Benefizveranstaltung im „Alten Kaufhaus“ in Koblenz

„In traditioneller Trachtfür Flüchtlinge in Kurdistan“

„In traditioneller Tracht
für Flüchtlinge in Kurdistan“

Martin Görlitz (2. v. l.) stellte die Räumlichkeiten für die Veranstaltung zur Verfügung.

„In traditioneller Tracht
für Flüchtlinge in Kurdistan“

Ein ungewöhnliches Kulturerlebnis im „Alten Kaufhaus“: Bei den multikulturellen Tanz-Darbietungen fühlten sich einige Zuschauer spontan zum Mitklatschen und Mittanzen animiert. BSB

„In traditioneller Tracht
für Flüchtlinge in Kurdistan“

Koblenz. Immer mehr Kurden sind auf der Flucht vor den Kämpfern des „IS“ (Islamischer Staat). Weit über 150.000 haben Schutz gefunden in der Türkei, wo sie in Flüchtlingslagern in Zelten oder gar im Freien leben müssen. Und der harte Winter steht bevor. Die Flüchtlinge brauchen daher dringend warme Kleidung. Um die zu organisieren, rief der 1989 in Berlin gegründete kurdisch-deutsche Hilfsverein, das „Komitee zur Unterstützung kurdischer Flüchtlinge e.V. (C.R.K.R.)“ im Oktober bundesweit zu einer groß angelegten Sachspenden-Aktion auf. Das Komitee bezeichnet sich als partei- und religionsunabhängig, seine ehrenamtlichen Mitarbeiter engagieren sich für die humanitäre Unterstützung kurdischer Flüchtlinge.

Auch in Koblenz wurde mit großer Hilfsbereitschaft auf den Aufruf reagiert. Drei Lkw konnten mit Kartons voller warmer Kleidung beladen werden. Um die Transporte in die Region von Kobane und Shengal zu finanzieren, engagierte sich der im November 2013 in Stuttgart gegründete kurdische Verein „Hezex e.V.“ nach Frankfurt und Stuttgart jetzt auch in Koblenz mit der Organisation einer Benefizveranstaltung im „Alten Kaufhaus“ am Florinsmarkt. Khanda Daudi und Walat Mustafa vom Vorstand des Vereins dankten dem Eigentümer der Immobilie, Martin Görlitz von der Görlitz-Stiftung, der die Räumlichkeiten zur Verfügung stellte für dieses internationale Benefizkonzert unter dem Motto „In traditioneller Tracht für Flüchtlinge in Kurdistan“.

Ein beeindruckendes

multikulturelles Musikerlebnis

Die Veranstaltung erfuhr große Resonanz, zahlreiche Besucher kamen, um den guten Zweck zu unterstützen, aber auch um musikalische und Tanz-Darbietungen zu erleben, die im Koblenzer Kultur-Karussell nicht gerade an der Tagesordnung sind. Die Künstler Navid Zardi, Saam Moosa, Mohammed Mobini, Sakis Ziogas, Johannes Thon und Trang trugen kurdische, persische, griechische, englische und deutsche Lieder vor - ein beeindruckendes multikulturelles Musikerlebnis. In den Pausen gab es zudem Gelegenheit, einen Verzehrbon einzulösen und damit die Vielseitig- und Schmackhaftigkeit der kurdischen Küche kennenzulernen. Teil des Programms waren darüber hinaus eine Modenschau, bei der kurdische Kleider gekauft werden konnten, und eine Tombola.

Großes persönliches

Engagement und viele Helfer

Überall dazwischen und dabei begegnete man der 26-jährigen, in Koblenz lebenden Khanda Daudi, der die Organisation dieser Benefiz-Veranstaltung mit großem Engagement und vielen eifrigen Helfern in kürzester Zeit gelungen war und die zusätzlich - gemeinsam mit Mustafa - den Abend in kurdischer und deutscher Sprache moderierte. Nach einer Schweigeminute für die vielen Kurden, die bereits ihr Leben ließen im Kampf mit der („Wir haben viele verloren“), nahm Daudi die Gelegenheit wahr, für eine besondere Hilfsaktion zugunsten der kurdischen Flüchtlinge zu danken. Dazu bat sie Helmut Liesenfeld von der Kriminalpräventionsstelle im rheinland-pfälzischen Innenministerium auf die Bühne. Er hatte ihr bei dem von ihm Anfang Dezember in Mayen zugunsten von Kinderheimen organisierten Benefizkonzert des Landespolizeiorchesters die Gelegenheit gegeben, die Hezex-Aktion vorzustellen, woraufhin dem Verein allein an diesem Abend rund 900 Euro gespendet wurden.

Unterstützung ist unabhängig von der Glaubensrichtung

Auf der Koblenzer Bühne im „Alten Kaufhaus“ stellten Daudi und Mustafa nach dem Auftritt der griechischen Musikgruppe, zu dem einige aus dem Publikum spontan Sirtaki tanzten, den Verein Hezex vor. Hezex ist der kurdische Name der im Südosten der Türkei gelegenen Region „Idil“. Aus dieser Region stammen die Gründungsmitglieder des Vereins, der, laut Statuten, keine politischen Ziele verfolgt. Neben einer angestrebten Städtepartnerschaft von Esslingen und Hezex habe er es sich zur Aufgabe gemacht, in Deutschland lebende Kurden, egal welcher Glaubensrichtung, ob Muslime, Christen oder Jesiden, dabei zu unterstützen, sich in Deutschland zurechtzufinden.

Ihnen wird konkrete Hilfe angeboten zum Beispiel bei Behördengängen, und vor allem die Jugendlichen erhalten Beratung bei Fragen zu beruflichen Perspektiven. Hezex engagiert sich im präventiven Kampf gegen Isolation und Radikalisierung von Jugendlichen und setzt Schwerpunkte im Bereich Bildung als wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Integration.

Auch die Förderung von Frauenrechten ist erklärtes Ziel von Hezex. Weil Hezex sich derzeit ausschließlich in Baden-Württemberg im Großraum Stuttgart engagiert, hofft er auf „Nachahmer“-Vereine auch in anderen Regionen.

Abend erbrachte rund

5000 Euro an Spenden

Die rund fünfstündige Benefiz-Veranstaltung mit dem einzigen Wermutstropfen, einer zu schwachen und deswegen ständig übersteuerten Verstärkeranlage, hatte am Schluss einen großen Beitrag zur Annäherung der Kulturen geleistet und zudem knapp 5.000 Euro, darunter eine 1000-Euro-Spende von Lotto Rheinland-Pfalz, „eingespielt“. Weitere Geldspenden werden dringend benötigt. Spendenkonto: C.R.K.R. Komitee zur Unterstützung kurdischer Flüchtlinge e.V., IBAN: DE72 1005 0000 0190 0653 11, BIC: BELADEBEXXX bei der Berliner Sparkasse.