
Am 29.11.2024
Allgemeine BerichteKundgebung des Bauern- und Winzerverband zur Regulierung der Wolfspopulation und gegen überbordende Regulatorik beim Pflanzenschutz
„Tierschutz ist mit dem Wolf nicht machbar“
Dernau/Bad Neuenahr-Ahrweiler. Als kürzlich die Umweltministerkonferenz in Bad Neuenahr-Ahrweiler stattfand, nutzte der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau/Kreisverband Ahrweiler die Gelegenheit, unterstützt vom Rheinischen Landwirtschafts-Verband, um auf die wachsenden Probleme von Landwirten und Winzern aufmerksam zu machen. „Der restriktive Einfluss umweltpolitischer Initiativen und umweltgesetzlicher Beschlüsse auf die landwirtschaftliche Praxis nimmt stetig zu. Die Auswirkungen sind für Nutztierhalter und Pflanzenbaubetriebe gleichermaßen gravierend, wenn nicht gar existenzbedrohend. Die Nutztierhalter müssen hohe Schutzmaßnahmen für ihre Weidetiere ergreifen und dennoch zunehmend Verluste durch Wolfsrisse erleiden. In Naturschutzgebieten ist aufgrund von Pflanzenschutzmittelreduktionsvorgaben eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung von Flächen kaum noch möglich. Die für die Zukunft geplanten Reduktionsziele des europäischen ‚Green Deal‘ würden bei konsequenter Umsetzung den Steillagenweinbau an Ahr und Mosel nahezu unmöglich machen. Es droht, als Konsequenz daraus, eine Verbuschung der Kulturlandschaft. Umfangreiche Hochwasserschutzmaßnahmen – wie sie beispielsweise nach der Ahrflut 2021 eingeleitet wurden – drohen die ohnehin knappen landwirtschaftlichen und weinbaulichen Nutzflächen weiter zu verringern“, so das Vorab-Statement des Bauern- und Winzerverband.
„Wer in den Steillagen der Ahr den Pflanzenschutz nimmt, versetzt den Betrieben Todesstöße“
Rund 120 Berufskolleginnen- und Kollegen des Kreisvorsitzenden Franz-Josef Schäfer waren gekommen, um mit Transparenten, Trillerpfeifen und Wortbeiträgen auf ihre Situation aufmerksam zu machen. „Wir alle leiden unter einer überbordenden Regulatorik, die uns manchmal die Freude an der Arbeit nimmt. Wir alle haben das Jahr 2024 als herausfordernd erlebt. Regen, Nässe, Hagel, Frost; ein enormer Pilz- und Schädlingsdruck hatte die höchsten Pflanzenschutzaufwendungen bei historisch niedrigen Erträgen zur Folge. Wer beispielsweise in den Steillagen der Ahr den Pflanzenschutz nimmt – egal ob konventionell oder biologisch – versetzt den Betrieben Todesstöße. Man muss nicht viel Fantasie haben, was passiert, wenn die Weinberge an Ahr, Mosel oder Mittelrheintal nicht mehr bewirtschaftet werden. Die touristische Attraktivität leidet, das wirtschaftliche Rückgrat der Region bricht weg“, sagte Schäfer, der im Vorfeld um einen Besuch von Bundesumweltministerin Steffi Lemke und RLP-Umweltministerin Katrin Eder gebeten hatte, der jedoch mit Hinweis auf das enge Zeitfenster der erwähnten Konferenz nicht zugesagt worden war.
„Wir brauchen keine wohltuenden Worte, wir brauchen Perspektiven“
Dann ging Franz-Josef Schäfer auf das Thema Wolf ein: „Anfang des Monats wurden in Spessart 13 Stück Damwild gerissen, kurze Zeit später zwei Schafe in Lind. Die Angst unter den Weidetierhaltern geht um. Wie weit muss es noch kommen, bis die ersten Menschen geschädigt werden? Noch mögen wir hier Einzeltiere haben, doch die Zeit ist absehbar, bis es auch hier zu Rudelbildungen kommt. Dann ist die Gefahrenlage eine ganz andere. Die urbanen Menschen, speziell die in Berlin-Mitte, betrachten die ländlichen Räume als ihre Spielwiese. Sie überziehen uns mit Vorschriften, pflastern unsere Äcker und Wiesen mit Photovoltaik und Windrädern zu und schicken uns zu allem Überfluss noch den Wolf. Wir brauchen keine wohltuenden Worte, wir brauchen Perspektiven. Redet mit uns, nicht über uns“, so Schäfer.
„Wir brauchenmehr Aktionismus“
Dem schloss sich Marco Weber, Präsident des Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau, an: „Wir ignorieren es nicht, dass unsere Nutztierhaltung gefährdet wird und die Tiere nicht mehr auf der Weide stehen können, weil ein politischer Wille und EU-Verordnungen dazu führen, dass Tiere gerissen werden und die Nutztierhalter vor ihren toten Tieren stehen. Wir brauchen mehr Aktionismus und auch eine schnellere Umsetzung zur Entnahme der Wölfe. Rheinland-Pfalz ist kein Wolfserwartungslang mehr, es ist ein Wolfsproblemgebiet und auf dem Weg, mit dem Wolf nicht mehr leben zu können. Daher muss Rheinland-Pfalz den Wolf regulieren um die Nutztierhaltung zu schützen. Tierschutz fängt nicht beim Wolf an, Tierschutz hört mit dem Wolf auf aber Tierschutz ist mit dem Wolf nicht machbar“, so Weber.

Wortbeiträge gab es von (v.l.) Franz-Josef Schäfer (Kreisvorsitzender Bauern- und Winzerverband), Marco Weber (Präsident Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau) und Bernhard Conzen (Präsident Rheinischer Landwirtschafts-Verband).

Zahlreiche Winzer und Landwirte waren mit ihren Traktoren gekommen.