Die Nachbarn gastierten in Neuwied – Genüsse standen im Mittelpunkt
„Vive la France“ lockte Frankreich-Fans in die Innenstadt

Neuwied. Blau, Weiß und Rot dominierten am Wochenende die Deichstadt. Allerdings nicht in der Anordnung der Neuwieder Stadtfarben, sondern als französische Flaggen. Samstag und Sonntag waren die Nachbarn zu Gast in Neuwied.
In der Ferienzeit genossen die Daheimgebliebenen so etwas wie Urlaubsatmosphäre. Lediglich der Sonntag hätte etwas sommerlicher sein könne. An den Ständen war die französische Sprache nicht zu überhören. „Der Französische Markt ist immer wieder eine schöne Gelegenheit meine Muttersprache aufzufrischen“, schmunzelte Pascal Mohr im Gespräch mit dem Verkäufer am Stand der Käserei. Viele der Besucher des Französischen Marktes schätzen die Gesprächigkeit und Plauderei mit den Marktbeschickern. Zwar gaben die Franzosen eindeutig den Ton an. Dennoch waren auch Stände anderer Herkunft mit ihren Köstlichkeiten vertreten. Selbst dem Stand mit dem Schwarzwälder Schinken kann man noch eine gewisse Nähe zu Frankreich zugestehen.
Mit unterschiedlichen Motiven waren die Besucher in die Deichstadt gekommen. Die einen deckten sich mit kulinarischen Köstlichkeiten von herzhaft bis Nougat süß für daheim ein. Viele andere hatten anstelle des Einkaufskorbs viel Zeit dabei. Sie nahmen an einem der zahlreichen und schön gedeckten Tische Platz und entschieden sich zwischen leckeren Flammkuchen oder warmen, ganz ofenfrischen Quiches. Andere wiederum stellten sich ihre eigene Käseplatte zusammen und genossen knuspriges Baguette dabei. Der Wein dazu durfte natürlich nicht fehlen und stand ebenfalls in allen Geschmacksrichtungen zur Verfügung. Bei sommerlichen Temperaturen am Samstag waren kühle Weißweine oder Rosés besonders gefragt. Dabei konnte man schon mal leicht die Zeit vergessen und mit seinen Tischnachbarn ins Gespräch kommen. Der Völkerverständigung verschrieben hat sich der Freundeskreis Rengsdorf / St. Pierre-le-Moûtier. Der Verein zählt zu den Stammgästen auf dem Französischen Markt. Eine perfekte Gelegenheit, um über die Angebote und die gegenseitigen Besuche zu informieren. Schon zum Inventar des Frankreich Wochenendes gehört Sylvain Pesenti. Der gern gesehene Musiker mit der tragbaren Drehorgel schlenderte über den Markt und ließ sich hier und da nieder. Er sang bekannte und mitreißende Chansons von Edith Piaf, Leo Ferré, Serge Gainsbourg, Yves Montard und anderen Größen.
Ganz besonderes Flair
Die Besucher lieben das besondere Flair des Französischen Marktes. Es setzt sich zusammen aus der Sprache, den leckeren Auslagen und den unterschiedlichen Düften. Das Angebot ging wieder einmal über Speisen, Gemüse und frischen Kräutern hinaus. So lockten die Händler auch mit Seife, Hüten, Schmuck oder Stoffen aus der Provence. Ansehnliches für drinnen und draußen präsentierten Kunsthandwerker. Wo Frankreich ist, darf der Nationalsport nicht fehlen. Nicht der Radsport, dessen jährlicher Höhepunkt als Tour de France mit dem Endspurt auf der Champs Elysee traditionell mit dem Französischen Markt zusammenfällt. In früheren Jahren drehten schon Radrennfahrer ihre Runden um das Marktgeschehen in der Deichstadt. Vielmehr ist vom Boule Spiel die Rede. Wieder einmal hatten sich heimische Kenner des Volkssportes gefunden, die den kleinen und großen Marktbesuchern das Spiel mit den Kugeln näherbrachten. So mancher der Profis hat dabei selbst vor vielen Jahren über den Französischen Markt zum Boule befunden. Für das Spiel wurde eigens ein Bouleplatz angelegt. Ein kleiner Wehmutstropfen. Denn der Charme früherer Jahre, auf dem historischen Marktplatz, im Schatten der Marktkirche, mochte auf dem Parkplatz in der Luisenstraße nicht aufkommen. Zwar ist der Marktplatz zwischenzeitlich, sogar mit fester Boulebahn, fertiggestellt. Für das große Angebot an Händlern ist aber leider nicht ausreichend Platz vorhanden.

Beim Freundeskreis Rengsdorf / St. Pierre-le-Moûtier wurde die Völkerverständigung gefeiert.

Getrocknete Würste aus unterschiedlichen Fleischsorten stellten eine breite Geschmacksvielfalt dar.

Baguette, Käse und Wein. Der Französische Markt bot aber jede Menge mehr als das Klassiker-Trio.