Allgemeine Berichte | 21.07.2015

13. Auflage des Weltmusikfestivals „Horizonte“ auf der Festung Ehrenbreitstein

Musikalisches Treffen der Kulturen

Musikalisches Treffen der Kulturen

Koblenz-Ehrenbreitstein. Bei hochsommerlichen Temperaturen wurde die 13. Auflage des Weltmusikfestivals „Horizonte“ auf der Festung Ehrenbreitstein gefeiert. An den drei Festivaltagen traten auf vier Bühnen insgesamt 15 Bands auf, einige von ihnen durch diverse Auszeichnungen geadelt. Um möglichst viel Musik zu erleben, pilgerten die Festivalgäste von einem Spielort zum anderen über das Festungsgelände. Unterwegs gab es reichlich Gelegenheiten, sich an internationalen kulinarischen Beiträgen zu laben oder sich etwas Schönes zur Erinnerung zu kaufen. Wer jedem der 60- bis 90-minütigen Konzertbeiträge von Anfang bis Ende zuhören wollte, schaffte es zumindest an den ersten beiden Hauptveranstaltungstagen nicht, jede Musikgruppe zu sehen, zumal Wegezeiten noch hinzuzurechnen waren. Nicht alle ließen sich im engsten Sinne des Begriffs als „Weltmusik“-Repräsentanten einordnen, die ursprünglich ethnische und nicht westliche Musikformen vorstellen. Die Überzahl der Musikgruppen hatte der Festival-Veranstalter, „Förderverein Kultur im Café Hahn“, allerdings aus exotischen Regionen wie Jamaica, dem Senegal, Cuba, Mexiko oder Kolumbien auf die Festung eingeladen. Damit einher ging eine große Musikstil-Vielfalt. Die kolumbianische Band „Pedrina Y Rio“, deren „Lieder geprägt von kolumbianischer, argentinischer und mexikanischer Folklore“ sein sollten, schmeichelte sich mehr mit (lateinamerikanischen Alternativ-) Popsongs in die Ohren ihres Publikums. Mit dem 1974 erschienenen, später international sehr erfolgreichen Hit „Porque te vas“, von der zarten Sängerin mit Kleinmädchen-Stimme ins Mikrofon gehaucht, eröffnete die Band das Festival auf der Sparkassenbühne. Vor der musikalischen erfolgte die offizielle Eröffnung durch Festival-Moderator Stephan Maria Glöckner, Gründer der deutschen New-Latin-Popband „Menino“. Als Überraschungsgast begrüßte er den Koblenzer Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig auf der Bühne, der die Horizonte-Freunde in Koblenz willkommen hieß und betonte, welch hohen Stellenwert diese „wunderbare Veranstaltung“ bei der Bespielung der Festung einnehme. Während sich vor dieser Bühne schon eine große Zuschauerzahl versammelt hatte, war der dem immer noch gleißenden Sonnenlicht ausgesetzte Spielort „Oberer Schlosshof“ noch sehr schwach besucht. Hier präsentierte das fünfköpfige mexikanische Ensemble „Mariachi Semblanza“ folkloristisch gefärbte Weltmusik. Trotz der großen Hitze zog es mit den typischen großen Sombreros und den engen Westen der Charro-Tracht wie Straßenmusiker auf dem großen Platz umher, suchte sich immer wieder neue Menschengruppen als sein Publikum, dem es die von Gitarren, Trompete und Geige gespielte Mariachi-Musik vorstellte. Gesungen wurde in verteilten Rollen. Mal waren die Musiker stolze und inbrünstig singende Solisten, mal waren sie ein Chor. Publikumswünsche setzten sie spontan in ein temperamentvoll ausgeführtes Privatkonzert um. Nur wenige Schritte weiter lockte die Festungskirche als erfrischend kühler Aufführungsort. Hier vermischten sich die Klänge der durch Gastmusiker verstärkten Koblenzer Band Blenz mit „canzone napoletana“. Schon seit Jahren hat sich das „Blenz“-Gründungsmitglied, Gitarrist Günther Ratzke, zusammen mit dem neapolitanischen Sänger Biagio Lombardi dem musikalischen Projekt der „canzones“ verschrieben. Das traditionelle, mehr als hundert Jahre alte neapolitanische Liedgut interpretierte der Sänger mit viel Pathos und einer leicht rauchig gefärbten Tenorstimme - natürlich in neapolitanischer Sprache. Den leichten, musikalisch fröhlichen Einstieg gestaltete er mit dem neapolitanischen Schlager „Chella Llà“ aus dem Jahr 1956. Schade nur, dass die Übertragung per Mikrofon hier und da ein wenig hakte. Eine gänzlich anders gefärbte Musik aus Italien spielte das 1975 gegründete, traditionelle Musik-Ensemble „Canzoniere Grecanico Salentino“ von der im Süden Apuliens gelegenen und von noch ein paar wenigen griechischen Gemeinden durchzogenen Halbinsel Salento. Im Jahr 2010 wurde die Gruppe als beste italienische Weltmusik-Band ausgezeichnet. Das Koblenzer Publikum versetzte sie mit eindringlich intensiver Musik in eine Erstaunen beinhaltende Ekstase. Die sieben hoch professionellen, zumeist multi-instrumental begabten Musiker lieferten eine faszinierende, von tiefen Bässen unterlegte Bühnenschau. Großartige Stimmen, besonders atemberaubend in der Vielstimmigkeit, wechselten sich ab mit einem oft teuflisch-schnellen instrumentalen Spiel, bei dem besonders der Geigen- und der Akkordeonspieler (Mauro Durante und Massimiliano Morabito) manches Mal viele Minuten lang zu Hochform aufliefen. Silvia Perrones Pizzica-Tanz mit einem weißen Tuch fügte dem Auftritt ein romantisch anmutendes und zauberhaftes Element hinzu.

Eine sehr westliche „Weltmusik“ brachte die vor Energie strotzende achtköpfige holländische Musikgruppe „Bazzookas“ mit dem als Ska-Punk benannten Musik-Stilmix auf die Bühne und beglückte damit das zahlenmäßig starke und vorwiegend junge Publikum. „Mit Pauken und Trompeten“ feierten die Musiker, angeführt von dem Sänger Bazz Barnasconi, der sich als ein vor Temperament brodelnder Animateur erwies, ihre eigene große Musikparty - hyperaktiv, schrill-verrückt und laut. Noch viele weitere Musikgruppen und Sänger drückten an allen drei Tagen dem Festival ihren ganz individuellen Stempel auf. Mal in leisen Tönen, mal mit großer Klanggewalt fand jedes Ensemble sein Publikum, das die klingendens Sommernächte auf Ehrenbreitstein in vollen Zügen genoss.

Der neapolitanische Sänger Biagio Lombardi interpretierte gemeinsam mit den um Gitarrist Günther Ratzke (re.) versammelten Musikern „canzone napoletana“. Beim italienischen Musik-Ensemble „Canzoniere Grecanico Salentino“ dominierte das teuflisch-schnelle Spiel. Festival-Moderator Stephan Maria Glöckner begrüßte als Überraschungsgast den Koblenzer Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig auf der Bühne. Fotos: BSB Das Ensemble „Mariachi Semblanza“ sang und spielte die typisch mexikanische Folklore-Musik.
Musikalisches Treffen der Kulturen
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Die kolumbianische Band „Pedrina Y Rio“ umschmeichelte das Publikum mit (lateinamerikanischen Alternativ-)Popsongs.

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