Gerichtsurteil gegen 26-jährigen Profisportler aus Sinzig für Verteidiger nicht nachvollziehbar

Sieben Monate in Untersuchungshaft

17.01.2021 - 17:03

Koblenz/Sinzig. Er saß sieben Monate lang unschuldig in Untersuchungshaft: Der 26-jährige Mohammed Abdallah aus Sinzig. Unschuldig? Im ersten Verfahren beim Koblenzer Landgericht ja, doch bei einem weiteren Verfahren wegen angeblichem Subventionsbetrug nein.

Nach Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft verhängte das Koblenzer Amtsgericht im Mai eine Untersuchungshaft gegen den sympathischen Profisportler. Ihm wurde vorgeworfen, dass er mit zwei Bekannten an einem Handel mit gefälschten Corona Masken beteiligt sei.

 Im vergangenen Frühjahr waren zu Beginn der Pandemie die wirksamen FFP2-Schutzmasken äußerst knapp. Und so habe man etwa eine Million normale Masken umdeklariert in FFP2 und soll diese u.a. an Krankenhäuser, Pflegeheime, Supermärkte und einen Koblenzer Discounter für knapp 3,4 Millionen Euro verkauft haben, glauben die Ermittler.

Beteiligt an diesem Deal war Mohammed Abdallah aber nicht, denn er war Aufpasser oder hat seine Bekannten und die Masken mal irgendwo hingefahren.

Von daher stellte die zehnte Strafkammer unter der Vorsitzenden Richterin Monika Fay-Thiemann jetzt das Verfahren, zugrunde lag eine 150seitige Anklageschrift, ein, hob den Haftbefehl gegen Mohammed Abdallah auf und erklärte, dass die Verfahrenskosten von der Staatskasse getragen werden.

Die Kammervorsitzende verwies jedoch darauf, dass die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft ebenso wie die Anklage richtig waren und erst bei den Gerichtsverhandlungen herauskam, dass das Verfahren eingestellt wird.

Die drei Strafverteidiger, die Koblenzer Rechtsanwälte Axel Bertram, Florian Schulz und Karolin Hagemann de Grzymala (Köln) hatten die Auswirkungen der Untersuchungshaft dargelegt: „Mohammed Abdallah hat nicht nur seinen Studienplatz, sondern auch seine körperliche Leistungsfähigkeit für den Profisport verloren und muss jetzt wieder von vorne anfangen.“

1994 wurde Mohammed als Sohn libanesischer Eltern in Frankenberg (Nordhessen etwa 40 km nördlich von Marburg) geboren und zog später nach Sinzig.

Durch hartes Training erarbeitete er sich im K1 (eine Mischung aus Kick- und Thaiboxen) eine Profikarriere, ist dreimal Weltmeister und meldete ein Gewerbe als Sportler an.

Das brach durch die Pandemie ein, da es für den Berufssportler keine Veranstaltungen mehr gab. Und so stellte er einen Antrag auf Soforthilfe: „Dabei hatte ich den Begriff Liquiditätsengpass verwechselt“, erklärte er gegenüber Blick aktuell und weiter: „Als man mich auf den Fehler aufmerksam gemacht hat, habe ich die 9000 Euro sofort zurückgezahlt.“ Das sagte Mohammed Abdallah auch bei der Gerichtsverhandlung und entschuldigte sich für seinen Fehler.  


Verurteilung wegen Subventionsbetrug


Die zehnte Strafkammer und den Staatsanwalt erklärte: „Der Angeklagte ist wegen Subventionsbetrug schuldig zu sprechen, denn er hat sein Arbeitsverhältnis bei einem Bauunternehmen verschwiegen. Er ist hellwach als Student, hat unwahre Angaben gemacht und die Allgemeinheit geschädigt.“

Vor dem Urteil hatte der Angeklagte das letzte Wort: „Mir ist ein Fehler unterlaufen, ich wollte mich nicht bereichern. Es ist erschreckend und ich bin fassungslos wie jemand, der hier geboren und aufgewachsen ist, sich nie was zu Schulden hat kommen lassen, mit Leichtigkeit in Untersuchungshaft gesteckt wird.“

Und die wurde durch das Urteil jetzt als richtig erachtet und so dem Staat die Haftentschädigung erspart. Die Kammervorsitzende führte aus, dass die Strafe wegen Subventionsbetrugs Geldstrafe oder Haft sein kann: „Der Angeklagte wird verurteilt zu 6 Monaten und zwei Wochen Haft. Er erhält keine Bewährung, weil er die Strafe schon abgesessen hat.“

Gegen dieses Urteil wollen die Anwälte des Profisportlers Rechtsmittel einlegen.  HEP

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Kurz vor Ostern ereignete sich im Rhein-Sieg-Kreis ein trauriger Unfall

Beim Spielen von Auto erfasst: 9-jähriges Mädchen wird schwer verletzt

Rhein-Sieg-Kreis/Siegburg. Am Mittwochnachmittag, dem 27. März, ereignete sich in Siegburg ein Verkehrsunfall, bei dem ein Kind schwer verletzt wurde. Gegen 13:55 Uhr wurde der Polizei gemeldet, dass auf der Hauptstraße im Ortsteil Kaldauen eine Person von einem Pkw erfasst wurde. Vor Ort stellten die Polizeibeamten fest, dass offenbar drei Kinder auf dem Gehweg spielten. Als ein 9-jähriges Mädchen... mehr...

Die Polizei sucht Zeugen der Geisterfahrt

Schon wieder ein Falschfahrer auf der A 48

Weitersburg/Vallendar. Am 28.03.2024 um 18:25 Uhr gaben mehrere Verkehrsteilnehmer an, dass sich ein Auto entgegen der vorgesehenen Fahrtrichtung auf dem Abschnitt des „Weitersburger Bergs“ auf der Richtungsfahrbahn Dernbach befand. mehr...

Regional+
 

- Anzeige -

Ei Ei Ei – Die BLICKaktuell Osterüberraschung

Vom 18. März bis 1. April verstecken sich tolle Gewinnspiele und attraktive Aktionen von Unternehmen aus der Region in unserem Osternest. Seid gespannt, was sich hinter dem nächsten Osterei versteckt. Abonniert auch unsere Kanäle auf Facebook und Instagram, um nichts zu verpassen. mehr...

Alter Vorstand ist neuer Vorstand

Sinzig. In Sinzig fand Ende März die turnusmäßige Jahreshauptversammlung der Theatergruppe im Gasthaus „Zur Post“ statt. Der erste Vorsitzende, Wolfgang Staus, begrüßte die zahlreich erschienenen Mitglieder und ließ das vergangene Theaterjahr Revue passieren. Auch die Chronistin Christine Alfter und der Kassierer Dirk Hansen trugen zum Rückblick bei, indem sie über vergangene Ereignisse und den Kassenstand berichteten. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Chris80:
Ohne Worte meinerseits. (kopfschüttel) Weniger Worte dafür Taten sprechen lassen wären hier angebrachter bzgl. der Verantwortlichen. Die ganze Angelegenheit kommt einem wie ein nie endenden Aprilscherz vor. ...
Brigitte Schneider:
und wer soll darüber jetzt lachen?...
Melanie D.:
Sehr lustig ;-)...

Neulich im Kiosk

von Gregor Schürer

Gabriele Friedrich:
Ein echt blöder Artikel. ...
Thola2:
Sehr geehrter Herr Schürer, willkommen im Leben, willkommen in 2024! Und jetzt???? Was will mir der "Dichter" damit sagen?? Das Geschilderte ist ganz normal in Deutschland. Wollen Sie uns Belehren? Und: 8 Uhr "früh"?? Das können nur Studenten oder Arbeitslose behaupten. Ich "maloche" schon um...
K. Schmidt:
Danke für das Stichwort Weihnachtsmarkt. Zu diesen wurde, z.B. von der DUH, aber auch einigen Politikern, aufgefordert die Beleuchtung wegzulassen oder zu minimieren. Und am letzten Samstag wurde groß dazu aufgerufen, für eine Stunde soviele Lichter wie möglich abzuschalten, als Zeichen für Klimaschutz...
Julia Frericks:
Die Ramadan-Beleuchtungen in Köln und Frankfurt sind wegweisende Initiativen. Die Lichter sorgen für eine festliche Stimmung, egal welcher Religion ich angehöre. Eine Stimmung, die auch bei vielen Nicht-Christen aufkommt, wenn sie z.B. einen Weihnachtsmarkt besuchen. In Köln ging die Initiative für...
K. Schmidt:
Soviel Geld, wie der Steuerzahler für die kath. Kirchen Jahr für Jahr in die Hand nehmen darf (ich meine nicht den Kirchensteuerzahler, sondern wirklich jeden!), soviel Beleuchtung kann man für die anderen Glaubensrichtungen doch gar nicht aufstellen, sonst schaffen wir die Dunkelheit ja komplett a...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service