Einfluss sozialer Medien auf die politische Meinungsbildung
TikTok & Politik: BBS Heinrich-Haus stärkt Medienkompetenz
Neuwied. Den Einfluss sozialer Medien auf die politische Meinungsbildung und einen angemessenen Umgang damit diskutierten Schüler:innen und interessierte Mitarbeitende kürzlich mit Medienpädagogin Corinna Schaffranek im Berufsbildungswerk Neuwied.
Medienpädagogin Corinna Schaffranek und Berufsschullehrerin Mona Meller blicken in ratlose Gesichter, als sie ihre Klasse fragen, wer von ihnen schon mal seinen TikTok-Algorithmus zurückgesetzt hat. Die meisten Schülerinnen und Schüler der Klasse nutzen die App mehrere Stunden am Tag, trotzdem sind ihnen einige Funktionsweisen, Einstellungen und Mechanismen unbekannt.
„Die unreflektierte Nutzung von Sozialen Netzwerken ist ein großes Problem. Die jugendliche Zielgruppe von TikTok hat oft wenig Bewusstsein für Bildschirmzeiten, Einstellungsoptionen, Datenschutz, Algorithmen, Falschmeldungen und Manipulation. Auch vielen Erwachsenen, wie Eltern oder pädagogischen Fachkräften, fehlt es an Medienkompetenz, um Jugendliche gut begleiten zu können.“, erklärt Corinna Schaffranek in ihrem Vortrag für Lehrkräfte der BBS sowie Ausbilder:innen, pädagogische Fachkräfte und sonstige interessierte Mitarbeitende im Berufsbildungswerk Neuwied. Doch die chinesische Plattform Tiktok ist so weit verbreitet, dass sie nachweislich einen Einfluss auf die politische Meinungsbildung und Demokratie hat - Manipulation durch Falschmeldungen, Bots und KI-generierte Inhalte inbegriffen. Es gilt also für alle, sich mit der App und ihren Funktionsweisen auseinanderzusetzen, um Inhalte beurteilen und einordnen zu können und es braucht mehr Austausch, Weiterbildung und Selbstreflexion.
Dafür ist sie da: Corinna Schaffranek, Medienpädagogin mit über zehn Jahren Erfahrung in der Jugend- und Erwachsenenbildung, verbrachte einen ganzen Tag am Berufsbildungswerk Neuwied. Am Vormittag leitete sie einen vierstündigen Workshop in einer BBS-Klasse mit hörgeschädigten Schülerinnen und Schülern – unterstützt von einer Gebärdensprachdolmetischerin sowie Deutsch- und Sozialkundelehrerin Mona Meller, die den Besuch initiiert und intensiv vorbereitet hatte und das Thema Soziale Medien und TikTok selbst häufig in ihrem Unterricht aufgreift. Im „TikTok-Bubble-Check“ warf die Referentin gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern einen Blick in deren TikTok-Feeds: Welche Inhalte werden ihnen angezeigt und warum? In der gemeinsamen Analyse machte Corinna Schaffranek deutlich, wie die eigene Aktivität in der App den Algorithmus und somit auch die angezeigten Inhalte beeinflusst, und regte so ein bewussteres und reflektierteres Nutzungsverhalten an. Sie zeigte den Schülerinnen und Schülern außerdem, wie sie ihren TikTok-Algorithmus zurücksetzen können und hatte einige Account-Empfehlungen für politische Bildung im Gepäck.
Am Nachmittag sprach Corinna Schaffranek dann mit Lehrkräften der BBS sowie Ausbilder:innen, pädagogischen Fachkräften und sonstigen interessierten Mitarbeitenden über die Plattform und zeigte einige Positiv- und Negativbeispiele für politischen Content auf TikTok. Dabei beleuchtete sie nicht nur Risiken, wie die hohen Nutzungszeiten, die Intransparenz des Algorithmus oder die politische Instrumentalisierung durch populistische Bewegungen – sondern auch Chancen: „TikTok ist nicht per se schlecht. Es hat ein enormes Potenzial für politische Aufklärung, kreative Zusammenarbeit und digitale Protestkultur – wenn wir lernen, es kompetent zu nutzen“, so Schaffranek. Die Plattform biete Raum für niedrigschwellige Information, Meinungsäußerung und Gemeinschaft – doch dafür brauche es Bildung, Reflexion und Begleitung. Also solle man soziale Medien gemeinsam mit jungen Menschen erkunden, um einen reflektierten Umgang damit zu etablieren, statt die Nutzung per se abzutun.
Die BBS Heinrich-Haus setzt mit Veranstaltungen wie dieser ein deutliches Zeichen: Medienkompetenz ist Teilhabe – und ein zentraler Baustein von Gesellschaft und Demokratie.
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