Neue Reihe „Forum Lantershofen“ gab interessante Einblicke

Vom römischen Hinkelsteinzum christlichen Symbol

Vom römischen Hinkelstein
zum christlichen Symbol

Karl-Friedrich Amendt referierte im Rahmen von „Forum Lantershofen“ über rheinische Wegekreuze. DU

Vom römischen Hinkelstein
zum christlichen Symbol

Aus dem Jahr 1727 stammt das Kreuz am Ende der Zweilbrückenstraße.

Vom römischen Hinkelstein
zum christlichen Symbol

Von 1724 datiert das Nischenkreuz im „Hölzert“.

Grafschaft-Lantershofen. Sie sind überall im Rheinland und somit auch in der Grafschaft präsent: mittelalterliche und historische Wegkreuze. Als geheimnisumwitterte und oftmals auch rätselhafte Zeugen vergangener Zeiten findet man sie nicht nur innerhalb von Ortschaften, sondern oftmals auch fernab jeglicher Besiedlung. Im Rahmen der neuen, vom Förderverein „Zukunft Lantershofen“ veranstalteten Gesprächsreihe „Forum Lantershofen“ brachte jetzt Karl-Friedrich Amendt, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums Sinzig sowie ausgewiesener Experte in Sachen rheinische Wegkreuze, Licht ins Dunkel rund um die steinernen Monumente.

Für Amendt war der Auftritt in Lantershofen sowieso ein halbes „Heimspiel“, stammt doch ein Teil seiner Verwandtschaft aus der Grafschaft. Die Ahnenforschung war es auch, die ihn einst dazu brachte, die Geschichte der rheinischen Wegkreuze genauer zu erforschen. Zurück gehen diese auf römische Kleindenkmäler, die zu Ehren der Götter an Straßen und Kreuzungen mit der Intention aufgestellt wurden, zum Nachdenken oder Beten innezuhalten. Gut 300 Jahre nach dem Untergang des Römischen Reiches griffen die Christen das Thema auf und änderten im Prinzip nur die Symbolik: Aus Denkmälern und Hinkelsteinen wurden Kreuze. Dabei ist bis heute jedes Wegkreuz ein Unikat, in aller Regel von begüterten Privatleuten und nur selten von der Kirche gestiftet. Nach heutigen Gesichtspunkten würde die fachmännische Herstellung eines steinernen Wegekreuzes etwa 6.000 bis 7.000 Euro kosten – mindestens.

Die Gründe zur Aufstellung eines Wegekreuzes waren so vielfältig wie dessen Gestaltungsmöglichkeiten, aber dennoch lassen sich verschiedene „Kreuzversionen“ thematisch relativ gut voneinander unterscheiden. So erinnern „Gedenkkreuze“ praktisch immer an Verstorbene und den Tod, beispielsweise durch Mord, Unfall oder Blitzschlag, aber auch an „unbeabsichtigt im Krieg getötete Bauern“ – eine unter anderem während des 30-jährigen Krieges nahezu alltägliche Realität. Darüber hinaus weisen sie auf ehemalige Kirchen, Kapellen, Begräbnisstätten oder gar Hinrichtungsstätten hin. Oftmals legte man, vor allem bei Kreuzen an Hinrichtungsstätten, schwere Steine rund um das Kreuz, um die unruhigen Seelen der Hingerichteten zu „binden“. Die sogenannten „Votivkreuze“ errichtete man zumeist als Dank, etwa bei Heilung nach schwerer Erkrankung.

Schutz vor

Geistern, Hexen und Dämonen

Mit den „Schadenabwehrkreuzen“ versuchten die Menschen, sich vor bösen Geistern, Hexen, Dämonen und tückischen Krankheiten zu schützen. Wirksame Medikamente gegen schwere Krankheiten gab es kaum, sodass als einziges „Gegenmittel“ oft nur die „Flucht“ in religiöse Symbolik übrigblieb. Über Jahrhunderte hinweg wütete in Europa die gefürchtete Pest. Ganze Landstriche fielen dieser hochansteckenden und tödlichen Infektionskrankheit zum Opfer. Kein Wunder also, dass auch hierzulande noch zahlreiche „Pestkreuze“ die Zeit überdauert haben. Einiges über das jeweilige Kreuz verrät auch die eingeschlagene Jahreszahl, die den Zeitpunkt des Stiftungsanlasses oder das Jahr der Errichtung dokumentiert. Etappenstationen von Wallfahrten wurden durch „Pilgerkreuze“ und Kreuzwegstationen angezeigt – so beispielsweise im Umfeld des Klosters Kalvarienberg in Ahrweiler. Um trotz Sünden oder anderen Missetaten nicht auf Beistand von oben verzichten zu müssen, ließen vermögende Menschen „Sühnekreuze“ aufbauen. Damit die Buße auch mit physischen Belastungen einherging, kam es oftmals vor, dass die „armen Sünder“ das Kreuz selbst herstellten, was die bei manchen Exemplaren eher unförmigen Konturen erklärt.

Stehen Wegekreuze weit außerhalb von Städten und Dörfern, so ist dies ein klares Indiz für „Wetterkreuze“, die vor verschiedenen Unwettern schützen sollten. Besonders Stürme und Gewitter ängstigten als „Atem des Höllendrachens“ in früheren Zeiten die Menschen. Oftmals markierten die Wegkreuze aber auch nur ganz unspektakulär Herrschafts- und Verwaltungsgrenzen. Bis in die heutige Zeit stellen Menschen Wegkreuze auf, in der Regel um Unfallopfern zu gedenken.

Natürlich gibt es auch in und um Lantershofen einige historische Wegkreuze, wobei Karl-Friedrich Amendt besonders auf das „Nischenkreuz“ unweit der alten Eisenbahnbrücke in der Gemarkung „Hölzert“ einging. Diese, einer Monstranz nachempfundenen Kreuze, haben in der hiesigen Gegend ihren Ursprung und fanden relativ rasch weite Verbreitung.