Zwei Profis an der Goethe
Basketball- und Footballprofi machen ein Praktikum
Koblenz. Regelmäßig absolvieren Studierende im Rahmen ihres Studiums ein Praktikum an der Goethe-Realschule plus in Koblenz-Lützel. Doch in diesen Tagen arbeiten zwei ganz besondere angehende Lehrer an der Koblenzer Schule. Moses Pölking, Basketballprofi bei den EPG Baskets, und Gerald Ameln, einer der besten American-Football-Spieler Deutschlands.
Beide sitzen seit zwei Wochen täglich im Lehrerzimmer, bereiten ihren Unterricht vor und sind die absoluten „Stars“ auf dem Schulgelände. „Mein Fokus liegt zwar ganz klar auf meiner Profikarriere, aber ich merke gerade hier an der Schule, dass mir der Beruf des Lehrers in Zukunft sehr viel Spaß machen wird“, meint Lehramtsstudent Gerald Ameln. Ähnlich sieht es sein neuer Kollege Moses Pölking: „Der Lehrerberuf ist für mich eher etwas für die Zeit nach der Profikarriere. Ich kann ja nicht immer Profi-Basketballer sein.“
Während der 25-jährige Pölking allein durch seine Körpergröße - er misst 2,11 Meter - auffällt und ein Raunen durch die Reihen geht, wenn er ein Klassenzimmer betritt, bestaunen die Schüler:innen beim 22-jährigen Ameln vor allem seine Muskeln. Die braucht der Student aus Koblenz auch. Denn täglich trainiert der gebürtige Ghanaer für seinen großen Traum: die NFL. Und die Chancen auf einen Platz in der amerikanischen Profiliga stehen nicht schlecht. Denn in Deutschland zählt Ameln zu den besten Spielern des Landes, wurde 2021 sogar zum „Offensive Rookie of the year“ der European League of Football gewählt. „Die Chancen stehen wirklich nicht schlecht, dass ich irgendwann in Amerika spiele“, sagt er. Dabei spielt der sympathische Profisportler American Football noch gar nicht so lange, nämlich erst seit fünf Jahren. Angefangen hat alles in der Jugend bei den Montabaur Fighting Farmers, bevor er über die Wiedbaden Phantoms in seinem ersten Profijahr gleich Meister bei den Frankfurt Galaxy wurde. Nach einem Abstecher zu den Hamburg Sea Devils spielt der Runningback derzeit für die Cologne Centurians. Als Kind wollte Ameln eigentlich Anwalt werden, dann plötzlich Pilot, später Polizist. „Den Profisport hatte ich eigentlich gar nicht auf dem Schirm, das hat sich entwickelt“, erzählt Ameln, der im fünften Semester Geografie und Geschichte studiert. Er hofft, dass er bald die Chance bekommt, sich einmal beim NFL Scouting Combine zu zeigen. Zu dieser jährlichen Veranstaltung werden auch Talente aus Europa eingeladen, um den Verantwortlichen der NFL-Teams ihre athletischen, aber auch psychischen und mentalen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Bereits seit 2021 ist Moses Pölking am Deutschen Eck. Der gebürtige Berliner spielt seitdem bei den EPG Baskets und absolviert nebenbei sein Lehramtsstudium. Mit den Baskets ist er in den vergangenen zwei Jahren voll durchgestartet und wird in den nächsten Tagen mit den Baskets in der 2. Basketball-Bundesliga auflaufen. 2021 wechselte der Center von Bremerhaven nach Koblenz. In der Jugend spielte er für ALBA Berlin, wo er 2014 U-19-Meister wurde. Irgendwann will er in seine Heimat nach Berlin zurückkehren. „Aber jetzt zählt erst einmal Koblenz. Ich freue mich auf die 2. Liga“, sagt Pölking. Auch den „neuen“ Schulalltag genießt er. Noch bis Freitag unterrichten Pölking und Ameln gemeinsam an der Goethe-Realschule plus, dann geht es zurück an die Uni Koblenz und auf die Trainingsplätze. Betreut werden sie bis dahin weiterhin von Franziska Kronenbitter, Mentorin für Lehramtsstudierende.
Und wie fällt das Fazit der beiden Profisportler in der Rolle des Lehrers aus? „Die Arbeit mit den Kindern an der Goetheschule macht mir unheimlich viel Spaß. Es wird auf jeden Einzelnen eingegangen, das ist toll“, sagt Gerald Ameln. Das sieht auch Moses Pölking so: „Natürlich war es am Anfang etwas ungewohnt. Aber ich bin ein Lehrer wie jeder andere. BA