Allgemeine Berichte | 15.01.2025

Wie das Ahrtal wurde auch Valencia von einem Hochwasser schwer getroffen - nun besuchten Experten von der Ahr die Region

Nach der Flut - Abfall und kein Ende, auch in Valencia

Schrottreife Autos in Valencia.  Foto: Stephan Müllers

Kreis Ahrweiler. Wie das Ahrtal 2021 wurde die Region Valencia im Oktober 2024 von einem Hochwasser schwer getroffen. Derzeit beraten Experten der Abfallwirtschaft und Wissenschaftler in Valencia über die Herausforderungen und möglichen Lösungen.

Die öffentlichen Bilder aus Valencia erinnern stark an die Ereignisse im Ahrtal und wecken Mitgefühl für die betroffenen Menschen in Spanien. Einer dringenden Einladung der dortigen kommunalen Vereinigung und dem Cluster Clean Waste ist Eveline Lemke, ehemalige Wirtschaftsministerin von Rheinland-Pfalz, gemeinsam mit Stephan Müllers, dem technischen Leiter des Abfallwirtschaftsbetriebes Ahrweiler, und Prof. Alexander Fekete von der Technischen Hochschule Köln gefolgt. Gemeinsam waren die Experten vom 8. bis 11. Januar 2025 vor Ort, um die Lage zu beurteilen und an einer Expertenkonferenz der Polytechnischen Universität Valencia teilzunehmen.

Gemeinsame Bemühungen für eine bessere Zukunft

Müllers und Lemke arbeiten seit der Flut an der Ahr 2021 eng zusammen. Sie haben unter anderem eine wissenschaftliche Untersuchung über das Management der Flutabfälle an der Ahr durchgeführt und dabei Akteure genau beobachtet. Der Bericht wurde im Folgejahr veröffentlicht und fand große Resonanz. Angesichts der komplexen Müllprobleme in Valencia, die auch 60 Tage nach der Flut bestehen, wurde die Erfahrung der deutschen Experten dringend benötigt.

Prof. Alexander Fekete ergänzt mit seinen internationalen Kenntnissen in Krisenforschung die fachliche Expertise zur Abfallwirtschaft im Krisenmanagement. Die drei deutschen Experten haben sich gemeinsam mit spanischen Praktikern aus einem Netzwerk der Abfallwirtschaft, unter der Leitung von Prof. Miguel Angel Artacho Ramirez der Polytechnischen Universität Valencia, der Beobachtung und Entwicklung von Lösungsansätzen für die Hochwasserproblematik gewidmet.

Satellitenbilder und historische Kanalstrukturen

Vor ihrer Reise haben die Experten Satellitenbilder ausgewertet, welche die Schlammeinträge nach der Flut DANA in die valenzianische Lagune zeigen. Diese Bilder wurden ergänzt durch die Eindrücke und Berichte von Betroffenen vor Ort, deren Notlage absolut vergleichbar ist mit der Situation im Ahrtal 2021. Überraschend war jedoch das Ausmaß der Überlastung der Ableitungsstrukturen in Valencia, die aus dem 8. Jahrhundert stammen und unter den Mauren eingeführt wurden. Die Überlastung dieser Strukturen führte zu einer Überschwemmung mit Wasserhöhen von 1-2 Metern auf einer breiten Schneise, was unter anderem 120.000 Autos zerstörte.

Herausforderungen der Abfallwirtschaft in Valencia

Die Situation vor Ort stellt Spanien vor erhebliche Herausforderungen in der Kreislaufwirtschaft, da die Abfallbehandlungspraxis dort weit hinter den deutschen Standards liegt. Dies betrifft auch die Organisationsstrukturen, ungesicherte Mülldeponien, das Fehlen von Müllverbrennungsanlagen und den unsachgemäßen Umgang mit gefährlichen Abfällen. Die fehlenden technischen Anlagen zur Absteuerung und Behandlung von Abfällen machen deutlich, dass die Abfallproblematik die Region Valencia noch lange beschäftigen wird. Mit der Gründung einer Expertengruppe soll der Austausch mit wissenschaftlichen Experten und Betroffenen intensiviert werden, um gemeinsame Lösungen zu entwickeln.

Herausforderungen der menschlichen Dimension

Das Leid der Menschen in den betroffenen Stadtteilen ist groß. Obwohl die Trinkwasserversorgung in Valencia selbst wieder funktioniert, herrscht noch vielerorts Chaos und Verwüstung. Die Flut hat viele Menschenleben gefordert, oft wurden sie im Auto, Keller oder in Tiefgaragen vom Wasser eingeschlossen oder abgetrieben. Diese Muster gleichen offensichtlich denen im Ahrtal, jedoch ist die Dimension der betroffenen Tiefgaragen in Valencia enorm und nicht vergleichbar. Noch heute werden dort dreistöckige Tiefgaragen leer gepumpt, und das Militär ist weiterhin mit 9.000 Personen im Einsatz, um zu unterstützen. Große Industriegebiete sind betroffen, und die wirtschaftliche Aktivität ist stark eingeschränkt.

Zukünftige Zusammenarbeit und Forschung

„Aus den Augen aus dem Sinn“ scheint jedoch das politische Motto bei der Müllentsorgung zu sein, wenn Abfälle unsortiert in Steinbrüche oder auf Deponien transportiert werden. Die gefährlichen Einträge in das Grundwasser finden dabei bisher wenig Aufmerksamkeit. Deshalb haben die Experten unter Leitung von Prof. Miguel Angel Artacho Ramirez der Polytechnischen Universität Valencia eine Gruppe gebildet, die sich der Beobachtung und Entwicklung von Fragestellungen zum Hochwasser widmen wird.

Der Austausch mit wissenschaftlichen Experten und Betroffenen soll weiter intensiviert werden: „Wir wollen unsere gewonnenen Freunde aus Valencia einladen, ihre Fragen auch mit und bei uns zu beantworten. Gemeinsam können wir mehr erreichen als alleine. Das Thema Flutabfälle muss auch irgendwann ein Ende finden, zusammen können wir hier vielleicht behilflich sein,“ so Eveline Lemke.

Schrottreife Autos in Valencia. Foto: Stephan Müllers

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