Arbeitsgemeinschaft Bildender Künstler am Mittelrhein (AKM) vergab Preis
Heijo Hangens Lebenswerk geehrt
Hanns-Sprung-Preis wurde erstmals im Forum Confluentes verliehen - Ausstellung des „Koblenzer Urgesteins“
Koblenz. So wie Heijo Hangens Kunst zeichnet sich auch die Musik von Erik Satie aus durch Einfachheit, Ruhe und Klarheit. Sicher ein Grund, warum der Maler, Grafiker und Plastiker diese Musik liebt und zur Preisverleihungszeremonie Werke des Komponisten zu hören wünschte. Den Wunsch erfüllte am Klavier Sebastian Gruber, Schüler der Musikschule Koblenz.
Heijo Hangen sei ein Künstler der besonderen Art, sagte Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig. Ihn als Preisträger zu erleben, freue ihn „tierisch“. Zum ersten Mal sei er 1991, als er Kultur-Staatssekretär des Landes wurde, Hangens Kunst begegnet, als eines seiner Werke in seinem Arbeitsbereich an die Wand gehängt wurde. Damals sei ihm nicht bewusst gewesen, was er heute klar sehe: Der 1927 in Bad Kreuznach geborene Hangen sei ein Koblenzer Urgestein. Sein Herz schlage offensichtlich für Koblenz, wohne er doch seit 1956 im Künstlerhaus Asterstein. Hier lebte er schon einmal 1950/51 fast ein Jahr lang als einer der ersten Stipendiaten. Viele Ehrungen und Auszeichnungen folgten, so zum Beispiel 1991 der Kunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz und im gleichen Jahr der Kulturpreis der Stadt Koblenz.
Eine „verdienstvolle Künstlerpersönlichkeit“
Nun also noch der Hanns-Sprung-Preis der AKM, für dessen Dotierung sich Elisabeth Hansen, 1. Vorsitzende der AKM, immer wieder starkmacht. Der Maler Hanns Sprung ließ sich 1918 in Koblenz nieder, wo er sich neben seiner künstlerischen Tätigkeit auch um die Belange seiner Künstler-Kollegen, insbesondere der jungen Künstler kümmerte. Mit dem nach ihm benannten Preis ehrt die AKM seit 1974 satzungsgemäß alle zwei Jahre eine verdienstvolle Künstlerpersönlichkeit. Als verdienstvoll kann man den Altmeister der konstruktiven Kunst, Heijo Hangen, wahrlich bezeichnen, wie Hansen aufzeigte. Sein künstlerisches Gesamtwerk nehme eine besondere Stellung innerhalb der Kunstszene ein.
Wodurch sich seine Kunst auszeichnet und welchen Verlauf seine künstlerische Entwicklung nahm, machte Dr. Markus Bertsch, Direktor des Mittelrhein-Museums Koblenz, in seiner Laudatio deutlich. Seit sechzig Jahren sei das Werk des „unverwechselbaren Kosmos Hangen“ mit den konkret-konstruktiven Kunstströmungen in Deutschland fest verwoben. Das Modul, die Form, die er 1962 entwickelte, zu dem ein zweites in 1968 hinzukam, markiere das Kernstück seines Schaffens, zeige eine charakteristische Bildsprache. Hangens Werke ließen sich über die elementaren Bestandteile Linie, Farbe, Fläche und Form begreifen. Der Künstler erstellte ganze Reihen und Variationen aus formal-logisch gewonnenen Formen eines Quadrats. Die Interaktion der (Farb-)Flächen ist bei den Werken, die von Linien, Diagonalen und Winkeln beherrscht sind, von großer Bedeutung. Überlegungen zur Farbe als Sinn- und Empfindungsträger reflektieren seine Arbeiten. Der Museumsdirektor bezeichnete Hangen als einen der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler unseres Landes. Bei ihm seien Leben und Werk untrennbar miteinander verbunden, sie bedingten sich gegenseitig.
Mittelrhein-Museum präsentiert einen „Hangen-Raum“
Hangen realisierte auch „Kunst am Bau“-Projekte wie am Koblenzer Kemperhof-Krankenhaus und war Teilnehmer der „documenta 6“ in Kassel. Werke von ihm sind aktuell in der diesjährigen Jubiläums-Ausstellung der AKM „form + farbe“ zu sehen. Das Mittelrhein-Museum, dessen charakteristisches Signet der Künstler 1995 entwarf, zeigt zudem aus Anlass der Ehrung noch bis zum 1. Dezember eine vom Künstler selbst arrangierte Sonderpräsentation im jetzt reinen „Hangen-Raum“ im ersten Obergeschoss. Arbeiten aus unterschiedlichen Schaffensphasen des Künstlers werden hier miteinander kombiniert, was durch das von ihm entwickelte Prinzip der „zeitversetzten Bildkombination“ sehr ästhetisch erlebbar sei, so Bertsch. Schon seit den 1960er-Jahren ist Hangen mit einer regen Ausstellungspräsenz im Museum vertreten, kontinuierlich hat es Werke des Künstlers erworben. In der Sammlung befinden sich Zeichnungen, Aquarelle, Collagen, Serigrafien bzw. Siebdrucke und Gemälde der „Schlüsselfigur des Mittelrhein-Museums“.
Auch Kultur-Staatssekretär Walter Schumacher war gekommen, um den Künstler, vor dessen Lebensleistung er großen Respekt habe, mit einem Grußwort zu ehren. Der „stille Star in der konstruktiven Kunstszene“ habe viele Menschen mit seiner Kunst glücklich gemacht. Ganze 17 seiner Arbeiten seien in der Rheinland-Pfalz-Kunstsammlung enthalten.
Hangen, der sich nach der Überreichung der vom Künstlerkollegen Aloys Rump gestalteten Urkunde und der Hanns-Sprung-Medaille für den noblen Preis von Künstlern für Künstler bedankte, wünschte sich für das nächste Mal einen weiblichen Preisträger, der möglichst auch nicht schon in einem so hohen Alter wie er jetzt sei.
Zur Ausstellungseröffnung bot zudem die Koblenzer Kultur-Stiftung einmal wieder ihre ersten beiden in limitierter Auflage erschienenen Kultur-Aktien aus dem Jahr 2006 an. Sie zeigen die Sequenz 262 und 292 von Heijo Hangen mit linearen und Flächenelementen in Schwarz, Weiß, Grau und Rot.
Auf Heijo Hangens spezielle Bildsprache ging Dr. Markus Bertsch in seiner Laudatio ein.
Mit Heijo Hangen wurde eine Ausnahmeerscheinung des Kunstbetriebs mit dem Hanns-Sprung-Preis ausgezeichnet. Dazu gratulierten (v. r.) AKM-Vorsitzende Elisabeth Hansen, Kultur-Staatssekretär Walter Schumacher, der Koblenzer Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig und Dr. Markus Bertsch, Direktor des Mittelrheinmuseums. Fotos: BSB
