Allgemeine Berichte | 21.12.2023

Erhard Wacker stellt im neuen Buch spannende Auszüge privater Zeugnisse über die weltliche Zeit des Apollinarisberges zusammen

Von Rheinromantik bis Ärger mit den Pächtern

Erhard Wacker mit seinem neuesten Buch „Der weltliche Apollinarisberg“.  Foto:HG

Remagen. Weihrauch und Wallfahrt, Kloster und Kirche verbindet man mit dem Apollinarisberg, der seit Jahrhunderten Pilgerziel ist und wo spätestens im 9. Jahrhundert schon die erste Martinskapelle stand.

Eine weltliche Phase begann, als die Franzosen linksrheinisch Kirchen und Klöster säkularisierten. Darauf ersteigerten 1807 Sulpiz Boisserée und der deutsch-französische Diplomat Karl Friedrich Reinhard, der seinen Teil 1821 an Sulpiz‘ Bruder Melchior veräußerte, das ehemalige Klostergut Apollinarisberg. Von den Kunst sammelnden Boisserées, darin einig mit dem Freund Johann Baptist Bertram, war Sulpiz die treibende Kraft, auch für sein größtes Projekt, die Vollendung des Kölner Doms.

Fast 30 Jahre gehörte den Brüdern das Gut mit Äckern, Wald, Wiesen und Weinbergen. Waren sie tage- oder wochenweise da, während sie sonst in Köln und später auch in Heidelberg, Stuttgart oder München lebten, wohnten sie im Klostergebäude. Kulturbeflissene und Freunde beehrten sie, so Bethmann-Hollwegs von Burg Rheineck, Ernst Moritz Arndt, August Wilhelm und Dorothea Schlegel. Selbst Friedrich Wilhelm IV. besuchte den Berg als Kronprinz und König, wie auch Personen etlicher Königshäuser.

Erhard Wacker stellt in seinem neuen Buch „Der weltliche Apollinarisberg (1807 – 1857) zur Zeit der Gebrüder Boisserée und Franz Egon von Fürstenberg-Stammheim“ Auszüge aus Sulpiz‘ Tagebüchern und Briefen vor sowie aus Briefen an diesen etwa von Graf Reinhard, Goethe, Schopenhauer und Zwirner.

1836 erwarb Franz Egon von Fürstenberg-Stammheim den Besitz und erbaute die Apollinariskirche. Mit deren Weihe 1857, der Rückkehr der Apollinaris-Kopfreliquie und dem Franziskaner-Einzug endete die bürgerliche Ära auf dem Berg. Die Zeit des Kirchenerbauers beleuchten etwa Dokumente aus dem Archiv Fürstenberg-Stammheim, Zeitungsartikel und Sekundärliteratur.

Indem Wacker die Quellen sprechen lässt, blüht im O-Ton die romantische Stimmung der Boisserées auf. Sulpiz schreibt im Herbst 1811 aus Köln an Melchior: „Erst gestern Abend bin ich vom Apollinarisberg zurück gekommen. Ich war so froh und selig dort oben, wäre der Dom nicht der Dom, nichts Anderes hätte mich wieder in die Stadt gezwungen“. Bald darauf über die Weinlese: „Die Leute sangen und tanzten in der Küche. Dieser Herbst war das schönste Bild der Fröhlichkeit, das ich gesehen hab...“ Im selben Jahr bedrängte Sulpiz Goethe: „Die Trauben stehen in höchste Fülle...Die Natur selbst macht es ihnen zum Gesetz, dass Sie uns besuchen müssen“. Viele kamen, doch Goethe nicht, der sich gleichwohl die bedeutende Malerei-Sammlung der Boisserée-Brüder später in Heidelberg ansah.

Da ein Gut verwaltet sein will, lesen wir auch von Rechnungen, Reparaturen, Ärger mit dem Pächter. Die Mönche waren fort, doch kamen noch 1814 aus Holland Pilger nach Rom wie ehedem zum Berg. Die Details machen den Reiz aus, auch bei Ausflügen und magischen Momenten, so wenn Sulpiz im Sommer 1833 an Melchior, bei offenem Fenster aufs Siebengebirge blickend, von Vogelgesang und Glockengeläut schreibt.

Das Buch, 316 Seiten, 82 Abbildungen, ISBN 978-3-910257-16-0, kostet 16 Euro. HG

Erhard Wacker mit seinem neuesten Buch „Der weltliche Apollinarisberg“. Foto:HG

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare
  • H. Schüller: "klimafreundliche Elektromobilität" ist eine Falschbehauptung, denn der Bahnstrommix enthält reichlich Kohlestrom aus dem vor wenigen Jahren neugebauten Bahnkraftwerk Datteln. Oberleitungsfreie Bahnen...
  • Martin Schaefer : Meiner Meinung nach ist nur eine Brücke für alle (Autobrücke) sinnvoll. Sei es um bei Hochwasser den Rhein queren zu können ohne nach Neuwied oder Bonn fahren zu müssen. Auch sehe ich darin die größte...
  • Claus Schulte: Aufgrund der Kosten sollte keine Brücke zwischen Erpel und Remagen gebaut werden. Die Planungs-, Genehmigungs- und Baukosten für eine Brücke und die benötigten Anschlußbauwerke zwische Erpel und Remagen belaufen sich auf viele Mio.
  • Karsten Fehr: Aus Gründen des Umwelt- und Naturschutzes ist eine Autobrücke an dieser Stelle als unrealistisch anzusehen; es handelt sich hier um das FFH-Gebiet "Rheinhänge zwischen Unkel und Neuwied" (DE 5510-302)....
  • K. Schmidt: Als Rheinland-Pfälzer ist man zunächst mal erstaunt, dass die Funktion des Ortsvorstehers in NRW überhaupt nur Bestandteil eines Auswahlprozesses in den Parteien ist. Hier werden Ortsvorsteher, augenscheinlich...
  • Joachim Steig : Ein schönes PM-Statement der Mehrheitsfraktionen im Stadtrat. Für eine wirksame und bürgernahe Arbeit von Ortsvorsteher oder Ortsvorsteherin ist aber weniger das Auswahlverfahren als die Qualifikation des Kandidaten oder der Kandidatin entscheidend.
Imageanzeige
Generalappell
Winter-Sale
Mitarbeiter für Verkauf/Büro (m/w/d)
Tag der offenen Tür
Angebotsanzeige (November)
Stellenanzeige
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0492#
Empfohlene Artikel

Niederbreitbach. Der lebendige Adventskalender in Niederbreitbach findet vom 1. bis 24. Dezember 2025 statt. Täglich um 18 Uhr, für etwa 30 Minuten, öffnen sich im Ort geschmückte Fenster und Türen. Dort treffen sich Besucher zu Liedern und Geschichten rund um den Advent. Eingeladen sind alle – Jung und Alt, Groß und Klein, mit und ohne Kinder.

Weiterlesen

Neuwied. Wie können Kinder, Jugendliche und Erwachsene noch besser für Umweltschutz und nachhaltiges Handeln begeistert werden? Mit dieser und ähnlichen Fragen beschäftigten sich die Teilnehmenden des diesjährigen Stationsleitungstreffens der LernOrte Nachhaltigkeit Rheinland-Pfalz, das am 5. November 2025 in der Zooschule des Zoo Neuwied stattfand. Organisiert wurde das Treffen vom Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz.

Weiterlesen

Weitere Artikel

-Anzeige-Mitmach-Aktion „Deutschland sucht den Lieblingsladen“

Kauf Lokal-Award geht zum dritten Mal in Folge nach Neuwied

Neuwied. Die Mitmach-Aktion „Deutschland sucht den Lieblingsladen“ geht mit einer Rekordbeteiligung zu Ende. Bis zum 20. Oktober konnten Shoppingfans aus ganz Deutschland für ihren Lieblingsladen online abstimmen. Jetzt stehen die Siegerinnen und Sieger ihres jeweiligen Bundeslandes fest, die am 15. November mit dem „Kauf Lokal“-Award zum „Lieblingsladen 2025“ gekürt wurden.

Weiterlesen

Dauerauftrag
Rund ums Haus
Dauerauftrag
Anzeige Holz Loth
Imageanzeige
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0492#
Nachruf Stolzenberger, Friedhelm
49/307639/2302647/4533221
Nordmanntannen ab 4m zu verkaufen
Stadt Linz
PR-Anzeige Hr. Bönder
Kerzesching im Jaade 2025
Stellenanzeige Verkaufstalente
Stellenanzeige
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0492#