Maikundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes West/Rheinland-Pfalz
Fast tausend Leute bei Maikundgebung
Ministerpräsidentin Malu Dreyer beeindruckte auf dem Koblenzer Münzplatz mit ihrer Rede
Koblenz. Fast tausend Gewerkschafter und Gäste nahmen an der Maikundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes West/Rheinland-Pfalz auf dem Koblenzer Münzplatz teil. Zuvor waren Hunderte in einem Demonstrationszug, angeführt von der Samba-Gruppe „Piri Piri“, vom Konrad-Adenauer-Ufer zum Münzplatz gezogen. Der war gut ausgestattet mit Bühne, Bierbrunnen, Festzeltgarnituren, Gewerkschafts- und Infoständen sowie einem Spiel- und Zauberstand für Kinder.
Malu Dreyer in Koblenz
Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer, seit gut 100 Tagen im Amt, und in dieser Funktion zum ersten Mal auf einer Veranstaltung in Koblenz, beeindruckte mit ihrer Rede. Sie versicherte den Mitarbeitern von Rasselstein in Neuwied, der Thyssen-Krupp-Vorstand will das Werk schließen, ihre Solidarität. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass Rasselstein in Neuwied erhalten bleibt“, versprach sie. Die ehemalige Sozialministerin ging auch auf das Motto zu 1. Mai „Gute Arbeit, sichere Rente, soziales Europa“ ein. Gute Arbeit sei kein neues Thema, aber man müsse weiter kämpfen, dass es eine gut bezahlte Arbeit werde. „Wir wollen nicht, dass Menschen unter sechs Euro die Stunde verdienen. Wir brauchen den flächendeckenden Mindestlohn. Keiner darf unter 8,50 Euro verdienen und dafür kämpfen wir“, rief die Ministerpräsidentin aus. Sie kritisierte u.a. den Missbrauch von Leiharbeitern und zu geringe Löhne sowie die Auflösung versicherungspflichtiger Minijobs. Auch die Arbeitsbedingungen seien wichtig für eine gute Lebensqualität, meinte Malu Dreyer: „Löhne und Arbeitsbedingungen sind Fragen der sozialen Gerechtigkeit. Deshalb bin ich bei Amazon froh, dass ihr demnächst einen Betriebsrat habt“, wandte sie sich an die Gewerkschaftsgruppe „Amazon“. Bei den Jugendlichen frustriere, dass diese keine guten Chancen auf dem Arbeitsmarkt sehen, obwohl Rheinland-Pfalz nur fünf Prozent Jugendarbeitslosigkeit habe. „Dabei denken wir aber auch an die jungen Leute in Griechenland und Spanien, wo es über 50 Prozent Jugendarbeitslosigkeit gibt. Deshalb lasst uns kämpfen für ein soziales Europa, Steuergerechtigkeit und Sozialstaat“, forderte Malu Dreyer ihre Zuhörer auf.
Unter dem Motto „Gute Arbeit, sichere Rente, soziales Europa“ forderte DGB-Landesvorsitzender Dietmar Muscheid ebenfalls Solidarität mit den ausländischen Arbeitnehmern. Er möchte ein Europa, in dem die, die die Krise verursacht haben, endlich zahlen für dass, was sie angerichtet haben, ein Europa ohne Steuerdumping und Steuerhinterziehung, ein Europa mit handlungsfähigen Staaten, ein Europa, in dem es nicht mehr möglich ist, dass Großverdiener in Deutschland Millionen verdienen, ihren Wohnsitz im Ausland haben und deshalb in Deutschland keine Steuern zahlen. Der Gewerkschafter will unbefristete, vernünftig bezahlte Arbeit, von der Menschen auch leben können. „Wir wollen Arbeit, die auch zu auskömmlichen Renten führt, denn auch darum geht es uns: um ein auskömmliches Leben im Rentenalter.
Die Rente mit 67 wird der Lebensleistung der Menschen nicht gerecht. Sie ist eine Rentenkürzung, sie trifft alle jene besonders, die nach Jahrzehnten im Arbeitsleben nicht mehr können“, führte Muscheid aus. Die Koblenzer DGB-Bezirksvorsitzende Gabi Weber überreichte allen Rednern eine von den Dachdeckern gestaltete Schiefertafel mit der typischen Faust zum 1. Mai.
Koblenz ist wirtschaftlich stark
Der Koblenzer Oberbürgermeister Dr. Joachim Hofmann-Göttig erinnerte daran, dass Koblenz dank der starken Gewerkschaften eine Sozialstadt geworden ist. „Koblenz ist wirtschaftlich stark mit 90.000 versicherungspflichtigen Arbeitsplätzen. Aber auf diese Arbeitsplätze müssen wir achten, damit sie sich weiterentwickeln.“ Bei der Krankenhausreform habe man sich gemeinsam mit dem Kemperhof und dem Stiftsklinikum auf den Weg zu einer Fusion gemacht.
„Wenn uns das gelingt, werden wir ein starkes Krankenhaus mit sicheren Arbeitsplätzen bekommen. Auch das ist eine gute Botschaft zum ersten Mai“, betonte der Oberbürgermeister. In Koblenz sei man stolz, dass bei Amazon viele neue Arbeitsplätze entstanden sind. „Aber es müssen gute Arbeitsplätze werden und da sind wir bereit, als Kommune zu helfen. Denn Koblenz will und soll eine soziale Stadt sein“, unterstrich Dr. Joachim Hofmann-Göttig. Der Leiter des IG-Metallbezirks Mitte Armin Schild geißelte die Arbeitnehmer, die keine Gewerkschaftsmitglieder sind: „Wer kein Gewerkschaftsmitglied ist, sitzt auf der anderen Seite und ist mitverantwortlich, wenn es keine guten Abschlüsse gibt“, hob Schild hervor.
Bei Rasselstein in Neuwied seien über 90 Prozent organisiert, sagte er: „Wo wir kämpfen können, kämpfen wir um jeden Arbeitsplatz, denn die IG-Metall ist solidarisch mit den Rasselsteinern.“ Mit Liedern über Grenzen brachte die Musikgruppe „Mannijo“ zwischen den Reden Abwechslung. Für Getränke sorgten die „Workers Beer Company“ und natürlich gab es auch zu Essen. Noch bis in den Nachmittag kamen immer wieder Besucher, die sich an den zahlreichen Ständen informierten. Die Kinder freuten sich über den Parcours mit Miniautos, Kinderschminken, verschiedene Spiele und vor allem die Zantac-Zaubershow.
Der DGB-Landesvorsitzende Dietmar Muscheid forderte Solidarität mit den Arbeitnehmern im Ausland.
