Julia Nickel, Inhaberin des Reisebüro JNB Travel in Oberbreisig

„Ich bin dankbar für die Unterstützung“

„Ich bin dankbar für die Unterstützung“

Julia Nickel Foto: privat

BLICK aktuell: Der Lockdown geht erneut in die Verlängerung. Wie beurteilen Sie die Maßnahme?

Julia Nickel: Tatsächlich begrüße ich die erneute Verlängerung. Aktuell zeichnet sich ab, dass die getroffenen Maßnahmen ihre Wirkung erzielen. Mir ist eine erneute letztmalige Verlängerung lieber und wir können danach dauerhaft stückweise zur Normalität zurück kehren, als jetzt alles zu öffnen und wir sind in vier Wochen wieder am gleichen Punkt und man würde dann wieder von vorne anfangen.

BLICK aktuell: Wie hoch sind die finanziellen Einbußen in den letzten Monaten?

Nickel: Als eine der wenigen Branchen befinden sich die Reisebüros nun schon im zweiten Coronajahr. Seit Februar 2020 kann ich meinem Job nicht mehr nachgehen und verdiene kein Geld. Im Gegenteil, ich musste sogar für bereits gebuchte Reisen, die aufgrund der Pandemie nicht durchführt wurden, die Provisionen zurückzahlen.

In dem letzten Jahr habe ich aber mitnichten nichts gemacht, im Gegensatz, ich habe Kunden aus dem Urlaub zurückgeholt, habe unentgeltlich meinen Kunden mit Rat und Tat zur Seite gestanden, sie unterstützt ihre Gelder von den Reiseveranstaltern zu erhalten. Fast alle Reiseveranstalter sind seit März telefonisch nicht mehr erreichbar und somit wurden wir dann zum Prellbock. Und das alles ohne Bezahlung !

BLICK aktuell: Wie steht es um die Hilfszahlungen der Politik? Kommen die an und wie hoch sind die bürokratischen Hürden?

Nickel: Mit Sofort– und Überbrückungshilfen wird man in Deutschland- im Gegensatz zu anderen Europäischen Ländern, schon hilfreich unterstützt. Die Soforthilfe konnte ich eigenständig beantragen, die Überbrückungshilfe muss ein Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer einreichen.

Die ersten Hilfen kamen schnell an, allerdings lassen die aktuellen Hilfen ( Ü3 ) leider auf sich warten. Natürlich sind diese Hilfen nur „ein kleiner Tropfen auf dem heißen Stein“ und können die anfallenden Kosten nicht abdecken aber ich bin dankbar, überhaupt eine staatliche Unterstützung zu erhalten. Viele Kollegen in anderen Ländern erhalten keinerlei Hilfe.

BLICK aktuell: Können Sie die Umsatzausfälle kompensieren, zum Beispiel durch ein Onlineangebot? Leider nicht, da ich kein Produkt habe was ich verkaufen kann.

Nickel: Das Auswärtige Amt warnt aktuell vor nicht notwendigen, touristischen Reisen. Anders als Friseure, Gastronomen oder der Einzelhandel haben Reisebüros auch nach dem Lockdown kein bedingungsloses Produkt was verkauft werden kann.

Und sollte tatsächlich eine Buchung getätigt werden, kommen die Provisionen erst wenn der Kunde tatsächlich auch reist. Das ist oft erst Monate nach der Buchung, falls es dann überhaupt coronabedingt erlaubt ist. Genau das ist das große Problem für alle Reisebüros.

Wir mussten als erstes schließen und werden die letzten sein die wieder Geld verdienen.