Stadt Koblenz: Neubau der Vorlandbrücke Lützel
Bauablauf stellt Erreichbarkeit der Stadt Koblenz sicher
Koblenz. Mit Beginn der Sommerferien 2014 werden sich die Verkehrsteilnehmer auf der B9 in Fahrtrichtung Innenstadt auf eine länger andauernde Baustelle einstellen müssen, die zu einer Veränderung der Verkehrsverhältnisse führen wird. Grund ist der Neubau der Vorlandbrücke der Europa-Brücke.
Ein Neubau der Brücke ist aufgrund der vorhandenen Schäden nicht mehr aufzuschieben. Die seit der Herstellung der Brücke im Jahr 1934 immer stärker zunehmende Verkehrsbelastung hat in Verbindung mit eindringendem Wasser und Tausalzen zu irreparablen Schäden geführt. Diese hatten zuletzt sogar die Standsicherheit der Brücke beeinträchtigt, sodass sich das Tiefbauamt gezwungen sah, diese Standsicherheitsdefizite durch den Einbau von mehreren Hilfsunterstützungen auszugleichen.
Der jetzt vorgesehene Neubau der Vorlandbrücke Lützel ist Teil des Masterplans Brücken der Stadt Koblenz, den das Tiefbauamt seit seiner Vorstellung im Jahr 2011 konsequent umsetzt.
Umfangreiche Verkehrs- führungsmaßnahmen
Zur Durchführung des Neubaus werden umfangreiche Verkehrsführungsmaßnahmen erforderlich, da eine Vollsperrung der Brücke während der Arbeiten aus verkehrlichen Gründen nicht möglich ist. Für die B9 bedeutet dies, dass die Zweistreifigkeit, die derzeit im Bereich der Vorlandbrücke endet, während der Bauzeit über das Bauwerk hinweg weitergeführt wird und etwa 300 m später als heute auf der Flussbrücke in die vorhandene vierstreifige Fahrbahn übergeht.
Da die Verflechtungsmöglichkeiten hinter der Baustelle bis zum Ende der Flussbrücke im Bereich des Saarplatzes in ausreichender Länge vorhanden sind, werden die Behinderungen für den Verkehr bei Weitem nicht das Ausmaß der Bauarbeiten im Winter 2010/2011 erreichen. Bei den damaligen Instandsetzungsarbeiten auf der Fluss- und der Vorlandbrücke war die Baustelle einerseits deutlich länger und andererseits fehlte die zuvor erwähnte Verflechtungsmöglichkeit vollkommen. Zudem wird die zulässige Geschwindigkeit im Baustellenbereich nicht mehr wie damals auf 30 km/h begrenzt. Es wird eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h angeordnet, die in Verbindung mit den eingeengten Fahrstreifen und der zu erwartenden Verkehrsmenge im Bereich der für diese Situation optimalen Geschwindigkeit liegt.
Die direkte Auffahrt auf die B9 von Metternich kommend wird während der Bauzeit nicht möglich sein. Der Verkehr wird in dieser Zeit in Höhe der Wehrtechnischen Studiensammlung mittels einer provisorischen Lichtsignalanlage über die Karl-Russell-Straße auf die B9 geführt.
Behinderungen in Fahrtrichtung Bonn
Auch der Verkehr in Fahrtrichtung Bonn wird mit leichten Behinderungen zu rechnen haben. Hier werden zwar nach wie vor vier Fahrstreifen zur Verfügung stehen, diese müssen aber im Bereich der Baustelle leicht eingeengt werden.
Die unter der Vorlandbrücke liegenden Straßen werden ebenfalls von der Baumaßnahme beeinträchtigt. Es wird für die Weinbergstraße zu temporären Umlegungen der Fahrbahn durch das Baufeld kommen und die Straße „An der Ringmauer“ muss zeitweise gesperrt werden. Die sichere Zugänglichkeit zum Kindergarten bzw. zur Regenbogen-Grundschule wird allerdings jederzeit gewährleistet.
Um die zu erwartenden Behinderungen zu minimieren, bittet die Stadtverwaltung alle Verkehrsteilnehmer um ihre aktive Mithilfe. Den betroffenen Bürgern steht dabei eine Reihe von Möglichkeiten offen. So kann durch die Bildung von Fahrgemeinschaften die Zahl der Fahrzeuge deutlich reduziert werden. Auch die Verlagerung von Arbeitsbeginn und -ende führt zu einer Entzerrung von Verkehrsspitzen. Daneben bietet auch der ÖPNV mit seinen Bussen und Bahnen attraktive Möglichkeiten, dem täglichen Stau zu entkommen. Der Zweckverband SPNV Rheinland-Pfalz Nord bestellt eigens für die Baustelle einen Zusatzzug, der die stark genutzte Mittelrheinbahn entlastet. Ab Dezember fährt eine neue Linie von Mayen über Andernach und Mülheim-Kärlich (Bahnhof Urmitz) als umsteigefreie Direktverbindung von der Eifel nach Koblenz. Näheres wird noch bekannt gegeben.
Vorbereitungen sind in vollem Gange
Die Vorbereitungen für den Brückenneubau sind in vollem Gange. Das Vergabeverfahren wurde mittlerweile abgeschlossen und der Auftrag an eine Arbeitsgemeinschaft erteilt. Der eigentliche Beginn der Bauarbeiten vor Ort wird nach den Planungen des Tiefbauamtes Ende Juli sein, da bis dahin noch umfangreiche Detailplanungen für den Abbruch der alten und den Bau der neuen Brücke durch die beauftragten Baufirmen erforderlich sind. Mit den ersten verkehrsrelevanten Arbeiten im Fahrbahnbereich ist etwa Mitte Juli zu rechnen.
Die neue Brücke wird wieder ein Betonbauwerk werden. Die Brückenpfeiler werden auf bis zu 10 Meter tiefen Großbohrpfählen mit einem Durchmesser von 1,20 Meter im anstehenden Fels gegründet. Die Anzahl der Auflagerachsen wird dabei im Vergleich zu heute halbiert. Der auf den Pfeilern aufliegende Brückenüberbau wird mit Längsträgern aus Spannbetonfertigteilen und einer Fahrbahntafel aus Ortbeton hergestellt. Dies hat den Vorteil, dass die Herstellung des Überbaus ohne ein zeit- und kostenaufwendiges Lehrgerüst erfolgen kann, da die in einem Betonwerk vorgefertigten Längsträger mit Hilfe von Kränen auf die Pfeiler gehoben werden und dort gleichzeitig als Schalung für die geplante Ortbetonplatte dienen.
Komplizierte Bauweise
Um den Verkehr auf der B9 aufrecht zu erhalten, wird zur Herstellung der Brücke eine komplizierte Bauweise erforderlich. Hierbei werden zunächst die sogenannten Kragarme der alten Brücke abgetrennt. Anschließend wird das gesamte Bauwerk durch einen Längsschnitt in zwei Hälften geteilt. Auf der innen liegenden Hälfte erfolgt dann die zweistreifige Führung des Verkehrs stadteinwärts. Die äußere Hälfte wird ebenso wie die darunter liegende Turnhalle und die aus dem Zweiten Weltkrieg stammende Bunkeranlage angebrochen. Anschließend erfolgt der Neubau der halben Brücke. Nachdem diese fertiggestellt ist, wird der Verkehr umgelegt und über die neue Brückenhälfte geführt. Danach wird die zweite Brückenhälfte abgebrochen. Nach der Errichtung der neuen Pfeiler für die zweite Brückenhälfte muss der Verkehr in Richtung Stadtmitte für maximal zwei Tage voll gesperrt werden. In dieser Zeit wird die erste neue Überbauhälfte mittels hydraulischer Pressen auf gesamter Länge quer verschoben, um dann später im Endzustand die beiden linken Fahrstreifen aufzunehmen. Anschließend erfolgt nach erneuter Umlegung des Verkehrs der Neubau der zweiten, außen liegenden Überbauhälfte.
Etwa 20 Monate Bauzeit
Die gesamte Bauzeit wird vom Tiefbauamt mit etwa 20 Monaten veranschlagt, bei planmäßigem Baubeginn sollte die Maßnahme im Frühjahr 2016 abgeschlossen sein. Während dieser Zeit werden parallel zum Neubau der Vorlandbrücke auch Verstärkungsmaßnahmen an der Flussbrücke durchgeführt. Diese Arbeiten finden überwiegend innerhalb der Brücke und somit weitestgehend ohne zusätzliche Verkehrsbehinderungen statt. Dies bedeutet, dass nach Fertigstellung der Vorlandbrücke Lützel die seit 2010 bestehende Nutzungsbeschränkung für Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen aufgehoben wird und alle Verkehrsteilnehmer wieder ungehindert über die B9 nach Koblenz fahren können.
Das Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur hat der Stadt Koblenz für die Erneuerung der Vorlandbrücke Lützel einen Zuschuss in Höhe von rund 8,9 Millionen Euro zugesagt. Innenminister Roger Lewentz hatte den Zuwendungsbescheid im November vergangenen Jahres an Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig übergeben.
Aktueller Bauablauf für die nächsten Wochen
1. Bis Ende Juli: Sperrung der direkten Zufahrt von der Mayener Straße auf die Europabrücke; Einrichtung einer Lichtsignalanlage auf der Kreuzung Mayener-/Karl-Russell-Straße; Zufahrt von der Mayener Str. über K.-Russell-Straße auf die B9 bis Bauende; nächtliche Sperrung der linken Fahrspur Stadtausfahrt Rtg. Bonn von 21 Uhr bis morgens früh; Herstellung einer rund 200 m langen Betonschutzwand entlang der linken Fahrspur. Diese Fahrspur wird für die Dauer der Baumaßnahme nur für Fahrzeuge bis 2 m Breite zugelassen; Verlegung des Verkehrs auf der Vorlandbrücke auf die beiden Innenspuren; Beidseitiger Aufbau von Betonschutz- und Sichtschutzwänden; Abbau der Geländer und Schutzplanken auf beiden Seiten der Vorlandbrücke; Aufbau einer rund 200 m langen Lärmschutzwand (h = 1,50 m) entlang der Nordausfahrt.
2. ab Ende Juli: Beginn des Abbruchs beider Kragarme parallel; Verlegung des Verkehrs auf die beiden linken Spuren der Vorlandbrücke (bis weit in das nächste Jahr hinein); Längsschnitt auf gesamter Brückenlänge und Abbruch des Brückenbauwerks/Turnhalle rechte Hälfte bis spätestens Ende Sommerferien: Beginn des Brückenneubaus - Bohrpfähle - Stützen/Widerlager - Fertigteile Überbau - Ortbeton Platte/Querträger etc.
Pressemeldung der Stadt Koblenz
