Kultursalon Koblenz lud Oldtimer-Freunde nach Koblenz ein
37 Oldies sonnten sich vor dem Schloss
Koblenz. 37 Oldies glänzten vor dem Kurfürstlichen Schloss in Koblenz. Ein Erfolg für die elfte Veranstaltung des unabhängigen Kultursalons Koblenz. Eine bunte Vielfalt an Oldies gab im Schloss ihr Stelldichein: Käfer, Bullis, Minis, aber auch diverse Mercedes- und Porsche-Modelle vom 550 Spyder bis zu 911er-Modellen, selbst ein Horch 830 Pullmann war dabei. Alexander von Canal hatte sogar an seinem Caterham 21 die Motorhaube aufgeklappt. Der Messerschmitt Kabinenroller KR200 von Manfred Reul sorgte vor der Schlosskulisse für flotte Musik und weitere gute Laune. Acht Gäste hatte Petra Lötschert, die Leiterin des Kultursalons, zu dieser Talkrunde eingeladen. Das Publikum im Grand Café setzte sich aus Oldie-Fans bis hin zu Geschäftsführern aus der Autobranche zusammen.
Liebe zur Technik
Der ADAC Mittelrhein Classic wurde von Wolfgang Smuda vertreten. Er schuf ein optimales Park-Design, jeder Oldie wurde zu einer Augenweide. Der ehemalige Schulleiter erzählt dem Publikum von seinem Lieblingsoldie. Er fährt einen Triumph Spitfire, den er einst mit Zustandsnote 4-5 erwarb und in zwei Jahren mühsamster Kleinarbeit restaurierte, bis er von der Zulassungsstelle die Note 2+ erhielt. Alles ist möglich. Smuda ist ein erfahrener Mann, der das Oldtimer-Business bestens kennt. Er selbst war Rallyefahrer, Sportkommissar, heute ist er Trainer und in der Schulung tätig. Für ist den ADAC ist er als Oldtimerbeauftragter wie auch ehrenamtlich tätig. Die nächste ADAC Classic mit Smuda wird im August in Bad Ems starten.
Pure Leidenschaft
Hans Ekkehard Weber, der Älteste des Talk-Achterrats, kommt aus Wiesbaden. Er hatte bis vor einigen Jahren im Innenministerium die Aufsicht über 4000 Vehikel zu Wasser, Lande und Luft, die er für die Behörde kaufte, wartete und auch verschrottete. Er ist der Organisator des rollenden Museums Wiesbaden. Am 5. April wird das rollende Museum mit seinen 100 Oldies kostenlos die Gäste der Museumsnacht befördern, um diese zu Museen und Galerien zu bringen, deren Eintritt ebenfalls frei ist. Dazu lädt er die Oldie-Fans von Koblenz ein. Als Oldie-Freund liebt er die Patina. Und ihn überkommt plötzlich die Lust, im Publikum Manfred Horch seinen Pullmann 830 abzukaufen. Sein Aufgebot sind 500.000. Petra Lötschert fragt, wie es mit einem neuen Automobil wäre, und schlägt für einen ähnlichen Preis den neuen Mercedes Maybach oder einen Rolls Royce vor. Doch Weber ist nichts für etwas Neues zu bewegen, für ihn muss es ein ehrenwerter Pullmann sein. Er ist ein echter Oldtimer-Fan, seine erste Oldie-Liebe war die Giulia von Alpha Romeo, Baujahr 1978.
Pioniergeist
Heinz Kröber aus Winningen kommt mit Frau Doris in seinem roten Isabella Coupé von Borgward vorgefahren. Auch er ist ein Horch-Fan. 2012 fuhr er mit Freund Manfred Horch und dessen 830er Pullmann von Winningen nach Zwickau, genau die Strecke, wie August Horch sie einst fuhr. Man fuhr Landstraße, denn sie folgten dem Bordbuch von Horch. Die Geschichten von unterwegs amüsieren das Publikum. Kröber fährt seinen Borgward pro Jahr etwa 1500 Kilometer aus, um das Mobil geschmeidig zu halten. Dem Publikum hat er ein Horchmodell den Pullmann 851 - Maßstab 1:18 - aus Tropenholz mitgebracht. Dieses Modell wird von Manfred Klee, Architekt und 1. Vorsitzender des ältesten Bulli-Clubs in Deutschland, durch das Publikum getragen. Der indonesische Schnitzer des Modells kann von diesem Erlös zwei bis drei Monate seine zehnköpfige Familie ernähren. Auch GKKG-Geschäftsführer Dirk Crecelius macht von diesem Sondermodell eine Film-Aufnahme.
Bequemlichkeit
Der Leiter des Oldtimertreffs Rhein-Mosel Christoph Stoffel sammelt nur 1:1-Mercedes-Modelle. Aber auch er hat einst wie viele andere aktive Oldtimerfreunde mit einem Käfer begonnen, einem 303 Baujahr 1973. Heute bevorzugt er Oldies mit Automatik, sein 300er SL soll bequem zu fahren sein. Historische Mobile mit Zustandsnote 1 lehnt er ab. Überrestaurationen findet er nicht standesgemäß, da ein Oldtimer an Authentik verliert. Sein Oldtimer-Treff macht mindestens vier Ausflüge pro Jahr und hat 20 Mitglieder, die sich jeden ersten Mittwoch im Monat treffen.
In einem sind sich alle einig: Oldtimergruppen sollten sich an der Schönheit des Lebens erfreuen und sich daher eine intakte Gruppe suchen.
Freude am Fahren
Gerd Renner, zweiter Mann vom ADAC Classic, ist Fahrt-, Organisationsleiter und Tourenmacher. Er hat einen historischen ADAC-Käfer - ganz in Gelb - vor dem Schloss geparkt. Renners Oldie-Traum begann mit einem Triumph TR6, Baujahr 1974. Er betreut die Tagestouren beim ADAC - 200 Kilometer pro Tag für Oldies sind ihm genug. Und bleibt ein Oldie einmal liegen, dann ruft er die Gelben Engel an, die spätestens nach 30 Minuten an Ort und Stelle sind. Er hat vom ADAC Broschüren für Oldtimer-Bestimmungen und -Zertifizierungen mitgebracht. Er ist erfreut, als Hans Ekkehard Weber vom rollenden Museum darauf hinweist, dass der zweite Sonntag im September zukünftig zum Tag des Oldtimers wird. Petra Lötschert komplettiert diese Aussage mit: „Nicht wahr, Herr von Canal, das trifft sich wunderbar für Sie als Architekt mit dem Tag des Denkmals, der jetzt mit dem Tag des Oldtimers zusammenfällt.“ Von Canal nickt lächelnd.
Ein Schuss Premium-Romantik
Werner Merfels aus Diez, der Fürstenstadt an der Lahn, ist reiner Tourananbieter im Premiumbereich. Wenn es nicht zwei bis drei Tage durch Deutschland oder angrenzende Länder geht, dann muss es Italien sein. Er hat sich auf den Gardasee, die unabhängigen Republiken und die Mille Miglia in Italien spezialisiert, verbindet Oldtimertouren mit regionalen Speisen, romantischen Ausflügen durch die Natur, ungewöhnlichen Bildungsangeboten und besonderen kulturellen Highlights. Er ist bei jeder Reise anwesend und hat jeden vorgeschlagenen Stopp zuvor selbst getestet. Seine Reisen zur Mille Miglia sind in Fachkreisen bekannt und für Mai bereits ausgebucht.
Triebfeder Idealismus
Stephan Pauly hat den ältesten und schwersten Oldie in diese Runde mitgebracht - die Dampflok 11sm der Firma Humboldt, einst 1906 in Köln gebaut. Das Modell hat er am Eingang des Grand Cafés aufgebaut. Der Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Rhein Mosel ist in historischer Lokführeruniform gekommen. Nach fünf Restaurierungsjahren in einer Spezialwerkstatt in Sachsen-Anhalt wird die schwarzrote Lok Ende des Jahres wieder zum Vulkanexpress finden. Mit Hilfe von Thomas Metz, Generaldirektion Kulturelles Erbe ist diese Lok als erstes mobiles technisches Denkmal anerkannt worden. Die Restaurierungskosten liegen derzeit bei 750.000 Euro - getragen von Stiftung Denkmalschutz, den Quellenbetreibern des Brohltals und den Einnahmen des Schmalspurzugbetriebs, verriet Frank Muth, 1. Vorsitzender der Brohltalbahn Schließlich kann die Bahn mit 70.000 Besuchern pro Jahr aufwarten und bietet immerhin 16 feste Arbeitsplätze, setzte Pauly nach.
365 Tage Sportlichkeit im Jahr
Alexander von Canal traf mit Ehefrau in einem Caterham 21 an. Er vertritt der die Kategorie Youngtimer. Sein Caterham ist erst gut 20 Jahre alt, erst ab seinem 30. Lebensjahr darf sich laut der Charta von Turin ein Automobil Oldtimer nennen. Für Fans von Sportwagen hat von Canal die silberne Motorhaube seines Caterhams aufgeklappt. Der Caterham fährt das ganze Jahr. Sein Besitzer meldet nicht wie seine Oldtimerkollegen den Wagen über die Wintermonate hin ab. Den kurvenfreundlichen Caterham fährt er kontinuierlich auf dem Nürburgring aus, und Ein- bis Dreitagestouren macht er am liebsten mit dem Caterham-Club. Gegen Ende des Expertengesprächs melden sich einige zu Wort. Bürgermeister Michael Merz aus Baumbach-Ransbach möchte für seinen Töpfermarkt im Oktober auch eine Oldtimershow. Dirk Crecelius geht es nicht anders, er würde sich über eine Oldtimershow für das Koblenzer Altstadtfest freuen. Siglinde Krumme, Direktorin des Horch-Museums Winningen, freute sich über das Oldtimerforum im Kurfürstlichen Schloss wie auch Manfred Klee, weil durch diese Kultursalon-Initiative Oldtimerfreunde verstärkt zusammenfinden. Auch die Familie Zickenheiner, bekannt als Oldtimersammler und Personentransportunternehmen, bedankte sich für diese gemeinnützige Idee rund um das Kulturgut Oldtimer.
Der nächste Kultursalon fíndet am 18. Oktober statt. Eintritt frei.
Petra Lötschert
