Erste Montessori-Schule im Landkreis Mayen-Koblenz ging in Mendig an den Start

Soziales Lernen und Persönlichkeitsentwicklung stehen im Vordergrund

Soziales Lernen und Persönlichkeitsentwicklung stehen im Vordergrund

Zahlreiche Ehrengäste gratulierten den insgesamt neun Kindern zur Eröffnung der Montessori-Schule. Stadtbürgermeister Hans Peter Ammel (2. Reihe v.li.), Montessori-Pädagogin Ulrike Gamst, VG-Bürgermeister Jörg Lempertz, Elternvertreterin Sandra Franz, Schulinitiatorin und Montessori-Pädagogin Ramona Erwen sowie Silke Allmann von der Hochschule Koblenz/Landau. Verbandsgemeinde Mendig

Soziales Lernen und Persönlichkeitsentwicklung stehen im Vordergrund

Das goldene Perlenmaterial (hier vorgeführt von Frau Erwen) ist das bekannteste Montessori-Material im Fach Mathematik. Es verdeutlicht durch seine Strukturierung von losen Einzelperlen, Zehnerstäben, Hunderterplatten und Tausenderkuben die Verhältnismäßigkeit im Zahlenraum bis 1000. -FRE-

Soziales Lernen und Persönlichkeitsentwicklung stehen im Vordergrund

Nach der offiziellen Eröffnungsfeier durften die Kinder das symbolische Durchschneiden des roten Bandes vornehmen. Verbandsgemeinde Mendig

Soziales Lernen und Persönlichkeitsentwicklung stehen im Vordergrund

Auch die beiden Töchter von Ramona Erwen besuchen die Mendiger Montessori-Schule und haben großen Spaß an dem Wortspiel-Bauernhof.

Mendig. Als Ramona Erwen (Erzieherin und Montessori-Pädagogin) die Elterninitiative „Montessori Zentrum Sonnenschein e.V.“ 2016 gründete, erfüllte sie sich und vielen Gleichgesinnten einen lange gehegten Traum. Das Ziel der Initiative, nämlich die Eröffnung der Montessori-Grundschule „Sonnenschein“ ging am 6. August mit insgesamt neun Schülerinnen und Schülern in Erfüllung. Allerdings war der Weg dahin durch den bürokratischen Dschungel mitunter recht steinig. Dennoch freuten sich die Kinder sowie ihre Eltern und vor allem auch Ramona Erwen, deren Töchter ebenfalls die Montessori-Schule besuchen und die neue Lehrerin Ulrike Gamst (Grundschullehrerin und Montessori-Pädagogin) auf den darauf folgenden Tag. Denn am Dienstag, dem 7. August wurden die Kinder eingeschult und durften vor dem Betreten ihrer neuen Schule das obligate Rote Band durchschneiden. Nachdem Pastor Ralf Birkenheier die Räumlichkeiten eingesegnet hatte, stellten die Kinder einander vor und durften ein Teil aus ihrer ansonsten „geheimnisvollen“ Schultüte herausnehmen und den Mitschülern zeigen. Währenddessen gab es für die wartenden Eltern Kaffee und Kuchen. Bei der anschließenden Einschulungsparty waren dann alle wieder zusammen.

Warum soll es eine

Montessori-Schule sein?

Auf die Frage nach den Beweggründen für ihr vorbildliches Engagement sagte Ramona Erwen in einem Gespräch mit „BLICK aktuell“: „Bereits 2013 suchte ich nach Alternativen zur klassischen Grundschule und deren Lehrmethoden. Die Gründe, die uns alle antreiben, sind allerdings so vielfältig wie die Familien, die sich an der Gründung beteiligen. Eine Familie sucht nach einer Wertevermittlung, bei der die Achtsamkeit im Vordergrund steht. Eine andere wünscht sich einen Ort, an dem die Kinder im eigenen Lerntempo in altersgemischten Gruppen lernen können. Eine weitere wünscht sich, dass die Kinder in der Schule in ihrer Persönlichkeit ernst genommen werden. All diese Wünsche sehen wir in der Montessori-Pädagogik sehr gut umgesetzt. Die Freiarbeit in den altersgemischten Lerngruppen, die typisch für die Montessori-Pädagogik ist, bietet den Kindern die Möglichkeit für individuelles Lernen im eigenen Tempo. Das materialbezogene Lernen dieser Pädagogik bietet zudem ein wirkliches Begreifen des Lerngegenstandes. Beide Aspekte spiegeln auch die jüngsten Erkenntnisse aus der Hirnforschung in Bezug auf nachhaltiges Lernen wieder. Das Lernen kann nur vom Kind aus geschehen. Die speziellen Montessori-Materialien sind so beschaffen, dass sie dem Kind eine Polarisation der Aufmerksamkeit ermöglichen. Diese Polarisation der Aufmerksamkeit (auch als Flow bezeichnet) erreicht das Kind, wenn es weder überfordert, noch unterfordert wird, sondern sich im Spannungsfeld der leichten Herausforderung bewegt. Das Kind muss selbstwirksam nach individuellem Lernfortschritt und Interesse lernen. Auf diese Weise bleiben die Kinder neugierig und somit bleibt auch der Spaß am natürlichen Lernen erhalten. Wir leben Inklusion, schwache und starke Kinder können ganz natürlich in der Gruppe lernen ohne eine Sonderstellung zu haben. Nicht zuletzt wird das Kind in der für die Montessori-Pädagogik typischen kosmischen Erziehung aktiv mit der Umwelt in Kontakt gebracht und es wird aufgezeigt, dass alles mit allem in Verbindung steht und selbst das kleinste Ding seine Daseinsberechtigung hat. Die Kinder lernen, achtsam miteinander und mit ihrem Lebensraum umzugehen. Des Weiteren bietet diese Pädagogik eine umfassende Werteerziehung, die Toleranz, Sozialität, Verantwortung, Achtsamkeit, Wertschätzung, Freiheit und Frieden beinhaltet.“

Es war ein schwieriger Weg bis zur Eröffnung der Schule

Es waren allerdings noch viele, mitunter nervenaufreibende Schritte notwendig, bis das Projekt „Montessori-Schule „Sonnenschein“ in Mendig an den Start gehen konnte. „Die Zusage des Bildungsministeriums, dass wir die Schule überhaupt eröffnen durften, erreichte mich per Post erst am Freitag, dem 3. August“, so Ramona Erwen, die einen prall gefüllten Aktenordner aus dem Regal holte, in dem die bis dahin zähflüssigen Verhandlungen, bzw. die entsprechende Korrespondenz mit der Schulbehörde (ADD) sowie der Struktur- und Genehmigungsdirektion dokumentiert waren. So wurde die Schulerlaubnis von der Struktur- und Genehmigungsdirektion zunächst befristet und dann auf die Bitte von Frau Erwen um eine klare Aussage, auf acht Jahre befristet. Der Grund: Die Räumlichkeiten in der oberen Etage sind anstatt 3,00 Meter nur 2,85 Meter hoch!

Dagegen zeigte Ramona Erwen sich ganz besonders beeindruckt von der „tollen Unterstützung durch VG-Bürgermeister Jörg Lempertz. „Er hat mir in vorbildlicher Weise immer wieder den Rücken gestärkt und auch Stadtbürgermeister Hans-Peter Ammel war uns behilflich, indem er uns während der Umbauphase unentgeltlich einen großen Container für unseren Müll vor die Tür stellte.“