Der Wiederaufbau der Ahrtalbahn zwischen Walporzheim und Ahrbrück hat begonnen
Schottermehl schütten statt erstem Spatenstich
Altenahr. Schottermehl schütten statt erstem Spatenstich. Das gab‘s zum offiziellen Startschuss auf der Bahnbaustelle in Altenahr, zu dem neben Vertretern der Bahnspitze auch Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing und Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit ihren Ministerinnen Daniela Schmitt (Wirtschaft) und Karin Eder (Mobilität) angereist waren. Die Deutsche Bahn (DB) baut im Rekordtempo von gut zwei Jahren den letzten zerstörten Abschnitt der Ahrtalbahn von Grund auf neu. Die Flutkatastrophe im Sommer 2021 hatte die Strecke zwischen Walporzheim und Ahrbrück komplett verwüstet. Nun beginnt die DB im Schulterschluss mit dem Bund, dem Land Rheinland-Pfalz und den Gemeinden mit dem Wiederaufbau und elektrifiziert die Strecke zusätzlich. Bereits Ende 2025 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Damit ist die Ahrtalbahn für Reisende wieder durchgehend befahrbar. Außerdem können die Fahrgäste künftig von einem 20-Minuten-Takt der Züge profitieren.
Neun Ahrbrücken
Der Wiederaufbau zwischen Walporzheim und Ahrbrück kommt einem Neubau gleich. So ersetzt die DB unter anderem neun Ahrbrücken und nahezu alle Stützbauwerke sowie Bahndämme und verlegt 16 Kilometer Gleise sowie acht Weichen neu. Hinzu kommt die Instandsetzung von sechs Bahnhöfen und sieben Bahnübergängen. Gleichzeitig gestaltet die DB die Infrastruktur so, dass sie künftig widerstandsfähiger gegenüber extremen Wetterereignissen ist. Dazu gehören Brückenkonstruktionen ohne Mittelpfeiler in der Ahr, die bei einem potenziellen Hochwasser möglichst wenig Angriffsfläche bieten. Für einen verlässlichen Zugverkehr rüstet die DB die Strecke außerdem mit moderner elektronischer Stellwerkstechnik aus.
Berthold Huber, Vorstand Infrastruktur der DB, sagte im Pavillon auf der Baustelle: „Die Ahrtalstrecke hat seit über 110 Jahren eine große Bedeutung für die gesamte Region, den Tourismus, aber vor allem auch den Alltag der Menschen hier vor Ort. Das Ausmaß der Zerstörung ist immer noch deutlich sichtbar und das Leid bleibt unvergessen. Deshalb bin ich froh, dass es hier schon in zwei Jahren ganz anders aussehen wird: Im Rekordtempo bauen wir den Streckenabschnitt zwischen Walporzheim und Ahrbrück komplett neu und elektrifizieren ihn auch. Mein Dank gilt allen beteiligten Partnern für die von Anfang an enge und konstruktive Zusammenarbeit, vor allem auch der Bundesregierung, die mit Erleichterungen bei der Planung und dem Wiederaufbaufond den schnellen Wiederaufbau möglich macht.“
Planungserleichterungen
„Der Termin heute liegt mir besonders am Herzen. Was hier im Ahrtal passiert ist, war eine der schlimmsten Naturkatastrophen in der Geschichte unseres Landes. Viel ist geschafft, viel ist noch zu tun“, sagte Wissing vor den Gästen. Und: „Heute senden wir ein weiteres Signal der Hoffnung an all die Menschen, die noch immer unter den massiven Schäden an Gebäuden, Brücken Straßen und Bahnstrecken leiden. Bei der Ahrtalbahn geht es voran – und das sehr schnell. Um das zu ermöglichen, hat der Bund Planungserleichterungen für den Wiederaufbau und die Elektrifizierung der Ahrtalbahn ermöglicht. Das hat dazu geführt, dass wir heute bereits mit dem Wiederaufbau des von der Flut vollständig zerstörten hinteren Streckenabschnitts beginnen können. Der Bund steht fest an der Seite der Menschen hier in der Region und wird weiter alles dafür tun, beim Wiederaufbau zu unterstützen.“
Malu Dreyer, sommerlich und ganz in Rot angereist, verbreitete Optimismus: „Der Beginn der Bauarbeiten für den Neubau der Ahrtalbahn ab Walporzheim ist ein guter Tag für die Menschen im Ahrtal. Die Realisierung in diesem Rekordtempo ist nur möglich durch die sehr enge Kooperation von Deutscher Bahn, Land, Kreis, Kommunen und SPNV Nord. Dafür danke ich allen Beteiligten sehr herzlich. Der Wiederaufbau sorgt auch für eine hochwasserresiliente Infrastruktur, die nachhaltig und zukunftsfähig ist.“ So werde die Ahrtalbahn mit dem Wiederaufbau auf der gesamten Strecke elektrifiziert, wofür Bund und Land gemeinsam eine große Summe in die Hand nähmen. Von den rund 92 Millionen für die Elektrifizierung trage das Land 20 Millionen Euro. „Wir nutzen Synergien und planen und realisieren Bahnstrecke und Ahrtal-Radweg aus einer Hand. Mehrere Brückenbauwerke werden gemeinsam für den Bahn- und Radverkehr genutzt. Unter Teilen des Radwegs verläuft eine hochinnovative Versorgungsader mit Leitungen für Gas, Wasser, Strom und künftig auch klimaneutralem Biogas oder Wasserstoff. Wir werden auch weiterhin gemeinsam anpacken, damit diese wunderschöne Region eine gute Zukunft hat“, so Malu Dreyer.
20-Minuten-Takt
Der Neuwieder Landrat Achim Hallerbach ist Vorsteher des Zweckverbandes SchienenPersonenNahVerkehr Rheinland-Pfalz Nord. Er unterstrich: „Der SPNV-Nord ist sehr erfreut, dass diese schreckliche Katastrophe für eine klimafreundliche und mobilitätsverbessernde Zukunft genutzt werden kann. Wir danken DB, Bund und Land sehr, dass hier unser Verkehrsträger Schiene so schnell und viel besser als vorher aufgebaut werden kann. Wir haben für die Fahrgäste den 20-Minuten-Takt im Ahrtal zwischen Remagen und Ahrbrück entwickelt und beschlossen. Das geht jetzt wunderbar Hand in Hand zusammen. Auch die Umsetzung mit elektrischen Fahrzeugen ist auf einem guten Weg.“
Und schließlich erklärte Cornelia Weigand als Landrätin des AW-Landes: Die Bahn werde als schnellstes Verkehrsmittel des ÖPNV von Berufspendlern, Schülern sowie Studierenden intensiv genutzt. Auch für gelegentlich Reisende biete sie ein äußerst attraktives Fahrplanangebot und sei damit bedeutender Teil des ÖPNV und zugleich des Tourismus im Kreis Ahrweiler. „Die weiterführende Bahnverbindung ist deswegen ein entscheidender Faktor nach der Zerstörung durch die Flut und Dreh- und Angelpunkt einer funktionierenden Infrastruktur in der Region. Mit dem geplanten 20-Minuten-Takt und der durchgehenden Verbindung nach Bonn leistet sie auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Mobilitätswende“, so die Kreischefin.
Einsatz für Halt in Hemmessen
Aus der Kreisstadt waren politische Vertreter eher als Beobachter angereist. Beigeordneter Hans-Jürgen Juchem sowie die Ortsvorsteher Richard Lindner und Gregor Sebastian bedauerten gegenüber Blick aktuell, dass die Bahn keinen Haltepunkt in Hemmessen eingeplant hat. Diesen hatte sich die Kreisstadt gewünscht. „Wir werden uns weiter dafür einsetzen“, zeigte sich Lindner kämpferisch. Optimistisch ist hingegen Wolfgang Groß von den Freunden der Ahrtalbahn. „Der Walporzheimer Bahnhof könnte ins Freilichtmuseum Kommern kommen. Erste Gespräche laufen“, sagte Groß zu Blick aktuell. GS
Wenn ich hier so lese, dass die Ministerpräsidentin die, Zitat "sehr enge Kooperation von Deutscher Bahn, Land, Kreis, Kommunen..." lobt, fällt mir ein, wie ruhig es um die Baustelle zwischen Gelsdorf und Vettelhofen geworden ist (und offenbar auch auf dieser Baustelle). Ob es in den Straßen der Ortschaften, wo dann die ganzen LKWs herfahren müssten, auch so ruhig bleibt?