Jahreshauptversammlung Kreiswaldbauverein Neuwied e.V.

Waldbesitzer stehen auch in schweren Zeiten zu ihrem Wald

Waldbesitzer stehen auch in schweren Zeiten zu ihrem Wald

Die Mitgliederversammlung konnte Dr. Gisela Born-Siebicke ehren. Foto: Kreiswaldbauverein-Neuwied e. V.

Kreis Neuwied. Der Vorsitzende des Kreiswaldbauvereins Neuwied e. V. Forstbetriebsgemeinschaft Uwe Werner konnte in einer von den Mitgliedern gut gefüllten Wiedparkhalle in Neustadt/Wied im öffentlichen Teil der Sitzung zahlreiche Ehrengäste begrüßen. Dazu gehörten unter anderem der 2. Vorsitzende des Waldbesitzerverbandes Rheinland-Pfalz Friedrich Freiherr von Hövel, den Geschäftsführer Dr. Wolfgang Schuh, den Leiter des Forstamtes Dierdorf Uwe Hoffmann zusammen mit dem Privatwaldbetreuer Dieter Steinebach, den Kreisjagdmeister Kurt Milad, Isabelle Fürstin zu Wied Vorsitzende des Naturparks „Rhein-Westerwald“, den Leiter der untere Landwirtschaftsbehörde Thomas Ecker und Sebastian Turk vom die DLR-Westerwald. Besonders freute sich Uwe Werner die beiden Landtagsabgeordneten Ellen Demuth und Lana Horstmann sowie für die kommunale Familie den Landrat Achim Hallerbach willkommen heißen zu können.

In deren Grußworten wurde großes Verständnis für die Herausforderungen der privaten Waldbesitzer durch die schmerzhafte Borkenkäfer-Kalamität sowie die schwierige Anpassung der Waldbestände an die Herausforderungen des umfassenden Klimawandels gezeigt. Der Bund, das Land Rheinland-Pfalz und auch die Kommunen engagierten sich in besonderer Weise, die finanziellen Folgen dieser Risiken für die Waldbesitzer abzupuffern. Der Wald sei ein wichtiger regionaler Wirtschaftsfaktor, Grundlage für den Tourismus und wichtiger Träger des Natur- und Umweltschutzes. Aktuell gewinnt der nachwachsende Rohstoff Holz mit seiner CO2-Senke an Bedeutung und gleichzeitig wird es immer schwieriger die richtige klimastabile Baumartenzusammensetzung in den Wäldern zu erhalten.

Uwe Werner dankte für die unterstützenden Worte, mahnte zugleich aber deren konsequente Umsetzung in Politik und Verwaltung an. Wichtig sei es z.B. eine umfassende und kostengünstige Beförsterung für den Privatwald sicherzustellen. Freiherr von Hövel unterstützte diese Forderung und warb für die ungeschmälerte Fortsetzung der Aufforstungshilfen angesichts der mehr als 4000 ha Borkenkäferflächen im Kreis Neuwied. Kreisjagdmeister Milad betonte die Bereitschaft der Jäger, problematische Schalenwildbestände zum Schutz der jungen Waldbäume anzupassen. Dabei müsse allerdings mit Augenmaß vorgegangen werden.

Landrat Achim Hallerbach nahm die Sorgen der Waldbesitzer auf und erläuterte das Engagement des Landkreises für das sogenannte Cluster Wald-und Holzwirtschaft mit seiner großen Bedeutung für die Wirtschaft, auch die Energiewirtschaft des Landkreises. Angesichts der absterbenden Fichtenbestände und gleichzeitig schwieriger Bauholzmärkte habe er Wert darauf gelegt, in den letzten beiden Jahren alle Akteure zusammenzubringen, um Lieferketten bis zu den Handwerkern und zur Holzbauwirtschaft nicht abreißen zu lassen. So finden auch vom 9. bis 11. September wieder die 5. Westerwälder Holztage in Oberhonnefeld-Gierend statt. Der Naturpark Rhein-Westerwald helfe mit, die Erholungsfunktion des Waldes dauerhaft abzusichern. Und über die geplante Holzhackschnitzel-Anlage auf der Abfalldeponie in Linkenbach werde auch Restholz zur CO2-neutralen Strom- und Wärmegewinnung genutzt. Für ihn seien Klima- und Verbraucherschutz in der Wald und Holzwirtschaft keine Gegensätze, sondern gemeinsam anzustrebende Ziele.

In seinem Hauptvortrag geht Dr. Wolfgang Schuh auf die neuen Festlegungen auf Bundesebene, wie auch im Land Rheinland-Pfalz für die Forstwirtschaft und Forstpolitik ein. Beide Ebenen setzen Prioritäten im Waldumbau auf klimastabilere Bestände, striktere Regeln für die Zertifizierung und die Erfüllung von Naturschutzzielen, die Stärkung von Forstbetriebsgemeinschaften und eine waldfreundliche Novelle des Jagdgesetzes. Leider seien allerdings die Mittelansätze in der Forstförderung eher rückläufig und die vom Bund zugesagte allgemeine Klimaprämie solle mit höheren Qualitätsstandards versehen werden. Die kostenentlastende Wirkung für die Waldbesitzer werde dadurch wahrscheinlich gemindert. Das sei vor allem für den Westerwald problematisch, weil sich hier die Trockenheitsschäden der Jahre 2018-2020 in den meist privaten Fichtenbeständen extrem auswirkten.

Erfreulicher entwickeln sich die Rund- und Schnittholzpreise. Das tiefe Tal bei den Rohholzpreisen der letzten drei Jahre ist durchschritten. Ärgerlich sei dagegen immer noch das anhängige Kartellverfahren der Sägeindustrie gegen die staatliche Holzvermarktung. Nach einem ersten Urteil eines Gerichts in Stuttgart zeichne sich allerdings ab, dass diese Kartellklage niedergeschlagen wird. In Rheinland-Pfalz liegt der vergleichbare Termin für das Landgericht Mainz für den 14. Juni fest.

Der Waldbesitzerverband Rheinland-Pfalz fordere schwerpunktmäßig die Rückführung der Treibhausgase durch ein entsprechendes Klimaschutzgesetz, die Sicherung der Privatwaldbetreuung über die Forstämter, die Bereitstellung der CO2-Klimaprämie und den Ausbau des Vertragsnaturschutzes im Wald.

Im Anschluss an den Vortrag bat der Vorsitzende Uwe Werner die Vorgängerin im Amte Dr. Gisela Born-Siebicke und den gesamten Vorstand nebst dem Leiter des Forstamtes Dierdorf auf die Bühne. Dr. Born-Siebicke war 36 Jahre im Vorstand des Kreiswaldbaus Vereins aktiv, ab dem Jahr 2008 war sie die 1. Vorsitzende. Uwe Werner verlieh ihr namens des gesamten Vorstandes den Titel „Ehrenvorsitzende des Kreiswaldbauvereins Neuwied“.

In seiner Laudatio hob FAL Hoffmann das große Netzwerk von Dr. Born-Siebicke hervor. Dieses reicht weit in die Kommunal- und Landespolitik, sowie in die forstlichen Verbandsstrukturen hinein. Ihr sei es gelungen, die Anliegen des Kleinprivatwaldes ganz nach vorne zu bringen, vom Ministerium in Mainz, über den Waldbesitzerverband bis hin zum Forstausschuss der Landwirtschaftskammer. Nachdrücklich habe sie über die regelmäßigen Informationsveranstaltungen des Kreiswaldbauvereins die aktuellen forstlichen Themen für die Mitglieder präsent gemacht, und auch über die Fach- und allgemeine Presse weiter verbreitet.

Dr. Gisela Born-Siebicke bedankte sich bei ihrem Nachfolger und dem Vorstand des Kreiswaldbauvereins für die hohe Auszeichnung, sowie bei allen Mitgliedern und Gästen für die ehrenden Worte. Sie habe stets aus Überzeugung über dreieinhalb Jahrzehnte für den privaten Waldbesitz gestritten. Das sei zwar mehr als ein halbes Menschenleben, aber in den klimastabilen Mischwäldern auch nur 1/3 der Umtriebszeit. Sie ermunterte den Kreiswaldbauvereins weiterhin die Speerspitze für den nachhaltigen Umgang mit dem heimischen Wald zu sein, der nicht nur dem Erholungssuchenden, dem Wasserwerk, dem Klimaschütze und dem Naturschützer Freude bereiten sollte, sondern zuvorderst auch dem Waldbesitzer und seiner Familie.

Pressemitteilung

Kreiswaldbauverein Neuwied e.V.