Ausstellung im Foyer der Volksbank Mittelrhein eG in Koblenz
Die „Wendezeit“ mit der Kamera begleitet
Fotograf Herbert Piel zeigt Bilder der Ereignisse um den Mauerfall vor 25 Jahren
Koblenz. Viele Fachgebiete gibt es bei Profifotografen, die über Dokumentation, Werbung, Porträt, Industrie, Kunst bis hin zur Pressefotografie reichen. Und Fotografen müssen blitzschnell sehen, denken und reagieren, um die optimale Aufnahme zu bekommen. Pressefotografen sind immer mitten im Geschehen, konzentrieren sich auf die Menschen und sind immer „gehetzt“. Ein solcher Mann ist Herbert Piel, der 1975 als freier Fotograf bei der Rhein-Zeitung begann, unter den Kollegen schnell zum Vorbild wurde und bald als der „Fotopapst“ galt. Bis in die 90er-Jahre fotografierte er für Bildagenturen, Zeitungen und Zeitschriften - auch Politiker und Zeitgeschehen. Das bedeutendste Ereignis in dieser Zeit war wohl der Mauerfall vor 25 Jahren, den Piel fotografisch begleitet hat.
Diese Werke zeigt jetzt die Volksbank Koblenz Mittelrhein eG, schließlich ist der Finanzdienstleister auch Förderer von sozialen, sportlichen und kulturellen Projekten mit alljährlichen Vernissagen in der Vorweihnachtszeit mit Künstlern und Kreativen aus der Region. Jetzt entschied man sich für die Fotos von Herbert Piel unter dem Titel „Wendezeit“.
„Diese Ausstellung ist anders als die vorherigen: Wir blicken heute zurück auf die Geschehnisse im Jahr 1990, die Zeit kurz nach dem Mauerfall, der wie kaum ein anderes Ereignis die Geschicke zweier Staaten für immer grundlegend geändert hat - und das auf friedliche Weise“, eröffnete Voba-Vorstandsvorsitzender Theodor Winkelmann die Ausstellung vor über 150 Gästen. Er ging auf die Genossenschaftsgründer Friedrich-Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schultze-Delitzsch ein, dessen Credo war: „Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele.“ „Das hat bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Genau genommen könnte es sogar das Motto der DDR-Bürger gewesen sein, die mit ihrem beharrlichen Protest das damals Undenkbare wahr gemacht haben“, führte Winkelmann aus.
Herbert Piel hat damals die Ereignisse in Berlin, Thüringen und anderswo in schwarz-weißen Negativen auf Film gebannt, den Begriff Digitalfotografie gab es noch nicht zu dieser Zeit. Die Filme mussten aufwendig in der Dunkelkammer entwickelt werden, um später bei etwas Grün- oder Rotlicht Papierabzüge herzustellen. So gab Herbert Piel in seinem Referat, in dem er Erlebnisse und Entstehungsgeschichten schilderte, auch freimütig zu: „Ich bin ein Handwerker und kein Künstler.“
Viele seiner Bilder zeigen Witz und eine gewisse Ironie: so bei einer Leuchtreklame „Glas und Porzellan“ an einem Geschäft in Erfurt, in dem alle Gläser der Reklame zerbrochen sind. Oder bei dem ovalen Autoaufkleber mit einem „D“, wobei das „D“ davor und das „R“ dahinter mit Pflaster überklebt sind. Anlässlich des 25. Jahrestags des Mauerfalls hat Piel nun einen Bildband herausgebracht, den er bei der Vernissage signierte. Mit jeder Aufnahme verbindet Piel auch eine persönliche Geschichte. Besonders bewegt hat Herbert Piel die Erfurter „Fensterrede“ von Willy Brandt und die vielen Menschen, die ihm begeistert zujubelten. Für solche Fotos sind gute Informationen und sorgfältige Vorbereitungen unterlässlich. Wie schafft es ein Pressefotograf, stets zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein? Piel erklärte dazu: „Meistens war es immer Glück!“ Seit etwa zehn Jahren fotografiert Herbert Piel nur noch ganz selten für die Presse. Er hat sich in Boppard ein Fotostudio und Media-Unternehmen aufgebaut und ist jetzt mehr für Industrie, Werbung und Hochzeiten da. Die Ausstellung mit insgesamt 40 Bildern ist noch zu sehen bis zum 13. Dezember im Foyer der Volksbank Koblenz Mittelrhein, Rizzastraße 34, zu den üblichen Schalteröffnungszeiten, wo auch das Buch zur Ausstellung erworben werden kann.
Herbert Piel schilderte persönliche Erlebnisse rund um die Entstehung seiner Fotografien.
Noch bis zum 13. Dezember ist die Ausstellung in den Räumen der Volksbank in der Rizzastraße zu sehen.
