Die neuen Ausstellung im Arp Museum zeigt: Bis heute setzt sich der japanische Einfluss in der europäischen Alltagskultur fort
„Im Japanfieber“ - Manga, Anime und Cosplay
„Im Japanfieber - Von Monet bis Manga“ ist im Arp Museum Bahnhof Rolandseck bis 20. Januar 2019 zu sehen
Rolandseck. Mehrere Räume des Arp Museums Bahnhof Rolandseck hat die große Ausstellung „Im Japanfieber - Von Monet bis Manga“ erobert. Sie macht anschaulich, wie zum Beginn der Meiji-Zeit vor 150 Jahren, als sich Japan dem Westen öffnete, die Begegnung mit der japanischen Kultur vor allem in der Kunst im Westen ein regelrechtes „Japanfieber“ auslöste. Blick aktuell hat bereits über die Auseinandersetzung mit dem Japonismus in der Kunstkammer Rau berichtet, wo ausgehend von japanischen Farbholzschnitten der Einfluss Japans auf den Impressionismus in seiner Blütezeit von 1870 bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts aufgezeigt wird. Dieser Thematik folgte die gemeinsam mit dem Musée des Impressionisme in Giverny entwickelte Ausstellung auch in Frankreich, wo der Kooperationspartner sie schon gezeigt hat.
Das Fieber geht weiter
In Rolandseck hat man sich vom Japanfieber weiter „erhitzen lassen“, so Museumsdirektor Oliver Kornhoff zum zweiten Schwerpunkt, der nur im Arp Museum dargestellt wird. Nach den Impressionisten folgte eine intensive Auseinandersetzung zunächst durch die Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“ und, Mitte des 20. Jahrhunderts, im „Informell“. Von der ernsten Kunst dehnt sich etwas später das Interesse in den Bereich der Populärkultur aus. Die Rede ist von japanischen und japanisch inspirierten Comics, sogenannte Mangas, die in der Tradition der Holzschnitte Hokusais stehen, die schon die Impressionisten faszinierten. Sie sammelten diese Holzschnitte, allen voran Claude Monet, aus dessen Sammlung erstmals ein größeres Konvolut außerhalb Frankreichs gezeigt wird
„Alle Welt liest Manga im Zug“ hat Astrid von Asten beobachtet während der Zeit, in der sie in Japan lebte. So bringt sie als Kuratorin des Schwerpunktes Manga, Anime und Cosplay in der Ausstellungsetage des historischen Bahnhofs gute Vorrausetzungen mit. Hokusais Skizzenbücher können als Vorläufer der heutigen Mangas gelten. Einige seiner Zeichnungen zeigt der Südraum, wo eine Sitzecke zum Manga-Schmökern und Stellwände zum Skizzieren und Bekleiden von Mangafiguren einladen und wo auch eine lebendige Bildergeschichte der Mangaka (Mangazeichnerin), Christina S. Zhu, alias Pummelpanda, zu sehen ist. Eigens für die Ausstellung erhielt sie den Auftrag eine Story mit Heldin zu kreieren. Ihre Verfolgungsjagd mit dem Magical Girl Seven auf die Tunnelwand zwischen Alt- und Neubau verbindet nun die beiden Ausstellungsteile.
Biene Maya und Pirat Kabuki
Der Nordraum befasst sich mit den für Japan typischen Zeichentrickfilmen, Anime. Handgezeichnete und –kolorierte Einzelbilder hängen an den Wänden. In den Vitrinen stehen Merchandising-Sammelfiguren, wie die des Piraten Kabuki. Sehr aufwendig entstehen die Anime-Produktionen in Studios mit 100 Haupt- und 120 Nebenzeichnern. In die deutschen Kinderzimmer kamen die Filme bereits seit den 1970ern durch die „Biene Maja“, „Heidi“, „Wickie“ und „Nils Holgersson“. Sie sind alle in japanischen Studios gedreht worden. Ihre Figuren verkörpern oft ein in Japan ausgeprägtes Ideal (kawaii), das in etwa dem Begriff des Kindchenschemas entspricht. In der Sitzecke können sich die Besucher niederlassen und zahlreiche Filme und Filmausschnitte anschauen.
Auch der mittlere Raum gibt den Besuchern, im Blick hat das Museum wohl insbesondere die jüngere Klientel, Impulse selbst aktiv zu werden. Hier geht es um das Phänomen des Cosplay (costume-play), bei dem beliebte Manga- und Animecharaktere zum Leben erweckt werden. Das machen Interviews mit Cosplayern auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse / Manga Comic-Con 2018 und der Düsseldorfer Dokomi, 2018 nachvollziehbar. Außerdem besteht die Möglichkeit, es den Cosplayern gleichzutun, Perücken überzuziehen und Kleidungsstücke anzuziehen, um sich in zwei Settings mit Kostümen für ein Foto zu inszenieren. Anfang und Ende eines jeden Ausstellungsbesuchs markiert jeweils der inspirierende japanische Felsengarten vor dem Museum, den der bekannte Sinziger Gartendesigner Peter Berg aus Steinen, Gehölzen, Blühpflanzen und Gräsern gestaltet hat. HG