
Am 25.02.2015
Allgemeine BerichteAusstellung „Über.Lebens.Kunst“ in St. Clemens Dierdorf
„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“
Dierdorf. Bis 13. März gastiert die Fotoausstellung „Über.Lebens.Kunst“ mit Porträts des Trierer Künstlers Yaph in der katholischen Pfarrkirche St. Clemens in Dierdorf. Die Ausstellung zeigt Fotos und Zitate von chronisch kranken Kindern mit ungebrochenem Lebenswillen. Es sind Erkrankungen, die einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Lebensqualität der Kinder ausüben: Krebs, Diabetes, Mukoviszidose, rheumatische Leiden. Jeden Tag verlangt das Leben mit diesen Krankheiten den Kindern Disziplin, Kraft und Geduld ab. Was für gesunde Kinder eine Selbstverständlichkeit ist, wird für chronisch kranke Kinder zum Traum, zum Herzenswunsch.
Eröffnung der Ausstellung
Bei der Ausstellungseröffnung bezeichneten die Initiatorinnen Heide Ertelt, Michaela Abresch und Monika Hühnerbein es als ihre Herzensangelegenheit, diese Ausstellung in Dierdorf zu präsentieren. Heide Ertelt lobte die Arbeit des Fotografen, dem es gelungen ist, Menschen und ihr Überleben zu zeigen. Die Portraits lebenswilliger und lebenslustiger Kinder, die alle chronisch schwerstkrank sind, sind mit Zitaten kombiniert, die berühren und sehr nachdenklich machen. Modell standen 56 Patienten und Patientinnen der Trierer „Villa Kunterbunt“, einem Zentrum für chronisch schwerstkranke und krebskranke Kinder und deren Familien. Die Kinder strahlen enorm viel Lebenswillen, Temperament, Selbstbewusstsein und Lebensfreude aus. Ihre Krankheiten verlangen viel Disziplin und Kraft, trotzdem bewahren sich die Kinder ihre Lebensfreude und meistern ihren Alltag mit den krankheitsbedingten Einschränkungen.
Michaela Abresch erläuterte den Begriff „Kunst“ als wesentliche Ausdrucksform für Gefühle und Gedanken, die Menschen bewegen. Kunst überwindet Sprachbarrieren, verbindet, polarisiert, übertreibt, reflektiert, macht das Denken weit und lässt den Betrachter Dinge aus anderer Perspektive sehen. Kunst stiftet an zum Sehen. Stets wird festgehalten, was den Schöpfer der Kunst bewegte. Paul Klee statuierte: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“ Heide Ertelt berief sich in ihrer Ansprache auf das Buch Genesis: Danach war Gott der erste Künstler der Geschichte.
Monika Hühnerbein stellte mit Blick auf die Bildtafel von Mukoviszidose-Patientin Eva Groß fest: „Mensch und Kunst haben ein einmaliges Aussehen und Charakter, die sonst keiner hat. Eva verknüpft Kunst und Mensch. Kunst kann nicht perfekt sein, so wie kein Mensch perfekt ist.“
Evas Mutter, Irmgard Groß, die mit Klinikleiter Dr. Christoph Block im Vorstand der Villa Kunterbunt arbeitet, war zugegen. Sie berichtete, dass ihre Tochter inzwischen eine junge Dame sei, die sich im Studium befinde und sehr selbstständig, selbstsicher und relativ normal lebe. Sie stellte erfreut fest, dass von den 56 Kindern, die vor Jahren den Mut hatten, sich zu präsentieren und einen Text zu ihrer Erkrankung zu schreiben, nur eins vor drei Jahren verstorben sei. Die anderen 55 lebten ziemlich gut, sie könnten mit ihrer Erkrankung umgehen.
Die Botschaft der Ausstellung lautet: Die Krankheit ist ein Teil der Gesamtpersönlichkeit, aber nicht umgekehrt. Die Mutter des einjährigen Tim, der an einem Neuroblastom leidet, formuliert ihre positive Einstellung: „Das Leben ist immer lebenswert, man muss es nur durch die richtige Brille sehen.“
Musikalischer Rahmen mit Mosaik-Projekt
Die Band „Mosaik-Projekt“ gestaltete den musikalischen Rahmen der Eröffnung. Die Villa Kunterbunt ist auf Spenden und Fördermittel angewiesen. Informationen unter www.villa-kunterbunt-trier.de. Einige Frauen in der Pfarrgemeinde St. Clemens unterstützen das Nachsorgezentrum seit Jahren durch den Verkauf handgefertigter Kerzen.
An Freitagabenden werden besonders gestaltete Impulsabende in der Pfarrkirche angeboten. Freitag, 27. Februar, 19 Uhr: Lebens?Kunst, Musik: Uwe Wagner, Hang-Percussion. Freitag, 13. März, 19 Uhr: Über?Leben, Musik: Dekanatskantor Peter Uhl, Orgel / Michèle Winterscheid, Querflöte. Geöffnet ist die Ausstellung: Sonntag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag: 15 bis 17 Uhr und Freitag, Samstag: 17 bis 18.30 Uhr. Für Gruppen und Schulklassen gibt es die Möglichkeiten auch außerhalb der Öffnungszeiten Termine zu vereinbaren, Tel. (0 26 89) 97 95 03.
WT

Zahlreiche interessierte Bürger waren zur Ausstellungseröffnung gekommen.