Freilichtbühne am schiefen Turm

Sozialkritische Power im Sommernachtstheater

Hervorragende Darsteller begeistern bei „Frau Müller muss weg“

18.07.2021 - 17:12

Kaisersesch. „Wenn die eigenen Kinder in der Schule nicht die erwarteten Leistungen bringen, ist heutzutage zunächst mal der unterrichtende Pädagoge schuld!“ So jedenfalls die Auffassung des Elternbeirats, dessen fünfköpfiges Scharmützel (weitere Eltern wollten sich nicht daran beteiligen) diesbezüglich die Klassenlehrerin Sabine Müller zu einem Elternabend in den Musikraum der Schule zitiert haben. Hier beeindruckt zum Auftakt Mandy (Alina Spieß), als Anführerin der Gymnasium-Putzkolonne, mit der Gesangseinlage „I got a feeling“.

„Frau Müller muss weg“, lautet danach der Tenor der eintreffenden Eltern Jessica Höfel (Simone Spieß), Wolf Heider (Stephan Hilken, Thomas Ellerich), Katja Grabowski (Kirsten Roscher), Marina Jesko (Nadine Gründer, Daniela Gödert), sowie Patrick Jesko (Gerd Röser, Walter Loreth). Vielleicht bis auf Katja, die im Prinzip keine Einwände gegen die Klassenlehrerin hat.

Die muss sich in der Folge einem wahren Spießrutenlauf mit haltlosen Vorwürfen unterziehen, die von den schlecht argumentierenden Elternteilen als cholerische Breitseite abgeschossen werden und dabei auch heftig die Gürtellinie unterschreiten. Allen voran Schreihals Wolf Heider, der sich als Wüterich der schlimmsten Art offenbart und auf diese Weise versucht, alle anderen von seiner Meinung zu überzeugen.

Dabei ergeht er sich auch in Kraftausdrücken, die eines korrekt erziehenden Vaters keinesfalls würdig sind. Frau Müller ist ob der unzutreffenden Vorwürfe zunächst sprachlos und total von den Socken, als sie sich der Schimpfkanonade und der Forderung der Eltern, als Klassenlehrerin zurückzutreten, ausgesetzt sieht. Dann platzt ihr schließlich der Kragen, und sie macht die elterlichen Ankläger/innen mit den wahren Unzulänglichkeiten ihrer verwöhnten Bälger bekannt. Danach verlässt sie wütend die Örtlichkeit, um den Kopf frei zu bekommen.

Nach anfänglichem Zögern geraten sich jetzt besagte Eltern in die Haare und ergehen sich hier in gegenseitigen Schuldzuweisungen, die nicht nur die Kindeserziehung, sondern auch ihr eigenes Fehlverhalten innerhalb der Gesellschaft schamlos offenbaren. Mit einbezogen und künstlich aufgebauscht wird dann auch noch der allseits gegenwärtige Ossi-Wessi-Konflikt, da die jeweiligen Familien aus unterschiedlichen Bundesländern stammen. In dessen Verlauf scheut man auch vor einer handgreiflichen Auseinandersetzung nicht zurück. Als man entdeckt, dass Lehrerin Müller ihre Schultasche zurückgelassen hat, wird diese zwecks Informationsfindung augenblicklich durchstöbert. Hier trifft man auf ein erstelltes Zensurenblatt für die Kids der Anwesenden, das offensichtlich gute Noten verspricht. Augenblicklich dreht sich der Wind bezüglich der An- und Absichten über Frau Müller und man kommt schließlich überein: „Frau Müller muss bleiben..!“

Als diese wieder auf der Bildfläche erscheint, um ihre vergessene Tasche aufzunehmen, will sie wegen Verstoßes gegen ihre eigenen Prinzipien tatsächlich ihren Posten räumen. Jetzt ist vonseiten der Eltern Schleimen, Arschkriechen und Beschwichtigung mit Engelszungen angesagt, um Frau Müller zum Bleiben zu bewegen - was ihnen schließlich auch gelingt. Finaler Höhepunkt ist dann die abschließende Erkenntnis, dass es sich bei dem in der Tasche aufgefundenen Blatt um die Noten für ein altes Halbjahreszeugnis gehandelt hat. Resümierend eine sozialkritische Power-Satire mit Message, die mit überzeugenden Charakteren von trefflich aufspielenden Darstellern begeistern kann, allerdings nichts für Zartbesaitete ist. Hier wird kein Blatt vor den Mund genommen, und der Egotrip mancher Eltern im Bezug auf die Zukunft ihrer Kinder, sowie das typische kleinkarierte und vorurteilsbeladene Denken der Spezies Mensch, schamlos und mit klaren Worten in Stein gemeißelt.

TE

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

Geldautomatensprengungen in Andernach und Montabaur

Polizei schnappt Automatensprenger: 20-Jähriger erbeutete mehrere hunderttausend Euro

Region. Nach einer Serie von Geldautomatensprengungen führten die Staatsanwaltschaft und die Polizei Köln am Morgen des 24. April Durchsuchungen in mehreren Privatwohnungen und Büros in Köln, Rheinbach und Heimerzheim sowie in einer Justizvollzugsanstalt in Nordrhein-Westfalen durch. Die umfangreichen Ermittlungen konzentrierten sich auf einen 20-jährigen Mann, der seit Februar 2024 in Haft ist und eine Strafe für ein Raubdelikt verbüßt. mehr...

Angeklagte sollen Frau schwer misshandelt, zur Prostitution gezwungen und getötet haben

Nach Mord im Koblenzer Rotlichtmilieu: Anklage gegen zwei Personen erhoben

Koblenz. Wie die Staatsanwaltschaft Koblenz mitteilt, wurde nach dem Tötungsdelikt im Koblenzer Rotlichtmilieu vergangenen November nun Anklage gegen eine 40-jährige Frau und einen 48 Jahre alten Mann (beide bulgarischer Nationalität) erhoben. Den beiden Beschuldigten wird zur Last gelegt, eine mit ihnen zusammenlebende 31-jährige Bulgarin grausam und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben.... mehr...

Regional+
 

B 42 Kestert - Verkehrsunfall mit schwerverletztem Kradfahrer

Montabaur. Ein 37-jähriger Kradfahrer befuhr die B42 aus Richtung Kamp-Bornhofen in Richtung Kestert und übersah, vermutlich bei einem versuchten Überholmanöver, den entgegenkommenden Kastenwagen. Wahrscheinlich versuchte er noch zu bremsen und wieder auf seine Fahrspur zu gelangen. Hier verlor er die Kontrolle über sein Krad und stürzte. Der Fahrer rutschte rechtsseitig gegen bzw. unter den Kastenwagen. mehr...

Einbruch in Getränkemarkt

Andernach. Im Zeitraum vom 26. April 18:30 Uhr, bis 27. April 8:50 Uhr, kam es in einem Getränkemarkt in der Koblenzer Straße, in Andernach zu einem Einbruch. Der/die unbekannte(n) Täter brachen die Vordertüre auf und verschaffte(n) sich so Zugang zum Markt. Hier entwendete(n) er/sie mehrere dutzend Packungen Zigaretten sowie Bargeld. Der/die Täter flüchtete(n) über die Straße Scheidsgasse. Hinweise... mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Sachbeschädigung eines Bauzaunes

Sachbeschädigung eines Bauzaunes

Nister. Im Zeitraum zwischen dem 26. April, 18 Uhr und dem 27. April, 7 Uhr wurden im Industriegebiet „Zum Drahtzug“ in Nister zwei Elemente eines Bauzauns durch bislang unbekannte Tatpersonen beschädigt, sowie umgebogen. mehr...

Wohnzimmerscheibe eingeworfen - Zeugenaufruf

Wohnzimmerscheibe eingeworfen - Zeugenaufruf

St. Katharinen. Am frühen Morgen des 27. April zwischen 00:20 Uhr und 06:30 Uhr, warf ein bislang unbekannter Täter die rückwärtige Wohnzimmerscheibe eines Einfamilienhauses in der Hummelsberger Straße in Sankt Katharinen ein. mehr...

FWG Andernach e.V. lädt ein

Infostände am 4. und 11. Mai

Andernach. Die Freie Wählergruppe Andernach e.V. (FWG) lädt die Bürgerinnen und Bürger von Andernach zu ihren Infoständen ein. Diese finden am 4. und 11. Mai am Historischen Rathaus in Andernach statt. mehr...

Erfolgreiche Saisoneröffnung

TC Rengsdorf

Erfolgreiche Saisoneröffnung

Rengsdorf. Jüngst startete der TC Rengsdorf in die Saison. Viele Interessierte jeden Alters fanden den Weg zu dem Verein, um den Tennissport einmal auszuprobieren oder um wieder einzusteigen. Alle SpielerInnen... mehr...

Jetzt für Läufe der LG Rhein-Wied anmelden

Andernach/Neuwied. Die Saison der Laufveranstaltungen beginnt, und damit auch die Anmeldephase für die Großveranstaltungen der LG Rhein-Wied. Der „Deichlauf präsentiert von Rhodius“ (Freitag, 14. Juni)... mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Ralf Dutine:
Hansen, die für meine Statistik wichtigste Info war dabei ;-)...
Hansen:
Korrektur: Das war grausanste Folter und ein Femizid. Benennt es als das, was es ist. Wir schreiben das Jahr 2024 und nicht 1980....
Anonym:
Ich begrüße das Urteil ebenso und ja, ich kenne die Dame hier persönlich und nein, ich habe nie gegen sie gewettert. ABER ihre Anhänger sollten auch einmal die Augen öffnen! Sie sei ja immer so transparent und wenn man helfen durfte, ging es im Sommer NUR um die Bewässerung der Außenanlage zur Straße...
Andrea könig:
Ich verfolge die Geschichte um Liane schon lange und verstehe nicht, wie man auf solche, zum Teil hirnrissigen und unverschämten, Verleumdungen hereinfallen kann. Es kann nicht sein, dass die Gerichte sich nicht selbst vor Ort informiert haben. Liane führt seit mindestens 15 Jahren den Hof mit viel...
Cornelia Lachmuth:
Für mich klingt das nach Befangenheit. Nie gab es Probleme dort. Alle Kontrollen waren, selbst 4 Monate zuvor, noch in Ordnung. Ich kenne den Hof und habe selber keine tierschutzrelevanten Mängel erkennen können. Viele andere Leute vom Fach, ebenfalls nicht. ...
Claudia Krahe-Abel:
Es darf keine Impfpflicht geben! Das Grundrecht auf die Unversehrtheit des Körpers muss dringend gewahrt werden! Jeder Mensch muss selbst entscheiden dürfen was er in seinen Körper spritzen lässt oder nicht. Und es darf keine Diskriminierungen geben. Jeder muss Verantwortung für sich selbst und seine...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service