Rotwildlehrschau des Rotwildrings Ahrweiler mit Trophäenschau

Rotwild ist ein bedeutsamer ökologischer Faktor im Naturhaushalt

28.03.2017 - 09:50

Kempenich. Zur Rotwildlehrschau des Rotwildrings Ahrweiler mit Trophäenschau waren viele interessierte und ambitionierte Jägerinnen und Jäger in die Leyberghalle nach Kempenich gekommen. Der Rotwildring Ahrweiler ist ein freiwilliger Zusammenschluss der beiden Rotwildhegegemeinschaften Hohe Acht-Kesseling und Barweiler-Aremberg. Diese traditionelle Veranstaltung im Frühjahr ist nach dem Ausscheiden der Hegegemeinschaften aus dem ehemaligen Kreis Mayen eine reihe Rotwildlehrschau. „Dabei handelt es sich nicht um eine Knochenschau oder Trophäenkult, sondern es ist eine Lehrschau, in der gezeigt wird, wie es um unser Rotwild bestellt ist und um auch zu lernen, wo vielleicht besser der Finger mal gerade geblieben wäre“, erklärte der Vorsitzende Ralf Mocken, der unter den Gästen besonders den neuen Kreisjagdmeister Stephan Schuck, den ehemaligen Kreisjagdmeister Joachim Polch, den Kreisbeigeordneten Horst Gies sowie den Mitarbeiter der Unteren Jagdbehörde, Bernd Hanke, begrüßen konnte. Besonderen Dank sagte der Marcus Bell, Hegeringleiter in Kempenich, und seinen Helfern für die Unterstützung bei der Veranstaltung sowie den Jagdhornbläsern Kesselinger Tal für die musikalische Untermalung.

Kreisbeigeordneter Horst Gies ging in seinen Grußworten auf die Bedeutung der Jagd in der Pflege der Kultur- und Naturlandschaft ein. „Als aktive Naturschützer hegen und pflegen sie das Wild und betreiben damit aktiven Artenschutz. Ihr ehrenamtlicher Einsatz als Jäger in der Natur- und Landschaftspflege sowie in der Umwelt- und Nachwuchsarbeit ist von hohem Wert“, erklärte der Kreisbeigeordnete, der selbst seit 10 Jahren Jagdscheininhaber ist. Auch im Kreis Ahrweiler sei die Jagd von großer Bedeutung, weil hier die optimalen landschaftlichen Gegebenheiten mit weit ausgedehnten Waldflächen gute Voraussetzungen für einen artenreichen und gesunden Wildbestand bieten, die es zu schützen und zu erhalten gelte. Man werde aber auch im kommenden Jahr nicht darauf verzichten können, Mindestabschusspläne für Rotwild im Kreis Ahrweiler festzusetzen. Voller Spannung erwartete er das Referat von Forstwirt Burkhard Stöcker über die „ökologische Rolle von Schalenwild“, einem hochinteressanten Thema, das auch in Zukunft angesichts der ökologischen und ökonomischen Risiken, die sich aus der Schalenwildbewirtschaftung für Waldökosysteme ergeben, von Bedeutung sein werde.


Gastredner Burkhard Stöcker


Der 1966 in Lobberich, Kreis Viersen, geborene Burkhard Stöcker, der nach dem Studium der Forstwirtschaft in Göttingen nunmehr als Lehrbeauftragter für Wildbiologie und Ornithologie an der FH Eberswalde tätige Wildbiologe, Fotograf und Fachjournalist beeindruckte sodann die Gäste mit einem äußerst interessanten Fachvortrag „Über Schäle und Verbiss hinaus – zur ökologischen Rolle von Schalenwild“. In seiner Jugend vielfach im Kesselinger Tal zu Besuch kennt er sich mit der hiesigen Region aus.

Er räumte mit dem Vorurteil auf, wonach die saloppe Formulierung „Schalenwild schadet dem Wald“ der Vergangenheit angehört. Das Schalenwild sei kein Ökosystemschädling – vielmehr gestalte es das Ökosystem mit.

Dazu führte er verschiedene Beispiele an:

Der Verbiss führe in der Regel zu einem verzögerten Höhenwachstum und bei reger Wiederholung zur Verbuschung des „Verbissenen“. Dies könne zu einer Veränderung der Baumartenanteile und zu einer Verschiebung der Konkurrenzverhältnisse führen bis hin zu einer „Entmischung“ der Bestände. Diese in der Regel forstlich unerwünschten Erscheinungen seien jedoch aus ökologischer Sicht aber anders zu bewerten. „Buschige, dicht wachsende Buch oder Eichen sind für Buschbrüter unter den Vogelarten bevorzugte Nistplätze.“

Aber auch die berühmt-berüchtigte Schäle des Rotwildes seien, unter dem Aspekt des Urwaldes, ein strukturförderndes Mittel. Spechte nutzten oft Schälschäden als Ausgangspunkt für ihre „Zimmermannstätigkeit“. „Die durch Schälschäden und Spechte entstandenen Höhlen bieten häufig mehreren Fledermausarten ein Zuhause“, erklärte Stöcker.

Rothirsche werden aber auch durch Samentransport im Fell, Schalen und Kot zu Förderern der Artenvielfalt im Ökosystem.

Auch Suhlen und Staubbäder haben ihre Bedeutung und sorgen durch eine unterschiedliche Intensität für die verschiedensten Lebensgemeinschaften von Insekten und Kleintieren. Auch lenkte er die Aufmerksamkeit auf die intensive und lange Nutzung von Malbäumen.

„Wenn Schalenwild also ein gestaltendes Element im Ökosystem ist, dann muss man ihm auch Raum zur Gestaltung geben. Insofern sind die Statistiken zur Wilddichte und ihren Einfluss alle nicht brauchbar, denn sie hängen von den verschiedensten Faktoren ab.


Forstgehölze müsse man schützen und fördern


Alles, was in der Natur abfällt, hat seinen Sinn im Ökosystem“, ist Stöcker fest überzeugt.

„Naturwälder, natürliche Ökosysteme und Offenlandlebensräume haben mit Schalenwild kaum ein Problem, ja profitieren sogar davon.“ Man müsse versuchen, Forstgehölze zu schützen und zu fördern. Dazu gehöre auch die Förderung bestimmter Baumarten. Der absolute „Reißer“ für Rotwild sei die Vogelbeere. Er appellierte zum Abschluss seines Re-ferates: „Pflanzen Sie die Vogelbeere und schützen Sie sie, damit sie einen guten Bestand haben. Durch die „Piepmätze“ werden sie dann überall im Revier verteilt.“


Außergewöhnliche Trophäen wurden vergeben


Sodann erläuterter Kreisjagdmeister Stephan Schuck die Abschusszahlen des vergangenen Jahres. Über 1.500 Stück erlegtes Rotwild sei eine beachtliche Zahl. Stephan Schuck lobte das Engagement der Jagdausübungsberechtigten, die Abschuss-Zahlen zu erfüllen. Die Struktur müsse überarbeitet werden. Dies habe nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Bedeutung. Ein Rückgang der Abschusszahlen sei nicht zu verzeichnen. „Das Abschuss-Soll wurde im letzten Jahr zu 87 Prozent erfüllt“, stellte Schuck fest. Ob dies aber zur Senkung des Bestandes geführt habe, stehe nicht fest. Im Jagdjahr 2016/2017 wurden 1.539 Stück Rotwild erlegt (2015/2016 = 1.427).

Bei der Besprechung der Trophäen wies der Kreisjagdmeister darauf hin, dass die Quote bei den älteren Hirschen weiterhin zu niedrig sei. Als sehr hilfreich habe sich bei der Bewertung die „Schnittmethode“ erwiesen.

Auf eine außergewöhnliche Trophäe wies er besonders hin. Im Revier Staffel wurde von Hannes Fritz ein Hirsch erlegt, der es bei der Bewertung auf 200,73 Punkte brachte. Hierfür erhielt er die Goldmedaille auf Kreisebene und zugleich eine Silbermedaille des Landesjagdverbandes.

Mit der Silbermedaille wurde Wilfried Mocken aus dem Revier Kaltenborn ausgezeichnet (187,36 Punkte), die Heinz Gellen in Empfang nahm.

Hans-Dieter Heinen erhielt Bronze für einen Hirsch aus dem Revier Müllenbach (182,13 Punkte).

Beim Muffelwild wurde eine Muffelwildschnecke aus dem Revier Heckenbach mit 192,68 Punkten bewertet.

Abschließend zollte Vorsitzender Ralf Mocken den Jagdausübungsberechtigten größten Respekt für ihre Anstrengungen und plädierte für ein Mehr an Miteinander von Forst und Jagd. Schließlich gehöre auch zur Wahrheit, dass heute dort Rotwild erlegt wird, wo vor ei¬nigen Jahren kaum ein Stück gesehen wurde. WK

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