Westerwälder Mädchenchor erneut international erfolgreich
Mit gleicher Stimme zum ersten Platz
Beim Europäischen Jugendmusikfestival in Belgien landet „laFilia“ vom Landesmusikgymnasium ganz vorne

Montabaur. Die 32 Sängerinnen des Mädchenchors „laFilia“ am Landesmusikgymnasium haben ein unvergessliches Wochenende hinter sich: Sie waren einer der insgesamt 89 Kinder- und Jugendchöre aus aller Welt, die am 66. Europäischen Jugendmusikfestival in Neerpelt (Belgien) teilgenommen haben. Hinter ihnen liegen drei Tage der Begegnung und des Austauschs mit Chören aus aller Welt sowie zwei Konzerten. Nicht zuletzt beinhaltet ein Festival dieser Größenordnung auch einen Wettbewerb, bei dem „laFilia“ in der Kategorie „Gleichstimmige Jugendchöre“ erneut einen hervorragenden ersten Preis „ersingen“ konnte – diesmal sogar mit dem Zusatzprädikat „cum laude“, was bedeutet, dass der Chor 90 bis 97 Prozent der maximalen Punktzahl erhielt. Damit setzte sich „laFilia“ als Tages-Kategoriesieger sogar gegen (vermeintlich) stärkere Chöre aus Tschechien, der Ukraine und Lettland durch.
Das Wettbewerbsprogramm war entsprechend anspruchsvoll für die Mädchen aus Montabaur, deren Durchschnittsalter bei knapp 15 Jahren liegt. Neben dem Pflichtstück, das von einem belgischen Komponisten eigens für diesen Wettbewerb geschrieben wurde, präsentierte „laFilia“ ein abwechslungs- und nuancenreiches Programm quer durch alle Epochen und Stile, teils mit Choreographie.
Chorleiter Martin Ramroth: „Es ist immer wieder erstaunlich, welche Quantensprünge in puncto Konzentration, Leistung und musikalischer Interpretation sich regelmäßig bei unseren Mädchen in letzter Minute einstellen. Doch auch die Atmosphäre des Festivals und die großartige Gastfreundschaft unseres Partnerchors haben viel zum Gelingen beigetragen.“ Durch die gemeinsam geteilte Leidenschaft für den Chorgesang und das gegenseitige Mitfiebern während des Wettbewerbs wurden in kürzester Zeit ganz wunderbare freundschaftliche Bande geknüpft mit dem lokalen Partnerchor, dem Showchor „Rise Up“ aus Neerpelt – etwas ältere Mädchen, die „laFilia“ sehr herzlich aufnahmen und nicht zuletzt Einblicke boten in sonst verborgen gebliebene Attraktionen von Neerpelt.
Einheit, Toleranz, Respekt
Trotz des Wertungssingens vor einer strengen, international besetzten Jury steht beim Europäischen Jugendmusikfestival (EMJ) niemals der Konkurrenzaspekt im Vordergrund; vielmehr wird Musik als verbindende Sprache und der gegenseitige Respekt betont. Diese Grundwerte des Festivals sind tatsächlich bei jeder Gelegenheit spürbar, seien es die überaus offenen und zugewandten Bürger von Neerpelt, das tolle und sehr professionelle Rahmenprogramm mit vielen emotionalen Momenten (inklusive der „Ode an die Freude“), das internationale Flair und nicht zuletzt die Feierstimmung, die von den vielen Chören zum Besispiel in Form von Paraden durch die Stadt ausgeht. Zahlreiche „Verbrüderungskonzerte“ und das große Open-Air-Konzert mit Feuerwerk als Festival-Eröffnung tragen ein Übriges zu der einzigartigen Atmosphäre bei.
In diesem Jahr gab es darüber hinaus drei symbolträchtige Besonderheiten: die Teilnahme eines israelischen Chors, der alle drei abrahamitischen Weltreligionen in sich vereint; die Teilnahme eines Kinderchores aus Ecuador, der sich zur Aufgabe macht, (verwaisten) Kindern Erziehung und Bildung ohne Kinderarbeit zu ermöglichen; eine einzigartige Gedenkkultur anlässlich des Endes des Ersten Weltkriegs: Während des Festivals fuhr ein extra gecharterter Zug mit rund 350 Sängern aus insgesamt neun ausgewählten Chören nach Ypres (Ypern), um den seit 1928 allabendlich geblasenen Zapfenstreich „Die letzte Post“ zum Gedenken an die Gefallenen mitzusingen sowie Rahmenkonzerte zu gestalten.
Insgesamt ein prägendes und einzigartiges musikalisch-menschliches Erlebnis, das die Westerwälder Mädchen noch lange begleiten wird.