Zwei Tage lang wurden Stadtrechte gefeiert, die Mülheim-Kärlich vor 26 Jahren erhielt
„Stadt ist ein Titel ohne Mittel“
400 000 Euro teure Erweiterung des Kolpingplatzes als Park- und Festivalfläche übergeben

Mülheim-Kärlich. Etwa 400.000 Euro hat die nicht gerade arme Stadt Mülheim-Kärlich in die Hand genommen, um auf dem Kolpingplatz Häuser zum Abriss zu kaufen, dort 15 Parkplätze anzulegen und den Platz für Feste und Events fit zu machen. Dass dies sehr gut funktioniert, wurde jetzt bei der offiziellen Übergabe der Erweiterung und dem zweitägigen Stadtfest deutlich, bei dem auch 25 + 1 Jahre Stadtrechte gefeiert wurde.
Stadtbürgermeister Gerd Harner blickte in seiner Eröffnungsrede vor zahlreichen Gästen aus Politik, Wirtschaft und von Institutionen auf die Entwicklung von Mülheim-Kärlich zurück, stellte aber die jetzige Stadt in Zahlen vor. „Mit 16,42 Quadratkilometern Fläche ist Mülheim-Kärlich die größte Kommune in der Verbandsgemeinde Weißenthurm und hier leben mit 11.500 Einwohner ein Drittel der VG-Bürger. Wir sind die wirtschaftlich stärkste Kommune mit 7500 Arbeitsplätzen in 200 Unternehmen, haben sechs Kitas, drei Grundschulen, vier Sporthallen und das Freizeitbad Tauris, das unbedingt erhalten werden muss. Ferner ist Mülheim-Kärlich Standort von Realschule plus und Gymnasium.“ Laut Stadtbürgermeister steigen durch diese Vorteile die Einwohnerzahlen der Stadt und er glaubt, dass bald die 12.000 überschritten werden. Mülheim-Kärlich sei Kernstück in der VG Weißenthurm und in der Region extrem stark verankert. Gerd Harner führte weiter aus: „Das Dorf, was ein bisschen Stadt ist. Was hat das Stadtrecht gebracht? Die Entwicklung wäre auch ohne den Titel vorangegangen“, meinte er.
Thomas Przybylla, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Weißenthurm ging ebenfalls auf dieses Thema ein: „Was bringt der Titel Stadt? Ein Titel ohne Mittel, heißt es oft. Aber Stadtrechte machen etwas, sie sind eine besondere Ehre und die Kommune wird hervorgehoben aus den Gemeinden. Die Region schaut mit etwas Neid und Anerkennung auf Mülheim-Kärlich mit dem Gewerbepark-Magnet und der hervorragenden Bildungslandschaft für Schüler.“
Der rheinland-pfälzischen Innenminister Roger Lewentz würdigte die Arbeit der ehrenamtlichen Bürgermeister, die durch die relativ kleinen Kommunen sehr nah bei Einwohnern, Gewerbebetrieben und Vereinen sein können. „Das Stadtrecht, das Mülheim-Kärlich im Juni 1996 erhielt, ist nicht mit mehr Geld verbunden, macht aber schon etwas, man ist stolz auf die Stadt.“ Lewentz verlas die Verleihungsurkunde und unterstrich, dass in den 25 Jahren im Land nur noch 14 Gemeinden zur Stadt wurden. Der Innenminister überreichte Gerd Harner die Landeswappenfahne und das Wappenschild der Landesregierung.
Auch Landrat Dr. Alexander Saftig bezeichnete Stadtrechte als etwa ganz besonderes: „Sie bedeuten in der kommunalen Familie eine besondere Rolle zu spielen. Schön das Mülheim-Kärlich sich so für Zukunft wappnen kann.“
Kirschblütenkönigin Marina Ebeling unterstrich: „Mülheim-Kärlich hat auch viele Obstplantagen wo Äpfel, Pflaumen und Kirschen reifen.“ Als Beweis dafür überreichte sie dem Innenminister einen Korb mit süßen, dunkelroten Kirschen.
Dann rief Winfried Erbar, Erster Beigeordneter der VG Weißenthurm und Chef des Orgateams, dem er ebenso wie dem städtischen Bauhof für die Stadtfesteinsätze dankte, trotz der Hitze zum Feiern auf. Und das ging los auf der Bühne mit einem Wunschkonzert mit dem Duo Fame, den Comedians Willi & Ernst sowie einem Konzert der Noble Composition mit ABBA.
Haupttag war der Sonntag, wo auf dem Kolpingplatz nach dem Auftritt des Jubilee Ballroom Orchestras etwa 200 Besucher die Darbietungen der Grundschulen verfolgten. Musiklehrerin Claudia Seidel, sie ist Leiterin der Kirschblütenschule, hatte besondere Gesangsvorträge einstudiert und die Trash-Drummer (trommeln auf Müllgefäßen) der Grundschule Urmitz/Bahnhof begeisterten mit flotten Rhythmen. Viel Beifall bekamen auch die Streicher des Mittelrheingymnasiums und die Rockband der Realschule. Mit Comedy von Volker Passow und den Donnerloch Boyz endete das Unterhaltungsprogramm. Währenddessen präsentierten sich in der Stadtmitte zahlreiche Gruppen, Vereine, Institutionen, Dienstleister und Gewerbetreibende.In der Kapellenstraße hatten die 16 Schlepperfreunde Pellenz 15 ihrer Schätze ausgestellt. „Der wertvollste Traktor ist ein Hanomag und der älteste ein Fahr D12 von 1953“, erläuterte Schlepperfreund Friedel Bonn. Und da es in Mülheim-Kärlich ja auch grünt und blüht hatten die Vorsitzenden der Obst- und Gartenbauvereine Mülheim Thomas Schneider und Kärlich Johannes Nickenich mit Renate Mohrs-Jörck einen Stand mit Blüten und Blumen und süßen dunkelroten Kirschen, die zum Probieren verteilt wurden. Und in der Kapellenstraße ließen an ihrem Stand trotz vieler Menschen die Mülheim-Kärlicher Imker ihre Bienen fliegen: „Die tun nichts“, versicherte ein Imker. „Die wollen nur spielen“, fügte ein Passant hinzu.
HEP

Im Beisein von Moderator Winfried Erbar (v.li.) überreichte Roger Lewentz an Gerd Harner das Wappenschild.

Kinder der Kirschblütenschule waren bei ihren Vorträgen mit Herz und Seele dabei.