Pfarrgemeinderat in Langenfeld diskutiert über die katholische Kirche
Hoffnung für einen hoffnungslosen Fall?
Langenfeld. Ist die katholische Kirche ein hoffnungsloser Fall? Dieser Frage ist der Pfarrgemeinderat (PGR) der Pfarrei St. Jodokus, zu der die ehemaligen Pfarreien Langenfeld, Kirchwald, Baar-Wanderath zählen, nachgegangen, als sie zum Gesprächsabend in das Langenfelder Sportlerheim eingeladen hat. Konkrete Ideen konnten im Austausch zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen sowie Interessierten direkt formuliert werden, doch in erster Linie ging es den Veranstaltern darum, ein offenes Ohr für die Belange der Gläubigen zu haben und Impulse wahrzunehmen.
„Entstanden ist die Idee durch die schrecklichen Skandale in der katholischen Kirche, durch die sich viele Menschen von ihr abkehren“, berichtete Gaby Hilger im Namen des gesamten Vorbereitungsteams. „Es soll eine Möglichkeit sein, bei der Menschen sich mit den Hauptamtlichen unterhalten können und ihnen sagen, wo es brennt.“ Geplant wurde die Veranstaltung durch einen Arbeitskreis bestehend aus dem Vorsitzenden des PGR Gerd Bungarten, Bernd Heimermann, Gaby Hilger und Pfarrer Thomas Corsten; sie wurden unterstützt durch den Pastor und Dekan des Pastoralen Raums Mayen, Jörg Schuh und Margit Ebbecke als ehemaliges Mitglied im Leitungsteam des Pastoralen Raums, die den Abend moderierte.
In zwei Gruppen wurde über Fragen wie, „Was stört mich?“, „Was macht mir Hoffnung?“, „Wie kann es lokal weitergehen?“, diskutiert. Dabei wurden viele positive Erfahrungen aus der Vergangenheit geteilt: „Ich habe Kirche in meiner Jugend erlebt, damals wurde viel für Jugendliche gemacht. Wir haben dadurch Gemeinschaft erfahren“, sagte zum Beispiel Georg Heimermann. „Für mich war Kirche immer ein Bestandteil in meinem Leben und sie bedeutet für mich Heimat“, ergänzte Gerd Bungarten. Auch für Seniorin Anneliese Stark war und ist die katholische Kirche ein fester Antrieb: „Mein Glaube hat mir durch das Leben geholfen und Kraft gegeben.“ Doch wie könne man diese positiven Aspekte in das „Hier und Heute“ übertragen? Ein Ansatzpunkt wäre die Stärkung der Messdienerarbeit, beispielweise durch gemeinschaftsbildende Ausflüge oder Freizeiten, schlugen die Besucherinnen und Besucher vor.
Zu erschrockenen Reaktionen führten Fotomontagen, die Langenfeld, Kirchwald und Wanderath ohne Kirchengebäude zeigten. Denn für alle seien diese wichtige Anker in ihrem Leben. „Hier kann ich Lösungen finden und meinen Glauben in Gemeinschaft leben“, sagte beispielsweise Anneliese Stark. Ein Leben ohne Kirche könne man sich nicht vorstellen, so die einhellige Meinung. Nach Wünschen für ihre Kirche vor Ort gefragt, antworteten die Teilnehmenden, dass sie sich über kulturelle Angebote freuen würden wie über geistliche Verkündigungsangebote, alternative Gottesdienstformen sowie über mehr Begegnungsmöglichkeiten nach den Messen. Zudem äußerten sie die Bitte, dass Kirchen und Kapellen tagsüber geöffnet bleiben, obwohl diese durch Vandalismus immer wieder beschädigt werden, wie derzeit in Kirchwald.
Das Erfüllen der Wünsche sei aber nur möglich, wenn sich viele engagierten – betonten die Hauptamtlichen. „Wir können manches nicht mehr leisten. Wir machen, was möglich ist“, versprach Dekan Schuh und ermutigte: „Kirche ist mehr als der Pastor.“
Hoffnungslos endete das Treffen aber keinesfalls, denn Hoffnung sei ein wesentlicher Teil des christlichen Glaubens. „Aber die Kirche wird sich verändern“, war sich Diakon Hans-Georg Bach sicher. „Dass der PGR solch einen Abend angeht, ist ein Zeichen für mich, dass Kirche sich verändert“, so Schuh. Alle Teilnehmenden waren sich einig, dass sie mit gutem Beispiel vorangehen wollen, denn „ich kann mir ein Leben ohne Glauben nicht vorstellen“, fasste Gaby Hilger treffend zusammen.
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