Zwei Fragen an den Oberbürgermeister
„Eine Idee ist dann gut, wenn sie etwas für Koblenz bringt“
Der Oberbürgermeister will parteipolitisch unabhängig sein, um alle Belange der Stadt möglichst unvoreingenommen beurteilen und entscheiden zu können
Blick aktuell: Sie waren beim Politischen Aschermittwoch der Grünen zu Besuch, dann bei einer entsprechenden Veranstaltung der SPD, am Wochenende bei einer CDU-Veranstaltung zum Café Rheinanlagen. Dem Vernehmen nach gibt es keine Fraktion, mit der sie gar nicht können. Fällt es nicht manchmal schwer, die Überparteilichkeit zu leben, die Sie seinerzeit als unabhängiger OB-Amts-Bewerber mit SPD-Hintergrund ausgerufen haben?
Prof. Dr. Hofmann-Göttig:
Keineswegs, es fällt mit sogar leichter, diese Überparteilichkeit zu leben, denn genau die Unabhängigkeit nach allen Seiten eröffnet mir doch ein viel größeres Spektrum an Denkansätzen. Ich war schon zu der Zeit, als ich mich um meinen heutigen Posten beworben habe der Ansicht, dass der Oberbürgermeister einer Großstadt wie Koblenz unabhängig sein sollte, um alle Belange der Stadt möglichst unvoreingenommen und neutral beurteilen und entscheiden zu können. Gerade bei einer Zusammensetzung wie dem Koblenzer Stadtrat mit sieben Parteien ist das enorm wichtig - und wir wissen ja noch nicht einmal, was die Kommunalwahl 2014 für eine mögliche farbliche Erweiterung des Rates bewirken wird. Daher gehe ich auch gerne zu den Veranstaltungen der verschiedenen Parteien. Es gibt da für mich keine Berührungsängste. Ich wollte von Anfang an ein Oberbürgermeister für alle Koblenzer sein, dazu wird man gewählt und dies entspricht noch heute meiner vollsten Überzeugung. Gute Ideen sind ja nicht nur deshalb gute Ideen, weil sie aus einer bestimmten Fraktion stammen. Eine Idee ist dann gut, wenn sie etwas für Koblenz bringt. Da ist es mir von Anfang an egal gewesen, wer im Stadtrat einen gewinnbringenden Vorschlag unterbreitet hat. Deshalb habe ich mein Abstimmungsverhalten immer rein an der Sache orientiert, deshalb ist mein Unterstützerkreis schon immer „bunt“ gewesen und deshalb beurteile ich Menschen, von denen ich mich in der ein oder anderen Frage beraten lasse, auch nicht nach deren politischem Lager, sondern nach deren Sach- und Fachkenntnis.
BLICK aktuell: Und ihre SPD-Prägung über so viele Jahre in politischen Ämtern?
Prof. Dr. Hofmann-Göttig:
Diese SPD-Prägung leugne ich ja nicht, habe sie auch nie verheimlicht und werde sie auch sicher nicht ablegen. Mein Politikverständnis orientiert sich in bestimmten Grundsatzfragen an Werten, wie der sozialen Gerechtigkeit, der Chancengleichheit und dem Willen, Interessen Benachteiligter in den Mittelpunkt der politische Diskussion zu rücken. Diese Werteorientierung ist bei mir sozialdemokratisch geprägt. Man muss aber auch erkennen, dass es in der Kommunalpolitik und im Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Koblenz um weniger ideologische Fragen geht, als beispielsweise in der Bundes- oder Landespolitik. Wir haben es hier vor Ort hauptsächlich mit einzelnen konkreten Sachfragen zu tun und die sind meines Erachtens dann zu bewältigen, wenn man sich auch außerhalb seiner Parteigrenzen umsieht und sich für gute Lösungen entscheidet, die nicht deshalb schlecht sind, weil sie von den „Anderen“ kommen. Dieses Verständnis hat sich für mich in den bisherigen fast vier Jahren als Oberbürgermeister positiv bestätigt und es freut mich um jedes Mitglied des Stadtrates, das ein ähnliches Empfinden aufbringt. „Koblenz gemeinsam nach vorne“ war und ist mein Motto und ich habe das Gefühl, dass es manche Ratsfrauen und -männer inzwischen ganz ähnlich sehen.
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www.Hofmann-goettig.de
