Großes Logistikzentrum der Stadt Remagen

Hier steht alles Notwendige für die Opfer und Helfer der Ahrkatastrophe bereit

Die Rheinhalle fungiert inzwischen überwiegend als Übernachtungsmöglichkeit f ür Helfer aus ganz Deutschland – Auch gespendete Kleidung halten die Helfer bereit

27.07.2021 - 10:29

Remagen. Ein großer Dreh- und Angelpunkt in der fürchterlichen Katastrophe von der Ahr ist in Remagen das große Logistikzentrum bei der Garten- und Landschaftsbau Firma Nalca in Remagen, gegenüber der Feuerwehr. Die Stadt Remagen hat in Eigeninitiative dort direkt nach Bekanntwerden der Katastrophe ein Logistikzentrum eingerichtet. Als Koordinator fungierte der Kämmerer der Stadt Remagen, Marc Göttlicher. „Bundesweit haben wir inzwischen ein Netzwerk aufgebaut, bei dem wir alles bestellen können, was benötigt wird. Nach drei Tagen hatten wir alles im Griff. Rund 150 Einsatzkräfte sind hier im Einsatz. Rund 70 Einsatzkräfte sind immer da, das wechselt sich ab. Hier wird alles vorsortiert, was in 40-Tonnern ankommt und wie in einer Art Supermarkt aufgebaut wird. Wir sind der Familie Nalca, die unkompliziert und hilfsbereit ihre Gewächshäuser zur Verfügung stellte, ausgesprochen dankbar“, betont Göttlicher. Nicht nur die drei Gewächshäuser, sondern auch noch Kühlhallen und den großen Vorplatz stellt die Familie Nalca dem großen Helferteam zur Verfügung. Alles läuft wie am Schnürchen, die Lkw kommen nach vorheriger telefonischer Ankündigung mit allem Benötigten an. „Was wir brauchen, laden wir ab. Wenn Dinge anrollen, die wir nicht brauchen, gehen die auch wieder zurück. Auch Privatleute kommen mit ihren Spenden. Lkw, auch die Fahrzeuge vom Bauhof der Stadt Remagen, werden mit Bestellungen aus den Einsatzorten beladen und fahren die benötigten Dinge direkt an den Einsatzort. Aber auch private Geschädigte kommen und holen sich ebenso kostenlos, was sie dringend brauchen“, macht Göttlicher, dessen Telefon ununterbrochen klingelt, klar.


Lkw‘s kommen mit Spenden und leere Lkw‘s bringen die Spenden nach Bestellung an die Einsatzorte an der Ahr


Vor den Hallen herrscht reges Treiben, Lkw und Privatfahrzeuge kommen, werden eingewiesen, und fahren beladen wieder ab über die eingerichtete Einbahnstraßenregelung. In einer Halle wird von vielen Händen alles vorsortiert, was anschließend im „Supermarkt“ in beschrifteten Regalen sortiert lagert und in den Einkaufswagen, die vom benachbarten Discounter ausgeliehen wurden, landet. Und es ist alles da. Ob Kinderkleidung, Spielzeug, Kindersitze fürs Auto und alles rund ums Kind bis hin zu Nahrung und Windeln, ob Damen- oder Herrenkleidung, alles sortiert nach Größen, ob Tiernahrung, jede Menge Hygieneartikel, alles steht für die Flutopfer kostenlos zur Verfügung. Natürlich gibt es auch jede Menge Wasser und viele Nahrungsmittel, die dringend benötigt werden. „Renner aus den Kühllagern sind das Bier für nach der Knochenarbeit und die Süssigkeiten als Nervennahrung“, weiß Göttlicher. Ebenso sind aber vor allem Einsatzmaterialien von den Handschuhen, über Eimer, Besen, Schaufeln und mehr vorhanden. „Wir werden auch angefahren von THW und DRK, die von hier aus die gewünschten Artikel mit in die betroffenen Gebiete nehmen. Das DRK lädt dann auch Lebensmittel ein, mit denen im Einsatzgebiet Essen gekocht und den Betroffenen und Helfern angeboten wird“, erläutert Göttlicher.


Eine große Hilfsbereitschaft


Besonders freut ihn die Hilfsbereitschaft von Menschen und Firmen aus ganz Deutschland. Was nicht direkt vor Ort benötigt werde, werde koordiniert und weitervermittelt. Anfangs seien die Lieferungen rund um die Uhr eingelaufen. Auch das sei inzwischen geregelt. Von 10 bis 20 Uhr sind die Helfer vor Ort. Die Uhrzeiten mit den Anliefern werden abgesprochen, damit die Fahrzeuge auch entladen werden können. So läuft im Logistikzentrum zur Versorgung der vielen Menschen, die Hilfe benötigen, alles rund.


Rheinhalle diente Anfangs als Notunterkunft


In der Rheinhalle, wo Martin Tillmann für die Koordinierung der Hilfe zuständig ist, wird es derzeit etwas ruhiger. Hier gibt es zwar auch noch Kleidung und Lebensmittel, aber die großen Mengen werden inzwischen in den Hallen des Logistikzentrums sortiert, gelagert und verteilt. Anfangs diente die Rheinhalle als Notunterkunft für Betroffene der Flutkatastrophe. „In der Anfangszeit waren hier mehr als 40 Betroffene untergebracht, die auch mit Essen versorgt wurden. Inzwischen sind es nur noch zehn Evakuierte, die in der Rheinhalle schlafen und mit Essen versorgt werden. Die meisten haben inzwischen eine private Notunterkunft gefunden oder wurden dorthin vermittelt“, weiß Tillmann. Als Unterkunft dient die Rheinhalle, in der rund 200 Betten zur Verfügung stehen, für Hilfskräfte. „Derzeit ist eine 25-köpfige Feuerwehrtruppe aus Weimar hier untergebracht. Die Truppe fährt jeden Tag zu den Einsatzorten und hat hinter der Rheinhalle eine eigene Versorgungsstation aufgebaut“, erläutert der Koordinator in der Rheinhalle, wo auch die Duschen, ebenso wie im Schwimmbad, für Betroffene und Helfer zur Verfügung stehen. Einige Helferinnen sortieren die angelieferte Kleidung im Foyer. Immer wieder kommen auch hier die privat unterbrachten Flutopfer, um sich mit dem Nötigsten einzudecken. Zusätzlich zu den Helfern stehen in der Rheinhalle auch Mitarbeiter der Stadtverwaltung Remagen bereit, um Wohnungsangebote und -anfragen zu koordinieren. Und ganz am Rande haben Kinder vom Kinderhof Remagen Flaschenpost gebastelt und mit lieben Briefen versehen, die den Betroffenen Hoffnung machen sollen. AB

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