Klaus Ridder besuchte Nürburgringhistoriker Manfred Korden

Recherchen über denNürburgringerbauer Dr. Otto Creutz

Recherchen über den
Nürburgringerbauer Dr. Otto Creutz

Die Automobil Renn- und Versuchsstrecke bekam erst nach einem Wettbewerb 1925 den Namen Nürburgring.Foto: Ridder

Recherchen über den
Nürburgringerbauer Dr. Otto Creutz

Die Idee zum Bau einer Rennstrecke im Bereich Adenau/Nürburg hatten der Jäger Hans Weidenbrück und der Bäckermeister Franz Xaver Weber.Foto: Archiv Museum

Recherchen über den
Nürburgringerbauer Dr. Otto Creutz

Dr. Otto Creutz war Landrat im Kreis Adenau bis 1932 und gilt als Erbauer des Nürburgrings.Foto: Archiv Ridder

Nürburgring. Der Erbauer des Nürburgrings, Dr. Otto Creutz, wäre in diesem Jahr 130 Jahre alt geworden. Ich will noch mehr über den ehemaligen Landrat des Kreises Adenau erfahren und besuche auf Empfehlung der ehemaligen Chefsekretärin des Nürburgrings, Marianne Genn, den Heimatforscher Manfred Korden in Adenau.

Manfred Korden und

die Rennstadt Adenau

Manfred Korden wurde 1943 in Adenau geboren. Die Alliierten flogen damals Luftangriffe auf die Stadt, denn es war den Feinden bekannt geworden, dass V2-Raketen bis zum Bahnhof Adenau befördert wurden, um sie dann in den Bergen rund um Adenau abzuschießen. Von ganz schweren Bombenabwürfen blieb die Eifelstadt verschont, die Bomber mussten wegen Nebels abdrehen. Zerstört wurden einzelne Häuser im Bahnhofsbereich, es gab 21 Ziviltote. Manfred Korden sammelt alles, was den Nürburgring und die Rennstadt Adenau betrifft. Vieles aus seiner Sammlung ist auch im Heimatmuseum der Stadt Adenau zu sehen.

Heimatmuseum an der Kirche

Manfred Korden ist Zweiter Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege Adenau e.V.. Aufgabe des Vereins ist unter anderem die Betreuung und Unterhaltung des Heimat- und Zunftmuseums. Auffallend im Eingangsbereich ein Stammbaum der Familie Adenauer, der Ur-Ur-… Ahn wurde in Adenau 1550 erwähnt - und wie es früher üblich war, gab man den Menschen den Namen der Heimatgemeinde.

Dann das besondere „Aha-Erlebnis“, an den Wänden und in Glaskästen alles, was mit dem Nürburgring zu tun hat - und auch die Personen, die Mitte der 20er Jahre die Idee von einer Rennstrecke hatten, wie der Jäger Hans-W. Weidenbrück und der Bäckermeister Franz-Xaxer Weber sowie natürlich auch Dr. Otto Creutz sind abgebildet. Da sind viele Bilder vom Bau der Rennstrecke zu sehen und auch von Brücken aus Holz, die man über die Hauptstraße in Adenau gebaut hatte, damit die Zuschauer bei dem vielen Verkehr die Straße überqueren konnten. In einem kleinen Büro befinden sich weitere Raritäten aus der über 90-jährigen Nürburgringzeit, so eine Postkartensammlung mit den Streckenabschnitten der Nord- und Südschleife. Marianne Genn hat dem Museum eine gebundene Ausgabe der Nürburgring-Journale, die ihr Vater Josef gesammelt hatte, übergeben.

Das Museum ist jeweils samstags und sonntags von 11 bis 15 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Dr. Otto Creutz - es lief

nicht alles problemlos

Dr. Otto Creutz wird heute noch als „Erbauer des Nürburgrings“ gefeiert. Doch im Leben von Dr. Creutz lief nicht alles „vorschriftsmäßig“. Manfred Korden recherchiert den Lebenslauf des Landrats des Kreises Adenau und versucht, über Archive mehr zu erfahren. So hofft Manfred Korden, noch Unterlagen aus einem Prozess zu finden, der 1938 gegen Dr. Creutz wegen Veruntreuung geführt wurde. Man spricht auch davon, dass es ein politischer Prozess war, weil Dr. Creutz einst Mitglied der Centrumspartei war und Mitglieder dieser Partei von den Nationalsozialisten verfolgt wurden.

Nach dem Krieg suchten die Amerikaner „von den Nazis verfolgte Personen“, um sie in den Verwaltungen einzusetzen. Und so wurde Dr. Otto Creutz Landrat in Eggenfelden (Bayern). Dort gab es dann „neue“ Unregelmäßigkeiten und Dr. Creutz wurde als Landrat abgesetzt.

Manfred Korden weiß noch zu berichten, dass sich Dr. Creutz in einer Heilanstalt bei Freiburg befand und dort am 21. Februar 1951 den Freitod wählte. Dr. Creutz wurde dort begraben und sein Leichnam wurde später auf den Friedhof in Adenau umgebettet.

Idee für die Rennstrecke

vom Jäger Weidenbrück

Im Gespräch mit Manfred Korden erfahre ich mehr über die Idee „Autorennstrecke“ in der Eifel. Ich bekomme eine Broschüre geschenkt, die Stefan Weber, einst Bäckermeister in Adenau, geschrieben hat: „Erinnerungen und Geschichten aus meinem Leben“. In der Broschüre zitiert Stefan Weber (1910-1999) auch seinen Vater Franz-Xaver (1879-1965), der als Kreistagsabgeordneter an der Entstehung beteiligt war.

Zitat aus der Broschüre: „Nach dem 1. Weltkrieg, in den Jahren 1923 und 1924, hielt der Allgemeine Deutsche Automobilclub Gau Köln (ADAC) seine Eifelrennen auf der Straße Nideggen - Wollersheim - Vlatten - Reinbach - Haßenfeld - Schmitt - Nideggen ab. Am 17. Juli 1922 fuhren die Motorradfahrer, am 18. Juli die Tourenwagen und am 19. Juli die Rennwagen. Die Begeisterung war groß, bekam aber leider durch mehrere tödliche Unglücksfälle einen bitteren Beigeschmack.

Herr Weidenbrück aus Bonn, Sportsmann und Pächter der Gemeindejagd in Nürburg, Hans Pauly, Gemeindevorsteher in Nürburg, und Franz-Xaver Weber aus Adenau waren Mitglieder des Kreistages in Adenau. Sie besuchten gemeinsam das Rennen in Nideggen. Die Straßen durch die Dörfer waren gesperrt. Bauern und ihr Vieh wurden amtlich in ihren Gehöften festgehalten. Trotzdem liefen einzelne von ihnen umher, genauso einige Zuschauer.“

Der Jagdpächter Weidenbrück animierte seine „Sportskollegen“, eine Rennstrecke in der Eifel bei Adenau zu bauen. Franz-Xaver Weber schreibt weiter: „Nach nur drei Tagen hatten wir 40 Mitglieder in Adenau, Landrat Creutz wehrte sich zwei Stunden lang, nahm aber schließlich doch den Vorsitz an. Am 10. Juli 1925 konnte schon ein kleines Rennen vom ADAC Köln hier in Adenau auf der Strecke Adenau - Bredscheid - Döttingen - Virneburg - Boos - Kelberg - Breidscheid gestartet werden.“

Als Vorsitzender des Automobilclubs Adenau hatte Dr. Creutz aber schon Ideen, wie die Rennstrecke gebaut werden sollte. Aber lassen wir Franz-Xaver Weber zu Wort kommen: „Weidenbrück war besonders zäh und trug alle möglichen Pläne vor, wie die Strecke am billigsten gebaut und unterhalten werden könnte. Auch der Bauvorstand unterbreitete Landrat Creutz verschiedene Pläne, aber dieser konnte sich für keinen begeistern. Immer wieder wurden neue Pläne vorgetragen, aber er ging auf keinen ein. Mit erhobener Stimme betonte er: „Ich lasse mir doch meine Kühe nicht über den Haufen fahren. Ich bin in erster Linie Landrat für die Bauern hier und dann erst für die Autofahrer.“. Damit schien die Besprechung als gescheitert.

Nach einer langen Pause unterbrach Landrat Creutz die Stille, und alle horchten auf. Er entwickelte jetzt einen ganz neuen Plan für eine Rennstrecke, von der bis jetzt keiner gesprochen hatte. Er sprach von einer ganz neu zu bauenden Straße, von einer Gebirgsrennstraße um die Berge, um die Nürburg herum, mit Über- und Unterführungen, wobei kein einziger Bauer belästigt werden sollte und wo auch kein Vieh grasen könnte. Allerdings dürfe auch kein Bauer mit seinem Fahrzeug die Strecke befahren, sie wäre ganz losgelöst vom normalen Verkehr.“ Das war die Geburt einer wohl einzigartigen Rennstrecke, die später (1925) den Namen Nürburgring bekam.

Klaus Ridder