Projekt am Werner-Heisenberg-Gymnasium

„Unsere jüdischen Nachbarn“

„Unsere jüdischen Nachbarn“

Die Stolpersteine in Neuwied halfen den Schülern dabei, mehr über ihre jüdischen Nachbarn zu erfahren. Foto: Privat

05.11.2018 - 09:26

Neuwied. Zur Vorbereitung der Gedenkstunde am „Jüdischen Mahnmal“ in der Synagogengasse in Neuwied am Freitag, 9. November, haben sich die evangelischen Religionsgruppen der Klassenstufe zehn in den letzten Wochen mit jüdischen Mitbürgern in unserer Straße beschäftigt – unsere Nachbarn in der Engerser Landstraße 61. Die Lehrer Johannes Meigen und Jörg Eckert begleiteten das Unterrichtsprojekt. Die Datenbank „www.stolpersteine-neuwied.de“ half bei der Recherche. Schülerinnen und Schüler des Werner-Heisenberg-Gymnasiums werden im Rahmen der Gedenkstunde zur Reichspogromnacht ihre Ergebnisse vortragen, die hier abgedruckt werden. Die Familien Strauss und Weinberg lebten in Sichtweite der Werner-Heisenberg-Gymnasiums. An ihrem Haus finden sich heute fünf Stolpersteine. Von diesen Familien und den Überlebenden wird berichtet:

Nachbar Oskar Strauss lebte in der Engerser Landstraße. Er wurde am 6. Januar 1895 in Rödingen bei Jülich geboren. Edith und Oskar heirateten und bekamen dann im Jahre 1924 ihren gemeinsamen Sohn Jürgen. Nachdem sie nach Neuwied gezogen waren, wurde er als Geschäftsführer des Kaufhauses ERWEGE eingestellt. Als dieses 1938 verkauft wurde, zogen sie am 2. November nach Rheindahlen bei Mönchengladbach. Schon zu dieser Zeit plante Oskar auszuwandern und beantragte deswegen Reisepässe. Auf Grund seiner Verdienste im Krieg fühlte er sich aber als anerkannter Deutscher und beschloss doch in Deutschland zu bleiben. Aber er und seine Frau wurden am 22. April 1942 in das KZ Izbica deportiert und wahrscheinlich dort getötet.

In direkter Nachbarschaft der Schule lebte Edith Strauss. Edith Strauss, mit Geburtsnamen Marcus, wurde am 28. Juni1899 in Wohnheim bei Dortmund geboren. Edith arbeitete als Näherin. Sie heiratete Oskar Strauss, mit dem Sie später ein Kind bekam. Am 22. April 1942 wurde sie und Oskar ins Konzentrationslager Izbica deportiert, wo auch sie höchstwahrscheinlich grausam ermordet wurden.

Jürgen Strauss wurde am 25. August 1924 als Sohn von Edith und Oskar Strauss in Euskirchen geboren. Er ging in Köln auf eine jüdische Schule, da reguläre Schulen keine Juden mehr aufnahmen. Er zog mit 15 Jahren zu seinen Großeltern nach Dortmund. Doch er blieb nicht lange und reiste auf Rat des Onkels mit einem Schülervisum nach Großbritannien. Dort lebte er in Belfast bei der Familie Couts, die eine Farm besaßen. Er lernte seine zukünftige Frau Phyllis Hunter kennen. 1948 zog er in die USA, wo er während des Koreakriegs der US-Armee diente.

Moritz Weinberg wurde am 29. September 1888 in Westfalen geboren. Ab 1907 studierte er Jura, promovierte, und wurde Rechtsanwalt und nach dem 1. Weltkrieg Richter in Essen. Während des 1. Weltkrieges war er Oberleutnant und erhielt nach Kriegsende einen bayerischen Militär-Verdienstorden. 1924 heiratete Dr. Weinberg seine Frau Mathilde und zog in die Engerser Landstraße 61. Das Paar hatte zwei Kinder, Rolf, geboren 1925, und Maria, geboren 1929. Am 18.Juni 1943 wurden Moritz Weinberg, seine Frau und seine Tochter nach Theresienstadt deportiert und von dort ein Jahr später nach Auschwitz gebracht und dort ermordet.

Mit Moritz Weinberg war Mathilde Weinberg, geboren am 14. August 1902, verheiratet. Sie wohnte hier in Neuwied im gleichen Haus wie Familie Strauss. Mit gerade 42 Jahren wurde sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter ins KZ Theresienstadt deportiert. Über ein Jahr später wurde sie in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt, wo sie schließlich ermordet wurden. Nur ihr Sohn Rolf überlebte die Schoah.

Maria Luise Weinberg wurde im September 1929 in Köln geboren und war die Tochter von Mathilde und Moritz Weinberg. Im Alter von neun Jahren schickten ihre Eltern sie zu ihrem Schutz in die Niederlande, was der Anfang einer fast zwei Jahre langen Odyssee war.

Weil sie Heimweh hatte, kehrte sie zwei Jahre später in das für Juden schon sehr unsichere Neuwied zu ihren Eltern zurück. Mit 13 Jahren wurde sie mit ihrer Familie in das KZ Theresienstadt deportiert, wo sie erneut von ihren Eltern getrennt wurde. Dort erkrankte Maria Luise und wurde in die Krankenstation eingeliefert. Ihr Vater nutzte seinen Einfluss, damit sie dort länger bleiben konnte, da es dort eine bessere Versorgung gab.

Unglücklicherweise gab es in dieser Zeit einen Befehl, alle Patienten nach Ausschwitz zu deportieren. So wurde Maria Luise Weinberg 1944 zusammen mit ihren Eltern ins KZ Ausschwitz gebracht, wo sie kurz nach ihrer Ankunft ermordet wurde.

Gedenken am Jüdischen Mahnmal in der Synagogengasse, Freitag, 9. November, um 11 Uhr; Mitwirkende: Jan Einig, Oberbürgermeister der Stadt Neuwied; Kantor Dr. Jürgen Ries, Jüdische Gemeinde Neuwied-Mittelrhein e. V.; Werner Zupp, Vorsitzender des Deutsch-Israelischen Freundeskreis Neuwied e. V. und Schülerinnen und Schüler des Werner-Heisenberg-Gymnasiums Neuwied.

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