Schlosstheater Neuwied - Die neue Spielzeit hat begonnen
Ti amo nonno - Honig im Kopf
Neuwied. Das Schlosstheater Neuwied hatte zu seiner ersten Premiere der neuen Spielzeit eingeladen. Gegeben wurde das Stück „Honig im Kopf“, nach einem Film von Til Schweiger. Das Thema „Alzheimer“ auf die Bühne zu bringen, ist ziemlich mutig, aber die Neuwieder haben es einmal wieder geschafft, dem Theaterbesucher einen spannenden und rundum gelungenen Abend zu bereiten. Unter der Regie von Intendant Walter Ullrich, der auch die Hauptrolle spielt, gelingt es, einen filmischen Inhalt für den Zuschauer unterhaltsam und nachvollziehbar auf die Bühne zu bringen. Die Bühnenausstattung ist, wie so oft in diesem Theater, minimalistisch aber raffiniert. Umbauten und Szenenwechsel passieren auf offener Bühne, unterstützt von szenischen Projektionen auf einer Leinwand im Hintergrund. Das erlaubt schnelle Wechsel in Raum und Zeit und auch einmal eine Retrospektive.
Walter Ullrich ist brillant in der Rolle des Amando, der langsam aber sicher die Kontrolle über seinen Alltag verliert. Tilda Rosenbach, die Enkelin, gespielt von Eva Wiedemann, fungiert als Erzählerin und führt das Publikum in Kindermanier durch das Stück.
Zur Geschichte: Opa Amando Rosenbach leidet an Alzheimer, eine Krankheit, die sich nach dem Tod seiner Frau verschlimmert. Sein Sohn Niko (Nicolas Knauf) überredet ihn, zu ihm zu ziehen. Ehefrau Frau Sarah (Kerstin Baldauf) und er möchten ihm ein neues Zuhause geben, haben aber nicht mit den Tücken der Krankheit gerechnet. Zu sehr mit sich, ihren Karrieren und ohnehin schon vorhandenen Eheproblemen beschäftigt, können sie die Situation nicht meistern. Anders Enkelin Tilda: Sie liebt ihren Opa bedingungslos und beschließt, mit ihm nach Venedig zu fahren, wo er seinerzeit seine Frau kennenlernte. Mit einer gehörigen Portion kindlichem Urvertrauen machen die beiden sich auf die Reise. Was zunächst lustig und humorvoll beginnt, entwickelt sich zu einer tragischen Geschichte. Nur der Zusammenhalt der Familie besiegt letztendlich das Schicksal und führt zu einer Lösung.
Das Pausengespräch verlief in vielen Fällen ähnlich: „Das kenne ich“, denn fast jeder hat in seiner Umgebung einen Menschen, dem das Schicksal „Demenz“ oder „Alzheimer“ widerfährt oder widerfahren ist. Dennoch gelingt es im Stück, einen Funken Hoffnung in die Waagschale zu werfen, und ein gehöriges Maß an Humor und Spielfreude machte es dem Publikum leicht, diesen Theaterabend zu genießen. Walter Ullrich erhielt für seine brillante und eindrucksvolle Leistung zu Recht tosenden Applaus und standing ovations. Er spielte die Rolle des alzheimerkranken Großvaters mit Bravour und einer Eindringlichkeit, die den Zuschauer abwechselnd zum Lachen brachte oder ihm eine Gänsehaut bescherte. Ein toller Abend, eine traurige Geschichte, zum Weinen schön.
Weitere Vorstellungen
Weitere Vorstellungen sind biszum 18. September, jeweils um 20 Uhr. Karten gibt es an der Theaterkasse im Schlosstheater Neuwied, Theaterplatz 3, Montag bis Freitag 8 Uhr bis 17 Uhr und unter www.schlosstheater-neuwied.de
-he-
Großvater Amando und Enkelin Tilda verstehen sich bestens.
