Allgemeine Berichte | 04.08.2025

Allein 2024 wurden 1.946 Frauen im Bereich der Polizei Koblenz Opfer häuslicher Gewalt - Polizei setzt verstärkt auf Prävention

Gewalt gegen Frauen ist trauriger Polizeialltag

Gewalt gegen Frauen ist kein Einzelfall.  Foto: pixabay.com

Koblenz. Allein 2024 wurden im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidium Koblenz 3.764 Frauen als Opfer von Körperverletzung registriert, 1.946 davon im Kontext häuslicher Gewalt. Statistisch betrachtet wurden im vergangenen Jahr täglich über fünf Delikte von häuslicher Gewalt pro Tag registriert. Das Polizeipräsidium Koblenz weiß um den Handlungsbedarf engagiert sich deshalb nicht nur im akuten Notfall, sondern setzt verstärkt auf Prävention, Zusammenarbeit mit Hilfsinstitutionen und die Sensibilisierung der Öffentlichkeit.

Wie können sich Frauen schützen?

Ein zentraler Bestandteil der polizeilichen Präventionsarbeit sind Informationsveranstaltungen, die sich direkt an Frauen richten. In Vorträgen erfahren sie, wie sie sich im Alltag schützen können, sei es am Arbeitsplatz, im häuslichen Umfeld oder im öffentlichen Raum. Themen wie häusliche Gewalt, Stalking oder sexuelle Belästigung werden offen angesprochen und praxisnah erläutert. Ergänzend dazu bietet die Polizei in Schulen Workshops und Vorträge an, häufig in Kooperation mit Selbstbehauptungstrainerinnen oder Frauenhilfeeinrichtungen. Ziel ist es, insbesondere junge Mädchen zu stärken und sie frühzeitig für Gewaltmechanismen und Geschlechterungleichheit zu sensibilisieren.

Darüber hinaus engagiert sich die Polizei in themenspezifischen Arbeitskreisen, pflegt den Austausch mit Fachkräften und nutzt gezielt die Öffentlichkeitsarbeit, um über Hilfsangebote zu informieren. So beteiligte sich etwa die Abteilung Prävention und die Polizeiliche Opferberatung am „Tag der Sicherheit“ der Stadt Koblenz am 11. Oktober 2025.

Ein wesentliches Element im Kampf gegen Gewalt an Frauen ist die enge Zusammenarbeit mit externen Institutionen wie Frauenhäusern und Beratungsstellen. Diese Kooperation erfolgt auf mehreren Ebenen: präventiv in gemeinsamen Projekten und Öffentlichkeitskampagnen sowie im konkreten Einzelfall. Nach einer Strafanzeige erhalten betroffene Frauen durch die Polizeiliche Opferberatung erste Informationen zu ihren Rechten, zum weiteren Verfahrensverlauf und zu lokalen Hilfsangeboten. Bei Hochrisikofällen, in denen eine akute Gefährdung besteht, werden sogenannte interdisziplinäre Fallkonferenzen einberufen. Hier arbeiten Polizei, Jugendämter und Frauenhilfeeinrichtungen Hand in Hand, um schnell wirksame Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Dazu gehört etwa die Unterbringung der Frau in einem geschützten Raum wie einem Frauenhaus.

Vorbeugung durch Risikoanalysen

Besonders drastisch äußert sich Gewalt gegen Frauen in Form von Femiziden, der Tötung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts. Um solchen tragischen Eskalationen vorzubeugen, führt die Polizei in jedem Fall von häuslicher Gewalt eine standardisierte Risikoanalyse durch. Dabei werden potenzielle Gefährdungen frühzeitig erkannt, insbesondere wenn Hinweise auf sogenanntes „Leaking“ – also eine vorherige Ankündigung der Tat – vorliegen. Erreicht die Analyse einen kritischen Wert, folgt in der Regel eine Fallkonferenz mit allen relevanten Akteuren, um Schutzmaßnahmen abzustimmen.

Doch nicht allein die Polizei trägt Verantwortung für die Verhinderung von Gewalt. Auch die Gesellschaft ist gefragt. Oliver Jutz, stellvertretender Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Polizeipräsidium Koblenz, betont die Bedeutung früher Aufklärung. Prävention beginne in der Erziehung. Stereotype müssen schon in Kindergärten und Schulen hinterfragt und abgebaut werden. Darüber hinaus gelte es, Betroffene zu stärken. Dies ist durch leicht zugängliche, flächendeckende Hilfsangebote und durch ein gesellschaftliches Klima, in dem Gewalt gegen Frauen nicht tabuisiert, sondern offen benannt wird, möglich. Nicht zuletzt kann jede und jeder Einzelne einen Beitrag leisten: durch Aufmerksamkeit im eigenen Umfeld, durch die Bereitschaft, Betroffenen beizustehen und durch den Mut, nicht wegzusehen.

Körperverletzungsdelikte im Bereich des Polizeipräsidium Koblenz:

Fälle gesamt: 2020: 7716, 2021: 6399, 2022: 7848, 2023: 7913, 2024: 8251

Anzahl weibliche Opfer gesamt: 2020: 3548, 2021: 2995, 2022: 3564, 2023: 3723, 2024: 3764

Anzahl weibliche Opfer im Kontext häuslicher Gewalt: 2020: 1856, 2021: 1614, 2022: 1890, 2023: 1913, 2024: 1946. ROB

Gewalt gegen Frauen ist kein Einzelfall. Foto: pixabay.com

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare

Trauer um Wolfgang Schlagwein

  • K. Schmidt: Wolfgang war einer dieser Grünen, denen man einerseits bei Ideen und Grundhaltung schon deutlich anmerkte zu welcher Partei sie gehören, die gleichzeitig in der Diskussion aber offen, praxisnah/realistisch,...
  • Detlev Koch: Der Tod von Wolfgang Schlagwein hat mich sehr betroffen gemacht. Ich habe ihn während der Zusammenarbeit im Rat der Stadt Bad Neuenahr -Ahrweiler als einen ausgesprochen kompetenten und unglaublich angenehmen Politiker und Menschen wahrgenommen.
  • Hans.E: sind eigentlich die Pflastersteine aus China mittlerweile angekommen?
  • Jo Wester: Leider, sie haben Fahrrad Wege vergessen!
Alles rund ums Haus
Anzeige Holz Loth
DA bis auf Widerruf
Stellenanzeige Fahrer
Vorabrechnung, Nr. AF2025.000354.0, Oktober 2025
250925 Blick Aktuell MAN 290x210 quer Vallendar KW42 + 43
Stellenanzeige
"Herbstbunt“ in Bad Neuenahr-Ahrweiler, 25. – 26.10.25
Stellenanzeige Sozialarbeiter/Sozialpädagoge Adenau
Herbstbunt Bad Neuenahr-Ahrweiler
Empfohlene Artikel
Weitere Artikel

Vom Rathaus in die Druckerei: Jan Ermtraud erlebt Inklusion hautnah

Schichtwechsel für Bürgermeister Jan Ermtraud

Bad Hönningen. Normalerweise beginnt der Arbeitsalltag von Bürgermeister Jan Ermtraud morgens im Bad Hönninger Rathaus. Dann folgt ein Termin dem nächsten. Wenn er nicht in seinem Büro im ersten Stock sitzt, trifft man ihn meistens in einem der drei Besprechungsräume.

Weiterlesen

Infostand des Fördervereins Hospizbewegung Andernach-Pellenz e.V.

Am Welthospiztag 2025 auf Arbeit aufmerksam gemacht

Andernach. Hospizliche Begleitung ist für alle Menschen da, die dies am Lebensende wünschen. Schwerstkranke und Sterbende werden begleitet und versorgt unabhängig von Nationalität, Religion, Einkommen oder sexueller Orientierung. Der Förderverein Hospizbewegung nahm diesen Tag zum Anlass auf die Hospizarbeit aufmerksam zu machen und zu informieren, die in der Stadt Andernach und der Pellenz angeboten wird.

Weiterlesen

Gewalttätiger Vorfall: Polizei sucht unbekannten Schläger

20-Jähriger auf Kirmes angegriffen

Nettersheim. In den frühen Morgenstunden des Sonntags, dem 19. Oktober, kam es auf einer Kirmes in Nettersheim-Marmagen zu einem gewalttätigen Vorfall mit mehreren Beteiligten. Ein 20-jähriger Mann aus Blankenheim wartete dort in der Kölner Straße gemeinsam mit einem Freund auf eine Angehörige, die ihn nach dem Kirmesbesuch abholen sollte. Während dieser Wartezeit näherte sich eine Gruppe bislang...

Weiterlesen

Dauerauftrag 2025
Rund ums Haus
Imageanzeige
Anzeigenauftrag #PR111825-2025-0042#
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0453#
Titel
Angebotsanzeige (Oktober)
Stellenanzeige
Seniorengerechtes Leben
Rund ums Haus
Ganze Seite Remagen
Anzeige KW 42
Herbstbunt in Bad Neuenahr-Ahrweiler
Anzeige Jubiläum 5 Jahre Bad Neuenahr-Ahrweiler
Anzeige Herbstfest