles das sei für die Menschen rund um den Ring fast zum Alltag geworden. Der Nürburgring als Wirtschaftsmotor für die Region ist beim Publikum unumstritten, das Klientel, was dieses jedoch anlockt, macht viele Anwohner wütend.

„Andere fahren nach „Malle“ und machen Halligalli, das hier ist unser „Malle““, sagt ein Adenauer Bürger, der auf Gäste aus Schweden und Spanien anspielt, die an den langen Nordschleifenwochenenden nicht nur auf der Rennstrecke die „Sau“ rauslassen würden.

Polizei will Problem langfristig in Griff bekommen

Viele aufgrund der Zustände besorgte und hilflose Bürger richteten ihre Forderungen an Politik, Polizei und Verwaltung mehr Personal für entsprechende Kontrollen einzustellen. Der Leiter der Polizeiinspektion Adenau, Heiko Schmitz gab zu, dass Lautstärke ein großes Thema sei und laute Fahrzeuge mitten in der Nacht vielen Menschen den Schlaf rauben würde. Armin Rausch, ebenfalls von der PI Adenau konstatierte, dass Beschwerden über Lärmbelästigungen stark zugenommen hätten. In diesem Zusammenhang könnte man nur mit Geschwindigkeitsüberwachungen, Radarkontrollen oder Lasermessungen für Abhilfe schaffen. Die Beamten haben sich zur Lösung des Lärmproblems auch mit Kollegen aus anderen Gebieten ausgetauscht. Ein in Mannheim bereits erprobtes Konzept, das erfolgreich gegen die dortige Poser-Szene eingesetzt wurde, könne nach Ansicht der Beamten auch Ableitungen für Adenau liefern. Ein 3-Phasen-Plan, zu deren Bestandteil auch eine solche Bürgerversammlung gehört, soll letztlich mit entsprechenden Sanktionierungen enden, was eine allgemeine Verbesserung der Lage verspricht.

„Wir haben uns dem Thema Poser und Raser angenommen, also der fließende Verkehr und ich glaube, wenn man die, die viel zu schnell fahren, die sich über ihr Fahrzeug demonstrieren wollen, wenn man an die ran geht, dann hat man schon viel gewonnen“, sagte Manuel Wehrmann, Leiter der Polizeidirektion Mayen.

„Wir wollen mehr machen!“

Zum Ende des Abends konnten viele Bürger mit der Gewissheit nach Hause gehen, dass ihre Anliegen und Beschwerden von den Verantwortlichen gehört oder in der Nachbetrachtung Beachtung finden. So beispielsweise ein Vorschlag, dass Nürburgring und Polizei enger miteinander zusammenarbeiten sollten. Bis dato werden zu laute Fahrzeuge mit einem Schallpegel von über 130 Dezibel von den Fahrten auf der Nordschleife ausgeschlossen, können danach aber ungehindert im öffentlichen Verkehr weiterfahren. Ein Umstand, der durch eine bessere Kommunikation vielleicht schon verhindert werden kann.

Eine weitere positive Nachricht aus dem Mund von PD-Leiter Manuel Wehrmann: „Die Polizei Adenau wächst auf zwei Streifen, das ist für vergleichbare Dienststellen im Land viel!“

Selbst wenn diese Aussage nur wenige Menschen in der Hocheifelhalle überzeugen konnte, so bleibt eine Äußerung im Gedächtnis. „Wir wollen mehr machen!“, versprachen die Vertreter der Polizei übereinstimmend.

Nach einem Jahr könnte eine weitere Bürgerversammlung dazu dienen, ein erstes Fazit aus den bis dahin umgesetzten Maßnahmen zu ziehen.

Der Nürburgring ist sich seiner Verantwortung bewusst

Neben Politik, Verwaltung und Polizei hatte Nürburgring-Pressesprecher Alexander Gerhard den Menschen vor Ort klar gemacht, dass auch der Nürburgring als einer der Mitverursacher seine Verantwortung wahrnehme und Stellung beziehe. Gerhard stellte eine neue Kampagne vor, in der Fahrer und Funktionäre auf Plakaten, Anzeigen und weiteren Publikationen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr werben. Unterstützt wird die Aktion von der VLN Langstreckenmeisterschaft sowie Fahrern und Funktionären, die in der Rennserie aktiv sind. Nach Auskunft des Nürburgrings, sind zum Start die Teamchef-Urgesteine Olaf Manthey und Johannes Scheid, Rennfahrerin Sabine Schmitz sowie ihre männlichen Kollegen Philipp Eng, Tim Schrick und Adam Christodoulou auf den Motiven zu sehen.

„Der Nürburgring wird als Rennstrecke natürlich mit schnellem Fahren in Verbindung gebracht und es gibt bei uns auch viele Angebote, bei denen ein Fahrzeug schnell bewegt werden darf. Hierfür schaffen wir jedoch einen entsprechenden Rahmen und ergreifen die angemessenen Sicherheitsmaßnahmen, damit viele Motorsport- und Nürburgring-begeisterte ihr Hobby ausüben können“, sagt Nürburgring Geschäftsführer Mirco Markfort.

Die Kampagne „Sei Vorbild! Motorsportler und Fans für gegenseitige Rücksicht im Straßenverkehr“ ist zweisprachig aufgezogen, um auch das internationale Publikum zu erreichen.

CF

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