Letzter Blick auf gelebte Geschichte um 1900 – Lützel erinnert an Metzgerei Hammermann
Lützel. Mit großem Interesse verfolgten rund 60 Gäste eine eindrucksvolle Veranstaltung der Geschichts-AG von LützelAktiv e.V., die einem fast vergessenen Ort der Lützeler Geschichte gewidmet war: der ehemaligen Metzgerei Hammermann am Schüllerplatz.
Das Fachwerkhaus – einst lebendiger Handwerksbetrieb, nun vom Abriss betroffen – war eines der letzten Gebäude im Stadtteil, das noch aus der Zeit des Rayongesetzes stammte. Dieses preußische Gesetz aus dem 19. Jahrhundert verhinderte dichten Wohnungsbau rund um die Festung Koblenz – ein Umstand, der das Gesicht des Stadtteils bis heute prägt.
In bewegender Sprache wurden bei der Veranstaltung die autobiografischen Erinnerungen aus den Jahren um 1900 von Johann Wirsching, dem einstigen Hausburschen der Metzgerei, lebendig. Renate Weber trug Auszüge daraus vor: vom Duft der Leberwurst, über die strenge Hausherrin bis hin zu einem Dorfpolizisten, den alle nur „Mehlsack“ nannten.
Für einen besonderen Moment sorgte Ellen Wienen, die Enkelin Johann Wirschings, die persönlich anwesend war und auch gleich einige ihrer Cousinen mitbrachte. „Mein Großvater hat seine Erinnerungen festgehalten, und darüber sind wir sehr froh. Es war einfach eine ganz andere Zeit, die wir uns heute kaum vorstellen können.“
Werner Weber, Vorsitzender von LützelAktiv e.V. , sagte in seinem Grußwort: „Mit dem Abriss dieses Hauses verschwindet nicht nur ein Gebäude, sondern ein Stück lebendige Stadtteilgeschichte. Umso wichtiger ist es, dass wir solche Erinnerungen gemeinsam bewahren.“
Auch Kurt Vogel, langjähriger Wegbegleiter des Vereins, war unter den Gästen – gemeinsam mit vielen Lützeler:innen, die selbst noch Erinnerungen an das Gebäude hatten oder darin eingekauft haben.
Das Projekt ist Teil der kontinuierlichen Arbeit der Geschichts-AG von LützelAktiv e.V., die Zeitzeugnisse sichert, Erzählungen dokumentiert und das kulturelle Gedächtnis des Stadtteils lebendig hält.
