Stadt-Politik im Gespräch
„Koblenz gemeinsam nach vorn! Aber wie?“
Prof. Dr. Hofmann-Göttig macht die Kommunalpolitik in Koblenz zum Thema seines Seminars an der Universität
Blick aktuell: Sie starten im Wintersemester an der Uni Koblenz eine neue Vorlesungsreihe. Hat ein Oberbürgermeister noch Zeit übrig?
Prof. Dr. Hofmann-Göttig: Zeit zum Verschenken gibt es bestimmt nicht, es kommt am Ende auf die Prioritäten an, die man sich setzt. Die Vorlesungen als ehrenamtlicher Dozent finden ja auch nicht völlig losgelöst von der Oberbürgermeister-Tätigkeit statt. Die Themenwahl orientiert sich in diesem, wie auch im letzten Wintersemester am kommunalpolitischen Geschehen. Ging es beim letzten Mal um die Bürgerbeteiligung, so geht es nun um Lokalpolitik. Das Seminar trägt den Namen „Koblenz gemeinsam nach vorn! Aber wie? - Stadt-Politik im Gespräch“. Ein aktuelles Thema, gerade im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Sparmaßnahmen und Stadtgestaltung sowie der bevorstehenden Kommunalwahlen im kommenden Jahr. Deswegen werde ich die Vorlesungsreihe, die als Praxisveranstaltung konzipiert ist, auch nicht alleine bestreiten, sondern habe den Studierenden und mir wieder Gäste eingeladen. Diese kommen aus den sechs Fraktionen des Stadtrates. Dargestellt werden soll das Spannungsverhältnis zwischen den Visionen, die Stadt immer weiter nach vorne zu bringen und der dann wiederum leider nicht mehr so einfachen Realisierung dieser Visionen. Wir blicken auf die Ausrichtung von Stadtpolitik und die Standpunkte der einzelnen Parteien. Die Studierenden werden im Rahmen einer Exkursion auch eine Stadtratssitzung besuchen. Ich freue mich schon ungemein auf die Vorlesungen, denn es macht mir sehr großen Spaß, jungen Menschen Politik näher zu bringen, da kann ich zwischenzeitlich schon auf eine vierzehnjährige Lehrerfahrung an Universitäten zurückblicken. Das Besondere für meine Seminarteilnehmer wird natürlich sein, dass wir nicht nur aus der medial bekannten Sicht auf die Dinge blicken, sondern hinter die Kulissen.
Blick aktuell: Klischeehaft verbindet man heute mit jungen Menschen eher ein Desinteresse an politischen Fragen, oder?
Prof. Dr. Hofmann-Göttig: Mitnichten! Das mag vielleicht der Eindruck einzelner sein, aber im großen Ganzen kann ich keine entpolitisierte Jugend wahrnehmen. Dafür glaube ich sind auch die Themen viel zu aktuell, nehmen wir die Energiepolitik oder die Datenschutzdebatte, die auch jüngere Generationen noch lange begleiten werden. Ich kenne eine große Zahl junger Menschen, die sich überaus engagiert den Fragen der Politik stellen, zum Beispiel in den Jugendverbänden der Parteien, im Jugendrat oder in Schülervertretungen. Schon im letzten Wintersemester hatten wir in meinem Seminar ganz tolle und gewinnbringende Diskussionen über kleine und große politische Themen. Ich denke, es ist oft eben auch eine Frage der Darbietung, heute nennt man es Performance, ob man junge Menschen mit seinen Aussagen erreicht. Es ist mir schon klar, dass es natürlich ein kleiner Bonus ist, wenn der Oberbürgermeister selbst in so einem Themenfeld als Dozent auftritt. Aber gerade diese Verbindung meiner theoretischen und praktischen Erfahrungen, bzw. der unserer Seminargäste, soll Interesse wecken. Das hat zunächst schon einmal für gute 30 Seminaranmeldungen zukünftiger Sozialkundelehrer geführt. Interessierte Gasthörerinnen und Gasthörer sind übrigens eingeladen, an den Vorlesungen in der Uni Koblenz, immer mittwochs, ab 8:15 Uhr, teilzunehmen.
Weitere Infos unter
www.Hofmann-goettig.de
