Die Restaurierung des linken Seitenaltars der Pfarrkirche St. Marien in Bad Breisig steht vor dem Abschluss

Warmer Holzton und güldener Glanz

Warmer Holzton und güldener Glanz

Mit Hilfe eines Vergolderkissens und eines Vergoldermessers schneidet Katrin Etringer das Blattgold zu, bevor sie es an der Oberfläche aufbringt.

Warmer Holzton und güldener Glanz

Arbeiten auf engstem Raum: Daniela Jacek und Valerio Di Finizio.

Warmer Holzton und güldener Glanz

Valerio Di Finizio poliert mit einem Achatstein die Vergoldung.

Warmer Holzton und güldener Glanz

Die barocken Hochaltäre der Pfarrkirche.HG

Warmer Holzton und güldener Glanz

Der linke Seitenaltar vor der Restaurierung.

Bad Breisig. Im Altarbereich bietet die Pfarrkirche St. Marien derzeit ein ungewohntes Bild: Der linke Seitenaltar des barocken Hochaltar-Trios ist eingerüstet. Wo sonst Gemälde prangen ( im Zentrum die Immaculata, Maria, die der alles Böse verkörpernden Schlange den Kopf zertritt, oben der heilige Nikolaus und unten der heilige Rochus), da klaffen nun Öffnungen.

So können sich die Diplomrestauratoren aus Koblenz (Katrin Etringer, Daniela Jacek und Valerio Di Finizio) ganz auf die aktuelle Restaurierung konzentrieren. „Die Maßnahme umfasst die drei Eichenholz-Altäre mit Schnitzereien und Profilen, die vergoldet sind, aber ohne die Gemälde. Sie sind bereits früher überholt worden“, sagt Etringer.

Seit Mitte Oktober arbeiten die Spezialisten an der Freilegung und Vergoldung des Altars. Wie das ganze Ensemble stammt er aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Im Lauf der Zeit nahmen die Altäre mit ihren prächtigen Architekturaufbauten ein immer düsteres Aussehen an. Holzrestauratorin Jacek kennt den Grund: „Die Oberfläche ist oft bearbeitet worden, darauf fanden sich Lacke, Ruß, Wachs, Vergilbung.“ Regelrechte „Schmutzlasuren“ von der Restaurierung 1924/1925 sollten den Anschein hohen Alters erzeugen. „Eine schwarz-braune Soße war das“, so Etringer. „Da wurde missverstanden, was Patina ist“, urteilt Jacek, die die Fassungen mit dem Skalpell freilegte.

Nicht nur die holzansichtigen Partien haben gelitten. „Wir haben vier Fassungen Vergoldung abgenommen“, berichtet Etringer: Bronze und gemalte Ölvergoldung waren darunter. Die Erstfassung - „sie ist die qualitätvolle“ - wird erhalten, gereinigt und retuschiert, wenn die Fehlstellen aufgefüllt sind. Dazu schneidet die Gemälde- und Vergoldungsrestauratorin mit einem Vergoldermesser auf dem Vergolderkissen Blattgold zu und bringt es an der Oberfläche auf. Di Finizio poliert das Gold mit einem Achatstein. Gereinigt und ergänzt werden ebenso die mit Blattsilber belegten Säulentrios beidseitig der Immaculata.

Ziel ist es, Originales zu konservieren, Zutaten und Überarbeitungen zu entfernen und die Oberflächen auf einen Stand zu bringen. Stetig lernen die Akteure vom Objekt. „Du findest bei der Arbeit immer mehr Erkenntnisse, das macht sie so spannend“, sind sich die Erhaltungsprofis einig. Sie stellten etwa fest, „dass die Profile, auch an der Kanzel, einmal himmelblau waren“ und die Kassetten der Seitenaltäre zeitweilig entweder farbig gefasst, gelüstert oder marmoriert. Genaues ist nicht bekannt, so fällt die Entscheidung zugunsten einer holzfarbenen Fassung. Was geschieht mit den „Ohren“, wie die Restauratorinnen die später ergänzten geschnitzten und vergoldeten Altar-Wangen scherzhaft nennen?

Kreisarchivar Leonhard Janta nimmt als deren Urheber einen Breisiger Schreiner an. „Es könnte mein Urgroßvater Anton Josef Kindler gewesen sein“, sagt Stephan Kindler, Inhaber der Schreinerei Karl Kindler und Verwaltungsratsmitglied der Pfarrgemeinde. Vielleicht auch Ururgroßvater Anton Alois Kindler, der die Firma 1875 gründete und einen ganzen Altar gefertigt hat. Alte Auftragsbücher, die Auskunft geben könnten, sind in der Familie, die Generationen von Schreinern hervorgebracht hat, nicht vorhanden. Jedenfalls dürfen die „Ohren“ bleiben, „als gewachsener Bestand“, so Jacek. „Die haben ein Gewohnheitsrecht“, bestätigt auch Etringer.

Ein „Tiefenlicht“

Durch die Restaurierung wirkt der Seitenaltar lebendiger und zeigt ein helleres anheimelndes Braun. Abschließend mit Schellack überzogen, „tritt die Maserung mit Brillanz hervor und erhält einen satteren warmen Holzton“. Etringer spricht von einem „Tiefenlicht“. Jacek weist überdies darauf hin, dass die wiederbelebte Farbe des Holzes, das übrigens von erstaunlich guter Qualität sei, nun „eher harmoniert mit den Holztönen der Bänke und Orgel“. Auch das Gold, das stellenweise stumpf und uneinheitlich war, glänzt zu Weihnachten wieder makellos. In wenigen Tagen sind die Arbeiten abgeschlossen. Bleibt zu hoffen, dass neben dem Zuschuss des Bistums genug Spenden zur Kostendeckung - für die Seitenaltäre zusammen 90.000 und für den Hochaltar 85.000 Euro - eingehen. Geht es nach den Restauratoren, kann die Restaurierung nach Karneval an den übrigen Altären fortgesetzt werden. Sie freuen sich übrigens über Fotos, die den Zustand der Altäre vor 1920 zeigen, weil sie daraus womöglich spätere Ergänzungen und bauliche Veränderungen ableiten können.