Ferhat Cato: 25 Jahre Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Koblenz-Goldgrube
"Mit Kante und Profil"
Koblenz-Goldgrube. Seit 25 Jahren ist Ferhat Cato Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Koblenz-Goldgrube. Die Jubiläums-Feierstunde ihm zu Ehren wurde im Pfarrsaal St. Franziskus abgehalten. Mehr als 35 Jahre lang ist der im ehemaligen Jugoslawien geborene 54-Jährige ein Sozialdemokrat und eines der heute rund 500.000 Parteimitglieder. Und beinahe genau so lang ist Cato konsequenterweise ein Gewerkschafter.
Partei und Gewerkschaft
Wie ein roter Faden ziehen sich Partei und Gewerkschaft durch seinen Werdegang, ein zweites Gleis befährt er mit seiner Leidenschaft für Fußball. Dem „Verein der kleinen Leute“, „Schalke 04“, ist er mit Haut und Haaren verfallen. Einer der vielen Gäste, die Cato bei der Jubiläumsfeier begrüßen durfte, war Detlev Pilger, Stadtratsmitglied und Koblenzer SPD-Bundestagsabgeordneter. Er gratulierte dem Parteigenossen und dankte ihm für die langjährige Arbeit im Ortsverein. Als Vorsitzender der SPD-Goldgrube habe er - ganz treuer, echter Sozialdemokrat - immer wieder entscheidend zu hervorragenden Wahlkampfergebnissen für die Koblenzer SPD beigetragen und viele neue Mitglieder gewonnen.
Beständigkeit des Wahlbezirks
Die Beständigkeit des Wahlbezirks, so Pilger weiter, sei nicht zuletzt das Verdienst dieser streitbaren Person mit Kante und Profil, die sich nicht weich klopfen lasse und die sozialdemokratischen Ziele nie vergesse. So ticke er eben, bestätigte Cato. Ihm sei es wichtig, nie zu vergessen, wo er herkomme, das wertzuschätzen und es aufrechtzuerhalten. Sozialdemokratisch hieß Cato seine Gäste als Gleiche unter Gleichen willkommen. Es feierten mit ihm Genossen, mit und ohne Migrationshintergrund, Gewerkschafter und Fußballvereins-Aktive aus Koblenz, Bendorf und ferneren Regionen.
Kurzer Rückblick
Ihnen allen gab er einen kurzen Rückblick über die Entwicklung des Stadtteils Goldgrube und zeigte seine Sicht auf die Situation der SPD in Stadt und Land. Ihr fehle es an Kümmerern für die Leute, das koste Wählerstimmen. Die Menschen brauchten das ganze Jahr über Ansprechpartner, nicht nur zu Wahlkampfzeiten. Cato scheint ein solcher Kümmerer zu sein, wie die Anekdoten, die er aus seiner Arbeit im Ortsverein zum Besten gab, zeigten. Für kein scheinbar noch so nebensächliches Anliegen der Bürger dürfe man sich zu schade sein, „dafür sind wir da“, stellte er klar. Er wolle keinen Dank für das, was er für „unsere demokratische Gesellschaft“ leiste, er empfinde es als Selbstverständlichkeit. Weil Politiker auf Parteitagen nur noch zum Abnicken erschienen und sich mit Posten-Geschachere beschäftigten, sei ein immer stärkeres Abwenden der Bevölkerung von der Politik auszumachen. Die negative Entwicklung der SPD, die unter Willy Brandt und Helmut Schmidt noch rühmliche Stimmenanteile verbuchen konnte, scheint Cato richtig wütend zu machen, zumal sie hausgemacht sei, auch in Koblenz, wo die SPD bei den Stadtratswahlen noch nicht einmal 25 Prozent der Stimmen erhielt. Wenn er die Gründe für das schlechte Abschneiden, auch im Stadtteil, anspreche, bringe es Ärger. Doch zuweilen habe er gerne Ärger, zeigte sich Cato kämpferisch.
Cato sagt, was er denkt
Wenn eine Partei wie die SPD mit ihrem progressiven Getue, die jeder Modebewegung hinterherlaufe derart vor sich herdümpele, werde sie eben geschliffen. Der Träger der Willy-Brandt-Medaille, der höchsten Auszeichnung der deutschen Sozialdemokratie, sagt, was er denkt. So kennt ihn auch der Bendorfer Ortsverband des Deutschen Gewerkschaftsbunds, dessen Vorsitzender er ist, und so kennt man ihn bei der Bendorfer Stadtverwaltung, wo er sich besonders in den Bereichen der städtischen Jugendpflege und Integration/Migration verdient gemacht hat. Im vorigen Jahr feierte er dort sein 25-jähriges Dienstjubiläum. Daneben engagiert sich Cato in zahlreichen Vereinen und schreibt politische Essays und Bücher, wie das in 2013 veröffentlichte „Hat sich die SPD überlebt?“. Trotz der vielen negativen Töne gegenüber seiner Partei, versprach Cato, der Goldgrube zunächst weiter erhalten zu bleiben und erntete dafür zustimmenden Applaus.
Gerechtfertigte Kritik
Am „Kölschen Buffet“, für dessen Kosten Cato persönlich aufgekommen war, wie er betonte, durften sich die Gäste stärken, bevor zwei weitere seiner Wegbegleiter ihre Grußworte überbrachten. Der frühere Koblenzer Oberbürgermeister Eberhard Schulte-Wissermann, auch ein Genosse, der mit seiner Ehefrau zur Feier gekommen war, gratulierte nicht nur Cato, sondern ebenso dem Ortsverein zu seiner guten Entscheidung, den „Genossen Ferhat“ zum Vorsitzenden zu nehmen. Zudem verteidigte der Alt-OB Ferhats kritische Stimme als sehr häufig zutreffend. Auch dessen Kritik gegenüber der Partei halte er in weiten Teilen für gerechtfertigt. Mit seiner Art, deutlich auf den Tisch zu hauen, verteidige er seine Überzeugung, die identisch sei mit dem, wofür die SPD von Beginn an kämpfe: Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität.
„Ganz weit vorne“
Der nächste Redner, Peter Zysik, Geschäftsführer des Fußballvereins VfL Neuwied und Gesamtbetriebsrats-Mitglied der „Metro Group“ ging zunächst auf die ihn mit Cato verbindende Fußball-Leidenschaft ein. Weiter erzählte er von gemeinsam Erlebtem, wie der Begegnung mit Willy Brandt, dem Mann, der einer der wichtigsten Gründe für sie beide gewesen sei, in die SPD einzutreten. Und sie begegneten Annemarie Renger, der „Grande Dame“ der deutschen Sozialdemokratie, für deren Satz „Links neben der SPD gebe es nichts“ Ferhat sie „geknutscht“ habe. Zysik lobte Cato besonders für seine Gewerkschafts-Arbeit. Mit seiner Art, die Tradition zu transportieren, begeistere er die jüngeren Kollegen, da sei er „ganz weit vorne“. „In diesem Sinne: Freundschaft und Glück auf“, schloss Zysik seine Ansprache. Ein sehr persönliches Geschenk erhielt Cato schließlich von seinem Freund, dem Bürgermeister der Stadt Boppard, Dr. Walter Bersch. Der packte seine Gitarre aus und trug solche Lieder vor, die besonders das ausdrücken, was Sozialdemokratie ausmache, wie er sagte. Die meisten, wie beispielsweise das „Bürgerlied“, waren Lieder der Arbeiterbewegung. Viele Gäste sangen mit. Als Schlusslied für Catos Jubiläumsfeier wählte Bersch „Wann wir schreiten Seit‘ an Seit‘“. Es ist seit Jahrzehnten auch das Schlusslied auf SPD-Parteitagen.
Ein sehr persönliches Geschenk erhielt Cato schließlich von seinem Freund, dem Bürgermeister der Stadt Boppard, Dr. Walter Bersch. Der packte seine Gitarre aus und trug Lieder vor.
Der frühere Koblenzer Oberbürgermeister Eberhard Schulte-Wissermann, auch ein Genosse, gratulierte Cato.
