ZF Koblenz: 450 Stellen sollen gestrichen werden

Koblenz. Die herausfordernde Transformation der Automobilindustrie führt in der Branche zu gravierenden Verwerfungen – vor allem in Europa.
Der anhaltend schwache Automobilmarkt wie auch die geo- und handelspolitischen Unsicherheiten – etwa US-Importzölle oder Exportbeschränkungen für Seltene Erden aus China – haben die Lage für die Automobilzuliefererindustrie deutlich verschärft. Vor allem die europäische Produktion ist davon betroffen. Hier werden im Jahr 2025 voraussichtlich rund 30 Prozent weniger Pkw und leichte Nkw (<6t) produziert als im Spitzenjahr 2018. Das aktuelle Produktionsniveau befindet sich in etwa auf dem des Jahres 1997 und liegt noch unter dem des Corona-Jahres 2020.
Vor diesem Hintergrund muss ZF die Kapazität seiner Standorte anpassen und die Wettbewerbsfähigkeit der Werke verbessern.
Dies hat auch Auswirkungen auf den Standort Koblenz. Hier sind aktuell rund 2.100 Mitarbeitende beschäftigt, davon etwa 500 in der Produktion, knapp 1.250 in der Forschung und Entwicklung sowie rund 350 in Verwaltungsbereichen.
Kapazitätsanpassungen, die aufgrund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen notwendig sind, wirken sich vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung aus. Hier fallen einerseits Kundenprogramme aus, was entsprechende Budget- und Investmentanpassungen nach sich zieht.
Andererseits entscheidet die Höhe von Entwicklungsbudgets zunehmend über die Wettbewerbsfähigkeit von ZF. Dabei spielen die durchschnittlichen Kosten von Entwicklungsstunden eine wesentliche Rolle. Aus diesem Grund ist es notwendig, größere Anteile der kundenprojektbezogenen Entwicklungsumfänge an ZF-Entwicklungszentren noch stärker als bisher global zu bearbeiten. Nur ein gemischtes Set-Up zwischen Deutschland und internationalen Entwicklungszentren macht es möglich, Entwicklungsumfänge in Summe wettbewerbsfähig anbieten zu können.
Aus diesen Gründen wird es notwendig sein, bis zum Jahr 2030 die Personalkapazitäten in Koblenz im Entwicklungsbereich um rund 370 Arbeitsplätze sowie um circa 80 in den Verwaltungsbereichen zu reduzieren. Für nahezu die Hälfte dieser Beschäftigten gibt es bereits sozialverträgliche Lösungen (beispielsweise bekannte Austritte wie Altersteilzeit oder Rente).
Der Großteil der verbleibenden Reduzierung soll bereits bis Ende 2026 erfolgen. Für die Betroffenen strebt ZF einen sozialverträglichen Abbau an, um betriebsbedingte Kündigungen möglichst zu vermeiden.
Über das weitere Vorgehen bezüglich der verbleibenden Überkapazitäten hat der Arbeitgeber den Betriebsrat zu zeitnahen Verhandlungen aufgefordert.
Trotz der Reduzierung stellt der Standort Koblenz mit perspektivisch rund 1.650 Beschäftigten auch langfristig einen wichtigen Baustein im Entwicklungs- und Produktionsnetzwerk von ZF in Deutschland dar und wird weiter einer der wichtigsten Arbeitgeber der Stadt bleiben. In der Produktion – in der es keine wesentlichen Personalanpassungen geben wird – soll der Fokus auf Bremsregelsystemen (IBC) liegen. Auch das Seriengeschäft im Bereich der Radbremssysteme bleibt in den kommenden Jahren in Koblenz.
Für den Standort wurde im Jahr 2022 eine Zielbildvereinbarung getroffen, die unter anderem den Ausschluss betriebsbedingter Beendigungskündigungen bis Ende 2026 vorsieht.