Koblenzer Haus des Jugendrechts feierlich eröffnet
Harald Kruse: Die späte Geburt ist für uns irgendwie auch ein Segen
Koblenz.„Es ist schon fast peinlich, dass der größte Justizstandort im Land beim Haus des Jugendrechts ein Nachzügler ist“, sagte der Leiter der Koblenzer Staatsanwaltschaft, Harald Kruse, bei der Eröffnungsfeier im Foyer des neuen Justizzentrums: „Die späte Geburt ist für uns irgendwie auch ein Segen. So profitieren wir von den Erfahrungen der anderen fünf Standorte und konnten die Agentur für Arbeit und das Jobcenter Koblenz einbinden.“
Im Haus des Jugendrechts (HdJR) sind auch der Verein Bewährungshilfe, die Bundespolizei, der örtliche Caritasverband, die Opferhilfe-Organisation Weißer Ring und die Polizei mit Büros vertreten. „Es geht darum, die Fälle junger Straftäter möglichst schnell sowie individuell zu behandeln und ihnen einen Weg zurück ins Leben aufzuzeigen“, erklärte bei der Eröffnungsfeier der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz: „Im Haus des Jugendrechts sind Konferenzen zu konkreten Fällen möglich, Akten müssen nicht von Behörde zu Behörde verschickt werden.“
Der neue rheinland-pfälzische Justizminister Gerhard Robbers, für den es der erste öffentliche Auftritt nach seinem Amtsantritt war, betonte, die Häuser leisteten einen wesentlichen Beitrag zur Sicherheit der Bevölkerung im Land: „Verhütung ist das, worum es hier geht. Wir wollen die Kriminalität verringern und den jugendlichen Straffälligen sagen, wo die Grenze ist“, umriss der Justizminister die Aufgabe des HdJR. Im September 2005 wurde in Ludwigshafen das erste Haus des Jugendrechts in Rheinland-Pfalz eröffnet, weitere kamen in Mainz, Kaiserslautern und Trier hinzu, sodass es jetzt in allen Oberzentren des Landes ein solches Haus gibt.
Im HdJR Koblenz arbeiten zwei Staatsanwältinnen, je ein Beamter von Polizei und Bundespolizei sowie Jugendgerichtshilfe, Jobcenter, Arbeitsagentur und die Opferhilfe-Organisation Weißer Ring unter einem Dach zusammen. So gibt es hier für straffällig gewordene Kinder und Jugendliche eine geballte Kraft von Hilfsangeboten. Die reichen von Berufsorientierung, Berufsberatung und Vermittlung in eine Ausbildung (Arbeitsagentur) bis hin zum Anti-Gewalt- und zum anti-sexuellen Aggressivitäts-Training (Caritas).
Das große, renovierte Gebäude an der Ecke der Straße Neustadt ist aber kein Haus der offenen Tür, sie steht jedoch Kindern und Jugendlichen (bis 21 Jahre), die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, stets offen. Ob hier das Ermittlungsverfahren läuft oder vom Gericht bereits eine Strafe verhängt wurde, ist bei dem Besuch nicht wichtig.
Warum die Stadt Koblenz nicht auch Träger des HdJR ist, sondern lediglich einen Kooperationsvertrag bei der Eröffnungsfeier unterzeichnete, erklärte Oberbürgermeister Dr. Joachim Hofmann-Göttig: „Es wird eine Mitträgerschaft geben, wenn der finanzielle Aufwand der Stadt vom Land getragen wird. Das Land hat viele gute Ideen, jedoch muss der Mehraufwand für die Kommunen abgedeckt sein, was hier mit dem Land nicht auszuhandeln war. Die Kooperation mit dem HdJR führt nicht zu einer Mehrbelastung der Kommune.“
Der von Oberstaatsanwalt Harald Kruse, Bürgermeisterin Marie-Theres Hammes-Rosenstein und Polizeipräsident Wolfgang Fromm unterzeichnete Kooperationsvertrag sieht unter anderem regelmäßige Treffen, gemeinsame Entwicklung neuer Maßnahmen, gegenseitige Hospitationen sowie die Bündelung von Diversionsverfahren (strafrechtliche Verfahrenseinstellung) zu gemeinsamen Besprechungsterminen sowie die Einführung einer Fallkonferenz vor.
Heidrun Schulz, Geschäftsführerin der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland der Arbeitsagentur, betonte, dass ihr die neue Gestaltung und engere Zusammenarbeit mit allen Kräften Freude macht: „Ohne Ausbildung gibt es keine gesicherte Arbeit und ohne schulische Ausbildung kein stetes Berufsleben mehr. Hier bündeln wir an einer Stelle die Kompetenzen Berufsberatung und Berufsorientierung.“ Musikalisch wurde die Eröffnungsfeier von einem Quintett des Polizeimusikorchesters umrahmt.
In dem renovierten Eckgebäude in der Straße Neustadt ist das Haus des Jugendrechts untergebracht.
Wolfgang Fromm (rechts), Harald Kruse und Marie-Theres Hammes-Rosenstein unterzeichneten einen Kooperationsvertrag mit der Stadt Koblenz.
