Premiere im Schlosstheater Neuwied: „Ziemlich beste Freunde“

„Keine Hände, keine Schokolade“

„Keine Hände, keine Schokolade“

Driss (re. Felix Frenken) bringt Phillippe (li., Timothy Peach) dazu,das Leben wieder zu genießen. Foto: Matthias Stutte

„Keine Hände, keine Schokolade“

Neuwied. Ein Theaterstück der ganz besonderen Art gibt es jetzt im seit Wochen ausverkauften Neuwieder Schlosstheater. in Neuwied. Wer kennt die Geschichte nicht, die der „ziemlich besten Freunde“, ein preisgekrönter Film, der noch dazu auf einer wahren Begebenheit beruht.

Der mittellose „Knacki“ Driss, der den vom Hals abwärts gelähmten Millionär kennenlernt, eigentlich nur, um seine „Stütze“ zu sichern.

In Watte gepackt und Tag und Nacht gepflegt ist Phillippe mit der Zeit zum eigenbrötlerischen Griesgram geworden, toll gespielt und sehr authentisch dargestellt von Timothy Peach. Es bedarf schon einer großen Körperbeherrschung, diese Rolle den ganzen Abend glaubhaft durchzuhalten, dafür gebührt ihm großer Respekt. Denn anders als im Film kann man auf der Bühne eine missglückte Szene nicht wiederholen. Aber das ist auch nicht nötig. Gebannt verfolgt das Publikum das Stück. Manchmal könnte man eine Stecknadel fallen hören.

Sein Gegenspieler ist Felix Frenken, der weder Scham noch Tabus zu kennen scheint. Übermütig und direkt wie ein Kind nimmt er sich schließlich des Patienten an, und es entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden Männern. Der eine lernt vom anderen: Der mit schwerem Schicksal an den Rollstuhl gefesselte Millionär beginnt, dem Leben wieder etwas Positives abzugewinnen, der aus den Slums stammende Driss erfährt eine gesellschaftliche Läuterung.

Natürlich holt ihn im Lauf der Geschichte seine Vergangenheit wieder ein und natürlich erhält der Zuschauer dann einen Einblick in lieblose Pflege. Aber das Happy-End erlöst den Zuschauer, und insgeheim hat man in diesen zwei Stunden eindrucksvollem Theater richtig viel gelernt. Es ist eine herzergreifende Geschichte, mit viel Charme und Augenzwinkern, die auch schonmal festgefahrene Klischees Lügen straft.

Toll das wie immer raffinierte Bühnenbild mit allerlei praktischen Schikanen. Eine super Inszenierung von Gerhard Hess und wieder einmal perfekt ausgesucht. Standing Ovations und tosender Applaus waren berechtigt.

Das Stück wird noch bis zum 28. Februar gespielt, alle Vorstellungen sind ausverkauft.

-HE-