„Weihnachten anders“ im Bad Neuenahrer Apollinarisstadion
„Wenn Gott ins Spiel kommt“
Sportstätte war Schauplatz eines ungewöhnlichen Weihnachtsgottesdienstes

Bad Neuenahr-Ahrweiler. „Weihnachten anders“, abseits von Weihnachtsbaum, Lichterkerzen und Geschenken – so lautet der Name eines von der katholischen Pfarreiengemeinschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler und der evangelischen Kirchengemeinde Bad Neuenahr organisierten Weihnachtsgottesdienstkonzepts der etwas anderen Art. Nach Tiefgarage und Brücke war diesmal das Apollinarisstadion Schauplatz des ungewöhnlichen Gottesdienstes. Doch genau diese Art von Gottesdienst zieht die Menschen an: Fast 600 Besucher kamen trotz Temperaturen um den Minuspunkt und rutschiger Tartanbahn ins Stadion. Eine Kulisse, über die sich mancher Fußballclub sicherlich freuen würde, war doch die blau illuminierte Tribüne bis auf den letzten Platz besetzt. Dem Ort angemessen schallten zunächst die Fußballhymnen des Ahrweiler BC und des 1. FC Köln über die Ränge – für manchen Gottesdienstbesucher war dies sicherlich die erste direkte Berührung mit dem Ort Stadion und dessen Musik.
Tote Hosen und Evangelium
Überhaupt war der musikalische Part alles andere als traditionell weihnachtlich, was gemeinsam gesungene Stücke wie „Tage wie diese“ (Die Toten Hosen) oder „Auf uns“ (Andres Bourani) eindrucksvoll belegten. Dennoch: Auch das Lukasevangelium durfte natürlich nicht fehlen, das sich trotz des optischen und musikalischen Kontrastes nahtlos ins Geschehen einfügte. Auf vertraut-weihnachtliche Töne musste dank Trompetenmusik trotzdem niemand verzichten. Und eben jene Trompeter waren es, die das Publikum auf das jetzt von zwei Leuchtstrahlern nur partiell erhellte Spielfeld geleiteten. Nun kam – im wahrsten Sinne des Wortes – Gott ins Spiel. Das Jesuskind, sonst vertraut aus der klassischen Weihnachtskrippe, lehnte statt an Stroh an einem Fußball. Auf dem Rasen berichteten Menschen davon, wie Gott bei ihnen ins Spiel kam: Aus der Kirche ausgetreten, diese gar mächtig kritisiert, weil Gott schon in frühen Jahren maximal bei ihr auf der Ersatzbank saß, berichtete Ursula Läufer aus ihrem Leben. Nach der Scheidung und dem Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik kam Gott plötzlich in Spiel, in Gestalt des Klinikleiters und vieler neuer Freunde, zum Beispiel aus dem Priesterseminar in Lantershofen. Sie trat wieder ein, wurde Religionslehrerin.
Ein Team im Zeichen Gottes
Anonym blieb eine andere Frau, deren Geschichte vorgetragen wurde. Mit 16 Jahren vergewaltigt, wurde sie vollkommen aus der Bahn geworfen, falsche Freunde. Alkoholsucht und Prostitution waren die Folge, isolierter Entzug und Zusammenbrüche. Da kam Gott ins Spiel, in Form eines Kindes.
Denn sie war schwanger, riss sich zusammen, fing sich, organisierte sich und ist heute, zehn Jahre später, glücklich, bodenständig und selbständig. Auch die Fürbitten wurden von den Besuchern frei vorgetragen, und zum Schluss fassten sich alle bei den Händen, bildeten dort, wo Teamgeist zum Erfolg führt, eine große Mannschaft im Zeichen Gottes.

Dechant Jörg Meyrer und sein Team leiteten den Gottesdienst.