Gesprächsrunde im „Kultursalon Koblenz“
Dem Krimi auf der Spur
Petra Lötschert entlockte ihren Gästen Interessantes rund um ein spezielles Genre
Koblenz. Dieses Mal ging es um Krimis im Kultursalon Koblenz unter Leitung von Petra Lötschert, die die Veranstaltungsreihe 2012 ins Leben gerufen hat. Im Gartensaal des Kurfürstlichen Schlosses stand die Region Eifel dabei im Mittelpunkt, denn mit ihren tiefen Schluchten, dichten Wäldern und geheimnisvollen Mooren biete sie sich für dieses Genre der Literatur regelrecht an.
Der kleine Ort Hillesheim wirbt sogar mit dem Titel „Krimihauptstadt“. Dort betreibt Krimi-Autor Ralf Kramp seit sechs Jahren ein ganzes Kriminalhaus mit einer Buchhandlung, einem Café, einem Archiv und seinen „KBV Krimi-Verlag“. Ganz neu im Haus ist eine Sherlock-Holmes-Ausstellung. Was den Unterschied ausmache zwischen heutigen und den früheren Krimi-Autoren, wollte Lötschert wissen, wobei sie auch Friedrich Schiller anführte. „Wenn Schiller wüsste, dass Sie ihn als Krimi-Autor bezeichnen“, freute sich Kramp. Als Freund schwarzen Humors genoss er es im Gespräch mit Lötschert immer wieder, sie gelegentlich ein wenig zu foppen. Die Moderatorin befragte Kramp auch zu den boomenden Regio-Krimis, wozu sie zum Leidwesen Kramps einmal wieder Zahlen recherchiert hatte. 3,2 Millionen Euro geben die Deutschen jährlich für den Kauf von Kriminalromanen aus, trug sie vor. „Das ist zu wenig“, konterte Kramp schmunzelnd. Wie sich die Eifel bei geführten Krimi-Wanderungen auf besondere Art und Weise erleben lässt, erzählten die „Chefermittlerinnen“ Dorita Molter-Frensch, alias Klara Fall, und Petra Denter alias Hella Blick, zwei zertifizierte Gästeführerinnen. Durch „Kommissar Zufall“ seien sie zu dieser kriminellen Beschäftigung gekommen, erzählte Denter. Reime wie „Meine Tarnung ist perfekt, ich ermittle nur verdeckt“ begleiten ihre erfolgreiche Spurensuche, von der sie der Runde als brisantes Fundstück einen menschlichen Finger mitgebracht hatten.
Gleich ein ganzes Krimi-Festival veranstaltet der Landkreis Vulkaneifel zusammen mit dem Land Rheinland-Pfalz. Dafür warb in der Gesprächsrunde der Festivalleiter Heinz-Peter Hoffmann. Auf Lötscherts Frage stellte er besonders das vor, was dieses Fest, das in diesem Jahr vom 13. bis 22. September stattfindet, für die Fachwelt bedeutet. Workshops und Tagungen für Autoren, Redakteure, Produzenten, Agenten und Schauspieler seien der eigentliche Kern der Veranstaltung. Dazu gehören auch vier Wettbewerbe und die Verleihung des „Roland“, den für innovatives Schaffen im Krimi-Genre unter anderem schon Senta Berger und Götz George entgegennehmen durften. Zum Thema Nachwuchsarbeit nannte Hoffmann als Beispiel den „Junior Award Tatort Eifel“. Als Regisseur der Koblenzer Benefiz-Krimis begrüßte Lötschert in der Runde Bernd Schneider. „Die Juwelen von Lenné“ setzten in diesem Jahr einen Schluss-Strich unter die fünfzehnjährige Erfolgsgeschichte von insgesamt sechs Kriminal-Filmen.
Alle Mitarbeiter hinter und vor der Kamera haben für ihren Verzicht auf jegliche Gage und Kostenerstattung in dieser Zeit einen großen Beitrag zur finanziellen Unterstützung diverser Kinderhilfsprojekte geleistet. Selbst Prominente wie Thomas Anders und Schauspieler wie Veronika Ferres, Klaus-Theo Gärtner oder Hannelore Elsner spielten schon mit bei diesem Amateurfilmprojekt. Doch mit „Tatort Koblenz“ sei nun definitiv Schluss, wie Schneider erklärte. Jetzt werde in Mülheim-Kärlich „Das Tauris-Syndikat“ gedreht.
Nicht fehlen in der Gesprächsrunde durfte der Koblenzer Krimiautor Jörg Schmitt-Kilian, ehemaliger Drogenfahnder und Kriminalhauptkommissar. Gut gelaunt konterte er Lötscherts Versprecher, durch den der 1953 Geborene gleich um dreißig Jahre alterte. Schmitt-Kilian erzählte die Geschichte seiner Autoren-Laufbahn und von seinen Romanen, die immer auf wahren Begebenheiten beruhten. Mit dem Jugendroman „Shit“ habe er den Durchbruch erzielt. Nicht alle seiner Bücher sind Krimis, aber die - und besonders die, bei denen Drogengeschichten eine Rolle spielen -, waren besonders erfolgreich. Ausgesprochen froh ist Schmitt-Kilian über Zuschriften, die aussagen, seine Geschichte habe Betroffenen Mut gemacht, ihnen einen Weg aus der Sucht heraus gezeigt.
Für den passenden musikalischen Rahmen des Krimi-Kultursalons sorgte mit Liedern wie dem „Kriminaltango“ Ilona Sauerborn, Sängerin und Gesangslehrerin an der Schauspielschule Koblenz. Begleitet wurde sie von dem Organisten Ernst Matthias Schmitz. Im Anschluss an die Gesprächsrunde folgte eine Krimi-Lesung der Autoren Jörg Schmitt-Kilian, Judith Merchant, Sabine Trinkaus, Gabriele Keiser und Ralf Kramp, die der Autorengruppe „Syndikat“ angehören. Schade, dass nur eine so kleine Gemeinde von Krimifreunden dieses komplett kostenfreie Angebotspaket des Kultursalons nutzte. Am 19. Oktober geht es im Kultursalon um „Charity - Ein Blick hinter die Kulissen“.
Bernd Schneider (v. r.) erzählte von Begebenheiten rund um die Koblenzer Benefiz-Krimis, Heinz-Peter Hoffmann, Petra Denter, Petra Lötschert und Ralf Kramp folgten interessiert. Foto: BSB
