Museum Bad Ems
Stadtarchiv ist wieder voll einsatzbereit
Energetische Sanierung des Alten Rathauses fast abgeschlossen

Bad Ems. Die energetische Sanierung des Alten Rathauses in Bad Ems ist fast abgeschlossen. Das Archiv hat die umfangreichen Räumarbeiten zu einer grundlegenden Verbesserung der Magazine genutzt.
Die Akten, die ohnehin ausgeräumt werden mussten, wurden abgesaugt, in säurefreie Archivkartons verpackt und in neuen Regalen gelagert. Ungezählte Arbeitsstunden hat das ehrenamtliche Museumsteam des Geschichtsvereins seit Oktober dafür aufgewendet, den Stadtarchivar zu unterstützen.
Und wozu braucht man das alles? Was macht ein Archiv überhaupt? Archive sind das Gedächtnis der Gesellschaft. Hier werden Unterlagen von bleibendem Wert aufbewahrt, und den haben, so besagt es das Landesarchivgesetz, „Unterlagen, denen für Gesetzgebung, Verwaltung oder Rechtsprechung, für die Erforschung oder das Verständnis der Geschichte oder für die Sicherung berechtigter Belange der Bürger Bedeutung zukommt.“ Hier einige konkrete Beispiele: In Ratsprotokollen können Entscheidungen früherer Zeiten nachvollzogen werden.
Bauakten als wichtige Quellen
Eine wichtige Quelle sind Bauakten. Wer in Bad Ems ein älteres Haus kauft, bekommt oft nicht mehr die notwendigen Bauunterlagen mitgeliefert, weil sie nach mehreren Generationen und Besitzwechseln nicht mehr greifbar sind. Das Stadtarchiv hat Bauakten zu den meisten Gebäuden. Unentbehrlich sind sie zum Beispiel für die Denkmalpflege.
Damit sind sie von unschätzbarem Wert für eine Stadt wie Bad Ems, sie so viele denkmalgeschützte Gebäude und ein hervorragend erhaltenes historisches Stadtbild hat, das vielleicht sogar einmal Teil eines Weltkulturerbes wird.
Standesamtsregister interessieren auch Familienforscher
Eine weitere Quellengruppe sind die Standesamtsregister, die gemäß den gesetzlichen Bestimmungen nach Ablauf der Sperrfristen an die Archive abgegeben werden. Diese Unterlagen werden oft in Erbschaftsangelegenheiten benötigt, aber auch Familienforscher oder Genealogen werden hier fündig. Die Presse nutzt das Archiv, um historische Hintergründe zu einem Thema zu erfahren, meist in Verbindung mit historischen Fotos. Gern gesehene Benutzer sind Schüler, die zum Beispiel im Rahmen einer Facharbeit Akten oder historische Zeitungen einsehen.
In Geschichtsbüchern etwas über „Kaisers Zeiten“ oder den Nationalsozialismus zu lesen ist nur eine Seite. In historischen Zeitungen oder Akten dagegen begegnen einem vergangene Zeiten ganz unmittelbar. Hier erfährt man viel darüber, wie Menschen in der Region die jeweilige Zeit erlebt haben. Ohne Archiv wüsste man zum Beispiel bald kaum noch etwas über die jüdischen Mitbürger, ihre Geschichte als „Emser“ und ihr Schicksal.
Wissenschaftliche Forschung
Archive dienen der wissenschaftlichen Forschung. Ob es um grundlegende Biographien von Jacques Offenbach geht, um das Werk von Fjodor M. Dostojewski, um die Vorgeschichte des deutsch-französischen Krieges oder um eine Studie zur viktorianischen Gesellschaft – viele Wissenschaftler haben bereits das Stadtarchiv für ihre Forschung benutzt und es in den Anmerkungen und Quellennachweisen zitiert.
Bad Ems war ein bedeutendes Weltbad des 19. Jahrhunderts. Diese Vergangenheit ist noch heute in der Stadt erlebbar. Erst die gründliche Auswertung von Archivmaterial ermöglicht es, Geschichte in dicken und dünnen Büchern, in Zeitungsartikeln und im Internet zuverlässig zu präsentieren, die reichhaltigen Baudenkmäler zu erklären und ihre Bedeutung verständlich zu machen.
Lieferung zuverlässiger Informationen und Quellen
Das Stadtarchiv versteht sich als Dienstleister auch für den Tourismus, für Profis, die Bad Ems vermarkten wollen, für das Gastgewerbe und für alle, die ihren Gästen etwas von der spannenden Geschichte vermitteln wollen. Es liefert zuverlässige Informationen, Bilder und authentische Quellen.
Es gibt umfangreiche Sammlungen historischer Fotografien und Ansichtskarten, historische Zeitungen (im Stadtarchiv ab etwa 1850) und eine reichhaltige Archivbibliothek mit Literatur zur gesamten Region.
Die historischen Badeschriften zum Beispiel setzen ein mit dem Buch „Vom Eymsser Bade“ des kurtrierischen Badearztes Johann Dryander aus dem Jahr 1535, eins der ersten gedruckten Bücher, die überhaupt jemals über einen Kurort in Mitteleuropa erschienen sind. Aber auch das Heimatjahrbuch von 1952 bis heute, Adressbücher seit 1896 und vieles mehr ist dort zu finden.
Wer neugierig geworden ist, besucht das Archiv einmal, am besten nach Vereinbarung eines Termins. Stadt- und Verbandsgemeindearchiv, Tel. (0 26 03) 35 72, E-Mail museum-bad-ems@gmx.de, www.museum-bad-ems.de.