21. Auflage des Barbarossamarktes bei idealem Marktwetter
Mit Musik, Gauklern und Feuershow auf Zeitreise ins Mittelalter

Sinzig. Der Barbarossamarkt im Sinziger Schlosspark hat von seiner großen Anziehungskraft nichts verloren. Zum 21. Mal gab es das Mittelalterspektakel rund um Sinzigs gute Stube. Es war schon wie immer so etwas wie eine Zeitreise. Zunächst eine nahezu perfekte Zeitreise ins Mittelalter. Denn die 21. Auflage des Mittelaltermarkts rund um das Schloss und auf der Jahnwiese lockte am Wochenende viele Besucher. Mit Tendenz in Richtung Besucherrekord, es war halt einfach ideales Markwetter. Trocken und eher etwas schattig, aber mit viel Sonne.
Vor allen Dingen am Sonntag ließ sich die Sonne blicken und sorgte für ein munteres Markttreiben. Der Verein „Wir helfen“ als Veranstalter bezieht zudem seit geraumer Zeit die Jahnwiese mit in das Marktgeschehen ein. Das schafft grundsätzlich mehr Platz und Abstand.
Erstmals fand in diesem Jahr dort ein Bauernmarkt statt. Am Samstag und Sonntag gab es dort zahlreiche heimische Produkte. Neben Lebensmitteln wie Kartoffeln, Kürbissen und Käse standen auch Blumenzwiebeln, Blumen und Kräuter zum Verkauf. Daneben bot ein Färberstand seine Produkte feil. Auf dem Bauernmarkt frisch hergestellte Kartoffelpuffer sowie eine Taverne sorgten für das leibliche Wohl.
Vor allen Dingen für die Pänz war der Barbarossamarkt eine tolle Abenteuerreise. Bogenschießen, Specksteinschleifen, Schmieden, Töpfern, Hexenflugschule boten ebenso Unterhaltung wie zwei große Badezuber für die Erwachsenen. Und an Speis und Trank wurde ebenfalls nicht gespart. In der Sud-Bud gab es Kaffee und Tee, im tanzenden Einhorn Deftiges zu futtern, in der Hexenschenke Cider und Cocktails.
Beim großen Abendspektakel am Samstag wurde es dann schon frischer, den vielen Besuchern wurde aber eine fulminante Feuershow geboten. Die mittlerweile 21. Auflage des Barbarossamarktes zu Sinzig rund um das Schloss lockte am Wochenende Mittelalter-Fans aus der gesamten Republik.
Markt entwickelt sich weiter
Vor der beeindruckenden neugotischen Kulisse des Sinziger Schlosses, die einfach zum Fest passt, sorgte man in den Reihen der Veranstalter weiterhin für viel Authentizität. Aber es gab auch Neuerungen zum Jubiläum. So startete der Markt bei freiem Abendeintritt bereits am Freitag. Mit sehr großem Erfolg, was bei „Wir Helfen“ einige grundsätzliche Überlegungen in Gang setzte.
Dabei gibt es einige Tendenzen zu beobachten. Zu Gründungszeiten wurden Mülltonnen und Papierkörbe einfach nur mit Sackleinen verhüllt. Mittlerweile tragen die Abfallbehältnisse an einigen Standorten selbst ein aufwendiges Gewand.
Das Abendspektakel selbst hat sich ebenfalls etwas gewandelt. Waren es einst filmreife Stunts und Schaukämpfe, die im Mittelpunkt standen, war es am Samstag mehr ein großes Unterhaltungsprogramm mit Musik und Tanz und einer grandiosen Feuershow. Showkämpfe und Mittelalterurniere nicht nur mit Schwert und Schild gibt es immer noch reichlich, aber die fanden in diesem Jahr an den Nachmittagen statt. Besonders beliebt, wenn bei den Kinderschlachten die Pänz mit ihren Plastikprügeln die tapferen Recken mit Schild und Schwert so richtig aufmischen konnten.
Die Musikanten blieben beim diesjährigen Barbarossamarkt sehr beweglich. Spieldeywel, Unkenphuhl sowie Freddy the Piper gaben immer wieder kleine Hautnahkonzerte direkt vor Ort. Und noch eine Entwicklung: Die Besucher im mittelalterlichen Gewand bilden eher die Mehrheit. Und manche scheinbar mittelalterliche Weise kommt nur gut klangtechnisch getarnt als „We will rock you“ oder Titelmusik von Star Wars daher.
Vielfältiges Angebot
Eine breite Auswahl wurde bei den Krämerständen geboten. Weihrauch, Knöpfe und Gewänder, Kerzen, Bernsteinschmuck und Imkerei, aber auch Sämereien, Vilzzeug und Stickereien waren ebenso erhältlich wie Bogen, Pfeile und Lederwaren. „Geschmeyde“ (Schmuck auch in der Kupfervariante) und Schabau (hochprozentige Obstbrände) gehen im Marktgeschehen immer. Und dann gab es viele Kräuter und Tees.
Der Schlosspark wandelte sich während des Marktes zur kleinen Zeltstadt. Sehr bunt und ebenfalls im Mittelalter-Stil. Denn für Händler, Musikanten und Macher ist der Barbarossamarkt ja auch so etwas wie ein großes Familientreffen. Man kennt sich halt seit vielen Jahren.
Auch die 21. Auflage des Barbarossamarktes war veranstaltungstechnisch ein Volltreffer Und das ganze Spektakel diente ja auch der guten Sache: Denn der Reinerlös wird eben nicht nur an den Trägerverein des Frauenhauses im Kreis Ahrweiler, sondern vor allen Dingen an die Opfer der Flut und an andere soziale Zwecke gehen. Immerhin sind so in den vergangenen 20 Jahren über 400.000 Euro zusammengekommen. Aber dies ist bei allem mittelalterliche Flair dann eine eigene Erfolgsgeschichte.
BL

Die Musikanten gaben immer wieder kleine Hautnahkonzerte direkt vor Ort. Foto: RALF SCHUHMANN www.schuhmann-fot

Gaukler unterhielten das Volk. Foto: RALF SCHUHMANN www.schuhmann-fot
Ich möchte an dieser Stelle wichtige Korrekturen angeben:
1. Die Gruppe Spilldeyvel waren im letzten Jahr da, in diesem Jahr waren (zum ersten mal) Saltatio Draconum (dt. Tanz des Drachen) aus der Nähe von Kassel (Göttingen) da und (wie letztes Jahr und die Jahre davor) die Sinziger Mittelalterband Porcae Pellere.
2. Die Passage mit "getarnt als We will rock you" stellt den schönen St. Patricks Andro (den beide Bands gespielt haben) in ein falsches Gewand - auch wenn der Rhythmus ähnlich ist.
3. Als Mitakteur des Marktes (ich bin der Schlagwerker der Band Porcae Pellere) sind mir an diesem Wochenende keinerlei Kinderritterkämpfe mit "Plastikprügeln" aufgefallen - einfach vermutlich deswegen, weil sie nie stattgefunden haben.
Es wäre schön und gerade auch im Sinne des Veranstalters und der Mitakteure, wenn über eine solche Veranstaltung richtig berichtet wird - sonst kann man es auch gleich sein lassen.